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MySQL-Mitgründer mobilisiert gegen Oracle

WETTBEWERB
04.01.2010

Ein großer Stolperstein auf Oracles Weg zur milliardenschweren Übernahme von Sun Microsystems ist das Datenbanksystem MySQL. Sowohl die EU-Kommission als auch die Entwicklergemeinde befürchten durch die Übernahme Nachteile für das freie Datenbanksystem. MySQL-Mitgründer Michael Widenius hat 14.000 Unterschriften von Entwicklern gesammelt, die sich für die Unabhängigkeit von MySQL aussprechen.

"Monty" Widenius, einer der beiden Schöpfer des relationalen Datenbanksystems, übergab am Montag eine von 14.000 Unterzeichnern signierte Petition gegen die Übernahme des US-Computerkonzerns Sun durch den Datenbankkonzern Oracle an die Kartellbehörden der EU, Chinas und Russlands.

Widenius und seine Mitunterzeichner befürchten, dass es bei der Übernahme zu Interessenkonflikten zwischen Oracle und MySQL kommen könnte, die der Weiterentwicklung von MySQL schaden könnten: "Wenn diese geistigen Eigentumsrechte MySQLs hauptsächlichem Konkurrenten in die Hände fallen, hört MySQL auf einen Schlag auf, eine Alternative zu Oracles eigenen Hochpreisprodukten zu sein", schreiben sie auf ihrer Website.

MySQL war 2008 für eine Milliarde US-Dollar von Sun Microsystems übernommen worden. Von MySQL existiert sowohl eine kommerzielle als auch eine freie Variante, Letztere steht unter der GPLv2. Oracle hatte seinerseits im April 2009 angekündigt, Sun für 7,4 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen.

US-Behörden haben zugestimmt

Während die US-Kartellbehörden der Übernahme bereits zugestimmt haben, hat die Europäische Kommission am 10. November 2009 der Übernahme widersprochen. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte als Grund dafür explizit auch den Konflikt zwischen Oracle und MySQL angeführt. Die Kommission hat bis zum 27. Jänner Zeit, eine Entscheidung in diesem Fall zu treffen. Oracle-Chef Larry Ellison hatte die Verzögerung des Geschäfts durch die Kommission kritisiert und gesagt, Sun verliere deshalb rund 100 Millionen Dollar pro Monat.

Widenius, der seit 1994 an der Entwicklung von MySQL maßgeblich beteiligt ist, sagte, dass über 5.000 der Unterzeichner freischaffende Entwickler seien. Die Unterzeichner wenden sich dabei nicht gegen die Sun-Übernahme an sich: "Oracle kann Sun haben, aber nicht MySQL", wie es auf der Aktionswebsite heißt. Sie hatten auf der Petitionsseite die Wahl zwischen drei verschiedenen Vorschlägen, die die weitere Unabhängigkeit von MySQL garantieren sollen. So könne die weitere Entwicklung des Systems von einer neu zu gründenden dritten Firma übernommen werden. Oracle könne sich auch darauf verpflichten, MySQL unter der Apache Software License 2.0 oder einer ähnlichen freien Lizenz zu veröffentlichen, die es ermöglichen würde, die Datenbank weiterhin frei zu nutzen.

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(Reuters/futurezone)