Suizid bei Foxconn belastet Apple
Nach dem Suizid eines chinesischen Managers des iPhone-Herstellers Foxconn werden vermehrt Vorwürfe gegen Apples Geheimhaltungspolitik laut. Apple hat nun erstmals öffentlich zu dem Vorfall Stellung genommen.
Der Suizid eines Mitarbeiters des taiwanesischen iPhone-Herstellers Foxconn International verdüstert derzeit das öffentliche Image des Computer- und Unterhaltungskonzerns Apple.
Laut dem Bericht der chinesischen Tageszeitung "Southern Metropolis Daily" hat sich der 25-jährige Foxconn-Manager Sun Danyong selbst getötet, nachdem drei Sicherheitsmänner des Konzerns seine Wohnung nach einem fehlenden iPhone-Prototyp durchsucht haben.
Der Manager sei dabei von den Sicherheitsmännern geschlagen worden, der verantwortliche Sicherheitschef Gu Qinming bestreitet das. Die Mitarbeiter der Konzernsicherheit konnten das fehlende Gerät nicht finden. Daraufhin habe Gu ihn für den 15. Juli in sein Büro bestellt.
Fehlende Prototypen
Sun sei daraufhin am 16. Juli aus seinem Appartement im 12. Stock gesprungen, wie chinesische Tageszeitungen berichten. Sun, der in der Kommunikationsabteilung von Foxconn im südchinesischen Shenzhen gearbeitet hat, hatte die Aufsicht über insgesamt 16 Prototypen des neuesten iPhone-Modells.
Am 10. Juli war, so die Tageszeitung "China Daily", bei der Übersendung der Prototypen an Apple-Mitarbeiter aufgefallen, dass eines der Geräte fehlte. Das hat Sun am 13. Juli seiner Firma gemeldet, die daraufhin eine Untersuchung startete. Eine Analyse von Nachrichten, die der Manager in einem Online-Chatdienst an seine Freundin und einen alten Schulfreund geschickt hatte, habe ergeben, dass er vor seinem Suizid noch versucht hatte, das fehlende Gerät zu finden.
In öffentlichen Stellungnahmen haben sowohl Foxconn als auch Apple am Mittwoch den Vorfall bedauert. Foxconn sagte, man werde sich in Zukunft um eine bessere psychologische Unterstützung seiner jungen Mitarbeiter bemühen. Man habe Gu, den verantwortlichen Chef der Sicherheitsabteilung, vom Dienst suspendiert und der chinesischen Polizei überstellt.
Sun arbeitete seit 2008 bei Foxconn, das zum taiwanesischen Konzern Hon Hai gehört. Laut "China Daily" war er Absolvent der renommierten Technischen Universität Harbin und stammte aus einer armen Familie. Er hatte die Anleihe für seine Studiengebühren noch nicht voll zurückbezahlt.
Produktionsbedingungen in China
Apple ließ von einer Konzernsprecherin in Hongkong verlauten, man wolle die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchung abwarten. Man verlange, dass alle Zulieferer ihre Mitarbeiter respektvoll behandeln. Weitere Statements wollte der Konzern nicht abgeben. Westliche Tageszeitungen, beispielsweise der britische "Daily Telegraph", haben am Mittwoch Apple übertriebene Geheimhaltung im Zusammenhang mit seinen Produkten vorgeworfen. Malcolm Moore, Shanghai-Korrespondent des "Daily Telegraph" bezeichnet Foxconn in seiner Meldung zu Suns Selbstmord als "obsessiv" bezüglich der Konzernsicherheit und Geheimhaltung.
Foxconn war zuletzt 2006 ins Gerede gekommen, nachdem der Konzern zwei Journalisten der chinesischen Zeitung "China Daily Business" geklagt hatte, die über die mutmaßlich schlechten Arbeitsbedingungen in den südchinesischen Fabriken des Konzerns berichtet hatten. Apple hatte daraufhin die Arbeitsbedingungen in der Foxconn-Fabrik in Schanghai prüfen lassen, Foxconn hatte die für die Journalisten existenzbedrohende Klage im September 2006 zurückgezogen. Das Unternehmen stellt auch Computer für Hewlett-Packard und Telefone für Motorola her. Auch die beliebte Spielekonsole Wii von Nintendo wird von Foxconn produziert.
(Reuters/AP/futurezone)