© Fotolia/Emin Ozkan, Computer-Tastatur grün beleuchtet

Deutschland plant Zentralstelle gegen Botnetze

COMPUTERKRIMINALITÄT
08.12.2009

Die deutsche Bundesregierung will Viren auf privaten Computern eindämmen und so Botnetze bekämpfen. Nutzer mit virenverseuchten Rechnern sollen künftig eine zentrale Anlaufstelle für Hilfe erhalten. Auch deutsche Internet-Anbieter sollen in den Kampf gegen Computerviren eingebunden werden.

Schon in der ersten Jahreshälfte 2010 sollen PC-Nutzer auf die Hilfe einer Beratungsstelle zugreifen können, mit der sie ihre Rechner von Computerviren befreien können, erklärten der Internet-Wirtschaftsverband eco und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Dienstag beim IT-Gipfel der deutschen Bundesregierung in Stuttgartt. An dem Projekt sollen sich die großen Anbieter von Telefon- und Internet-Anschlüssen beteiligen.

Dem Projektentwurf zufolge haben Internet-Anbieter längst die technische Möglichkeit, vireninfizierte Rechner bei ihren Kunden auszumachen. Laut Plan sollen die Firmen ihre Kunden auf die Viren hinweisen - etwa per Post oder Telefon. Angedacht ist auch eine Website, die sich bei jeder Einwahl ins Netz automatisch aufbaut, falls auf dem Rechner Viren lauern.

Ein Viertel aller Rechner infiziert

Die Projektplaner schätzen, dass in Deutschland bis zu einem Viertel aller Rechner mit Viren infiziert ist. Es gebe allein 60 000 Neuinfektionen jeden Monat. Kriminelle schleusen die Viren über das Internet auf die Rechner und öffnen sich so ein Tor für Verbrechen - etwa, indem sie online das Bankkonto plündern oder den Rechner per Fernsteuerung für den Versand krimineller Massen-E-Mails nutzen. Ziel des laut BSI in Europa einzigartigen Projektes ist es, Deutschland aus den Top-Ten der Länder zu bekommen, von dessen PCs Netzkriminalität ausgeht.

Call-Center mit 40 Mitarbeitern

Herzstück der bundesweiten Beratungsstelle soll ein rund 40 Mitarbeiter starkes Call-Center sein. Zunächst jedoch sollen die Besitzer infizierter Rechner im Internet eine Seite ansteuern, auf der hinterlegte Reinigungsprogramme die Viren ausmerzen. Erst wenn Schritt eins erfolglos ist, soll das Call-Center per Telefon eine Anleitung zur Virenbekämpfung geben.

Laut Projektskizze sollen die Anbieter ihre Kunden zur Nutzung des Service bewegen, der kostenlos ist. Das Angebot steht den Kunden allerdings nur frei, wenn ihnen ihr Internet-Anbieter eine Nutzung reserviert hat. Nach Angaben der Projektorganisatoren läuft die Abstimmung mit den DSL-Dienstleistern "auf Hochtouren". Machten nur die fünf größten Anbieter mit, seinen damit bereits etwa 80 Prozent des deutschen DSL-Marktes abgedeckt.

Sanktionen geplant

Vor der Umsetzung des Vorhabens soll geklärt werden, mit welchen Sanktionen Kunden rechnen müssen, die eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Internet-Dienstleistern verweigern. eco-Fachbereichsleiter Sven Karge, einer der Projektplaner, sagte: "Wer im Netz ohne Virenschutz unterwegs ist, gefährdet andere Nutzer in etwa so, wie ein Autofahrer, der mit kaputten Bremsen unterwegs ist und so andere fahrlässig gefährdet."

Laut eco laufen in Australien, Japan und Südkorea ähnliche Projekte seit längerer Zeit erfolgreich.

(dpa)