Google: China schuld an Aussetzern
Der US-Internet-Riese Google hat nach vorübergehenden Aussetzern beim Suchportal Google.com.hk in Hongkong und der weltweiten Seite Google.com in China die chinesische Zensur verantwortlich gemacht.
Da Google.com.hk nur vorübergehend blockiert gewesen sei, sei das auf Eingriffe in die "Große Internet-Mauer" zurückzuführen, sagte ein Google-Sprecher am Dienstag (Ortszeit). "Es ist interessant festzustellen, dass die Suchmaschine in China wieder normal funktioniert, obwohl wir von unserer Seite nichts verändert haben."
Der Nervenkrieg zwischen Google und der chinesischen Regierung geht also weiter. Am Dienstag hatten Suchanfragen via Google in China, insbesondere in der Hauptstadt Peking, keine Ergebnisse geliefert. In Shanghai hingegen funktionierte das Angebot. Zunächst hatte Google Programmierungsfehler als Ursache für die Schwierigkeiten angenommen.
Kein Programmierfehler
Google selbst glaubte zunächst, eine auf den ersten Blick kleine interne Änderung habe eine Blockade durch die chinesischen Behörden ausgelöst.
Nach ersten Vermutungen von Google war die Zeichenfolge RFA in einem neuen Programmcode für die Suchanfragen der Auslöser der Störung. Die Buchstaben-Kombination werde von der chinesischen Internetzensur offensichtlich als Abkürzung für Radio Free Asia interpretiert, was zu einer automatischen Blockade der Ergebnisseiten führe. Der von den USA finanzierte Radiosender, der Programme in ganz Zentral- und Südostasien ausstrahlt, wird von der Regierung in Peking nach Kräften blockiert.
Später stelle der Internet-Konzern jedoch fest, dass die Anpassung bereits eine Woche alt war, sich also etwas am Verhalten der chinesischen Überwachungstechnik geändert haben müsse. Mittwochfrüh funktionierte die Google-Suche in China dann wieder normal - ohne dass der Konzern irgendetwas dafür getan habe.
Ende der Selbstzensur seit einer Woche
Google hatte vor gut einer Woche die von Peking vorgeschriebene Selbstzensur der Ergebnisse auf seiner chinesischen Suchmaschine beendet, indem die Anfragen auf die ungefilterte Version für Hongkong umgeleitet werden. Die Regierung hatte mehrfach klargemacht, dass sie Googles Vorgehen nicht dulden werde.
Für die Chinesen ändert sich mit Googles Vorstoß allerdings kaum etwas: Die Zensur der Seite wird jetzt von der chinesischen Überwachungstechnik erledigt. Sie können über die Hongkonger Seite zwar Treffer zu aus Sicht von Peking politisch heiklen Inhalten sehen, doch anklicken können sie sie nicht. Auch Googles Videoportal YouTube funktioniert in China nicht, genauso wie der Blogger-Dienst. Die mobilen Dienste sind teilweise blockiert.
Hacker-Angriff auf Journalisten
Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass in China erneut mehrere Personen Opfer eines Hacker-Angriffs geworden sind. Kathleen McLaughlin, freie Journalistin in Peking, sagte, sie habe für knapp eine Woche ihr E-Mail-Konto beim US-Internetkonzern Yahoo nicht erreichen können. Erst seit Mittwoch funktioniere die Anmeldung wieder. Andrew Jacobs, der für die "New York Times" aus der chinesischen Hauptstadt berichtet, musste feststellen, dass Mails, die an seine Yahoo-Adresse gerichtet waren, an einen anderen Empfänger umgeleitet wurden.
Journalisten in Taiwan berichteten von ähnlichen Vorkommnissen. Betroffen waren jeweils Yahoo-Konten. Der Konzern wollte auf die Attacken nicht näher eingehen und erklärte lediglich: "Yahoo verurteilt alle Cyber-Attacken, gleich welchen Ursprungs sie sind oder welche Absicht sie verfolgen."
~ Link: Google zieht sich aus China zurück (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=1643346v2) ~
(APA/dpa/AFP/Reuters)