© ORF.at/Nadja Igler, Brillen des Acer 3-D-Notebooks

Monster-Notebook in 3-D

HARDWARE
02.12.2009

Mit dem Aspire 5738DG 3D bringt Acer ein Notebook mit 3-D-fähigem Bildschirm auf den Markt und zeigt dabei gleich die Probleme der neuen Trendtechnologie auf. Die Inhalte sind bisher spärlich gesät, das System selbst nur bedingt benutzerfreundlich. Auch wenn die Effekte zum Teil atemberaubend sind, muss die Industrie noch einiges tun, damit 3-D doch noch ein Erfolg wird.

Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin im September war der Trend nicht zu übersehen: 3-D soll in Zukunft unseren medialen Alltag um eine Dimension reicher machen - im Kino, vor dem Fernseher und am Computer. So wollen es zumindest die Hersteller.

3-D fristet bisher Nischendasein

Idee und Konzept sind nicht neu: Zuletzt hatte die Unterhaltungsindustrie in den 80ern versucht, mit Rot-Grün-Brillen die Zuseher für dreidimensionales Fernsehen zu begeistern, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. In den 90ern wurde es wieder ruhig um 3-D, nur die IMAX-Kinos versuchten, ihr Angebot damit aufzulockern. Im Bereich der Games versuchte die Industrie ebenfalls immer wieder, mit verschiedenen 3-D-Konzepten mehr Realismus ins Spiel zu bringen, allerdings auch hier mit wenig Erfolg.

Kurz: 3-D ist kein Kassenschlager. Diesmal will die Industrie den Durchbruch aber schaffen, zahlreiche Hersteller kündigten auf der IFA eigene 3-D-fähige Fernseher und Computer an.

Technische Daten:

Der Rechner kommt mit einem 15,6 Zoll großen und glänzenden Monitor (Auflösung 1.366 x 768 Pixel), einem Intel Core 2 Duo P7450 (2,13 GHz), vier GB RAM, einer ATI Mobility Radeon HD 4570 (512 MB GDDR3), einer 500-GB-Festplatte, DVD-Brenner, WLAN (b/g/n), Fingerprintreader, Sechs-Zellen-Akku und integrierter Webcam und kostet im heimischen Handel 799 Euro.

Effekte nur mit Brille sichtbar

Um Inhalte überhaupt in 3-D sehen zu können, braucht es spezielle Technik. Die hat aber immer noch ihre Tücken. Acers Notebook Aspire 5738DG 3D etwa verwendet die Polarisationsfiltertechnik. Dabei ist der Bildschirm mit einer speziellen Beschichtung ausgestattet, die dafür sorgt, dass das vom LCD-Panel ausgesandte Licht Zeile für Zeile abwechselnd auf zwei verschiedenen Ebenen polarisiert ausgesendet wird. Mit dem nackten Auge sind die Bilder nur zweidimensional sichtbar. Erst mit der mitgelieferten Spezialbrille, die für das linke und rechte Auge jeweils verschieden polarisiertes Licht durchlässt, entsteht der angestrebte Effekt, das Gehirn setzt die beiden zweidimensionalen Bilder zu einem dreidimensionalen zusammen.

Acer legt dem Notebook, das ORF.at als Vorserienmodell zur Verfügung stand, sowohl eine Brille als auch Polarisationsgläser bei, die sich auf normale Brillen aufstecken lassen. Außer Brille und Spezialdisplay braucht der Nutzer noch eine Software, die Bilder für das 3-D-Erlebnis aufbereitet. Auf dem Acer-Notebook erledigt das die Software TriDef 3D.

Probleme bei gemischter Darstellung

So beeindruckend die mit dem Gerät mitgelieferten 3-D-Bilder auch sind, das System versagt bei der Darstellung gemischter Inhalte. Ein Beispiel: Microsofts Virtual Earth in 3-D läuft in einem Browser-Fenster. Die Karte selbst gewinnt durch Software und Brille an Tiefenwirkung, die restliche auf dem Monitor sichtbare Umgebung wie die Browser-Leiste bleibt aber zweidimensional und wird unscharf. Wer länger hinsieht, bekommt davon Kopfschmerzen. Die Texte auf dem Schirm sind nur schwer lesbar, für jegliche Interaktion abseits der 3-D-Karte selbst empfiehlt es sich, die Brille wieder abzunehmen. Ohne Brille jedoch erscheint wiederum die Karte nur verschwommen und ist damit nutzlos.

