Leiser Marktstart für Windows 7
Vergleichweise leise führt Microsoft sein neues Betriebssystem Windows 7 ein. Der Start von Windows Vista wurde noch von einer aufwendigen Marketingkampagne unter dem Motto "Wow" begleitet, Windows 7 soll offenbar selbst für sich sprechen. Microsoft wird nicht müde zu betonen, dass man bei der Entwicklung auf die Wünsche der Kunden gehört habe.
"Ich kann aus reinem und tiefstem Gewissen sagen, das ist das am besten getestete Windows", sagte Petra Jenner, Geschäftsführerin von Microsoft Österreich, am Mittwoch beim offiziellen Start von Windows 7 für Privatanwender und KMUs in der Wiener Urania. "Es gibt keinen Grund, nicht zu migrieren", so Jenner weiter, gefolgt von leicht betretenem Schweigen des Auditoriums.
16.000 Online-Befragungen, acht Millionen Betatester, zahlreiche Usability-Studien und eine Milliarde Kundensessions haben laut Microsoft das nötige Feedback geliefert, um Windows 7 zu dem Umsatzbringer zu machen, der Vista nie war.
Sparstift statt großer Werbekampagnen
Auf große Marketingkampagnen will der Hersteller, nicht zuletzt wegen des selbst auferlegten Sparprogramms anlässlich der beiden letzten verhältnismäßig schlechten Quartale, hierzulande diesmal verzichten. Einzig der ins Logo von Windows 7 gehüllte Uniqa Tower in Wien zeugt bis Donnerstag weithin sichtbar vom Marktstart von Windows 7.
Der Grund dafür ist simpel: Die Uniqa-Versicherung ist gemeinsam mit dem heimischen IT-Dienstleister Raiffeisen Informatik eines von 40 Unternehmen weltweit, die am Windows-7-First-Wave-Programm teilnehmen, und damit ein Referenzkunde für Microsoft. Innerhalb der kommenden 18 Monate sollen die 7.500 Rechner von Uniqa auf Windows 7 umgestellt werden, Raiffeisen Informatik hat dazu derzeit 200 Pilotinstallationen bei seinen Entwicklern laufen.
Keine Zahlen für den heimischen Markt
Wie viele heimische Unternehmen in Summe umsteigen werden, wollte Microsoft nicht sagen, da der Hersteller wie auch andere börsennotierte Unternehmen keine Zahlen für lokale Märkte nennt. Dafür berief sich Microsoft Österreich am Mittwoch erneut auf die Studie von IDC, die bis Ende 2010 177 Millionen weltweit verkaufte Lizenzen von Windows 7 vorhersagt.
IDC erwartete aber auch beim Marktstart von Vista Anfang 2007 bis Ende 2007 105 Millionen Vista-Anwender weltweit. In den knapp drei Jahren seit Marktstart hat sich Vista aber lediglich 180 Millionen Mal verkauft. Laut dem US-Martforscher Forrester wollen 57 Prozent aller Unternehmen weltweit in den ersten 18 Monaten auf Windows 7 umsteigen. Erste echte Zahlen wird Microsoft wohl bei den nächsten Quartalsergebnissen in drei Monaten vorlegen.
Mehr Effizienz und Arbeitsplätze, weniger Kosten
Im Marketing legt Microsoft großen Wert auf die Aspekte Effizienz und Kostenersparnis, die Nutzer und Firmen durch Windows 7 haben sollen. Studien würden belegen, dass allein durch die bessere Suchfunktion eine Arbeitszeitersparnis möglich sei, und der Stand-by-Modus von Windows 7 solle bis zu 50 Euro Strom pro Jahr sparen, so Jenner.
Zudem soll Windows 7 laut IDC die Wirtschaft ankurbeln und weltweit 300.000 Arbeitsplätze schaffen, davon 40.000 in der EU. Weitere IDC-Studien gehen davon aus, dass Partnerunternehmen von Microsoft bis Ende 2010 durch den Verkauf und durch Services rund um Windows 7 320 Milliarden US-Dollar erwirtschaften, 70 Mrd. davon sollen auf Europa entfallen.
Auf den Spuren von Windows XP
Die immer noch hohe Durchdringungsrate von Windows XP, die laut Net Applications bei derzeit 71,5 Prozent liegt, erklärte Microsoft-Sprecher Thomas Lutz damit, dass Firmen nicht auf jedes neue Betriebssystem umsteigen, sondern zumindest eine Version überspringen. So gesehen hat Windows 7 jede Menge Marktpotenzial.
(futurezone/Nadja Igler)