Laut dem TriDef-Anbieter DDD kann die Software alle verfügbaren 3-D-Inhalte entsprechend verarbeiten und anzeigen. DirectX9-Spiele wie "Anno 1404", "Bioshock" und "Left 4 Dead" soll der TriDef-Ignition-Treiber ebenfalls unterstützen, allerdings zu Lasten der Spielflüssigkeit, da die Inhalte dazu umgewandelt werden. Die nicht besonders starke Grafikkarte des Notebooks (ATI Mobility Radeon HD 4570) könnte die Nutzung zusätzlich verleiden.

Mangelware 3-D-Inhalte

Solange man sich in der Übersicht - dem Launcher - von TriDef 3D befindet, sind die unterschiedlichen Darstellungsarten kein Problem - bis sich eine Dialogbox von Windows 7 öffnet, die nicht in 3-D dargestellt wird und wiederum entsprechend unscharf ist. Die Polarisationstechnik erlaubt zudem nur wenig Abweichung vom optimalen Betrachtungswinkel, man sollte schon möglichst ruhig vor dem Gerät sitzen, um den 3-D-Effekt sehen zu können.

Die von Acer vorinstallierten Bilder und Videos wirken durch die Brille zum Teil fast lebendig und auf alle Fälle faszinierend. Allerdings hält sich ihre Anzahl in engen Grenzen. TriDef 3D kann zwar laut Hersteller 2-D-Inhalte in 3-D "umwandeln", der Effekt ist bei Filmen und Bildern zum großen Teil aber nur marginal bemerkbar. Dafür waren bei Filmen wieder die erwähnten Linien auf dem Bildschirm sichtbar. Sprich: Für richtiges 3-D braucht es einfach die passenden Inhalte.

Die IMAX-Betreiber machten oft die fehlenden Filme für den mangelnden Erfolg von 3-D verantwortlich. Zumindest das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Immer mehr Filme werden auch in 3-D bereitgestellt, der prominenteste Vertreter ist wohl James Camerons "Avatar: Aufbruch nach Pandora". Das Spiel dazu wird Entwickler Ubisoft ebenfalls in einer 2-D- und einer 3-D-Variante anbieten.

Auch in der Fotografie soll das alte Prinzip der Stereokameras für den Einsatz in der digitalen Welt wiederbelebt werden. Fuji hat mit der FinePix Real 3D W1 bereits eine - mit rund 500 Euro Straßenpreis recht teure - Kompaktkamera für 3-D-Aufnahmen vorgestellt, weitere Hersteller sollen angeblich folgen. Bis ausreichend Inhalte in 3-D vorliegen, wird es allerdings noch eine Weile dauern.

Auf der IFA kündigten Sony, Panasonic und Philips entsprechende Produkte beziehungsweise Investitionen in 3-D an. 2010 wollen Sony und Panasonic 3-D-Fernseher auf den Markt bringen. Samsung hatte bereits einen 3-D-fähigen Fernseher in Österreich im Angebot, ihn wegen mangelnden Interesses aber wieder vom Markt genommen - man warte auf die Inhalte, erklärte Samsung dazu im September gegenüber ORF.at.

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Technologie im Konkurrenzkampf

Wer sich trotz aller Hürden schon jetzt einen 3-D-fähigen Fernseher oder Computer zulegen möchte, muss ferner damit rechnen, dass die von ihm gewählte Technologie nicht überlebt. Neben der Polaristatonstechnik gibt es nämlich noch die erwähnten Rot-Grün-Brillen sowie Shutterbrillen, welche derzeit die beste Qualität liefern. Bei Shutterbrillen werden die für die 3-D-Anzeige notwendigen Teilbilder durch sehr schnelles abwechselndes Abdunkeln jeweils eines einzelnen Auges an die Augen gelassen. Beim Acer-Notebook ist zudem nicht klar, ob auch andere Software als die mitgelieferte für die Anzeige von 3-D-Effekte genutzt werden kann - auch der Hersteller konnte diese Frage nicht beantworten.

Ob sich eines der 3-D-Verfahren angesichts der zahlreichen Probleme auf dem Markt durchsetzen können wird, darf bezweifelt werden. Die Industrie scheint es diesmal aber ernst zu meinen. Schließlich will sie die entsprechenden Geräte verkaufen. Dazu allerdings müssen Hersteller und Medienindustrie erst noch relevante Inhalte und Anwendungen in ausreichender Menge bereitstellen. Nur dann können sie es schaffen, dass aus 3-D mehr wird als nur Effekthascherei.

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(futurezone/Nadja Igler)