Makerbot: 3-D-Drucker für alle
Das US-Start-up Makerbot Industries bietet mit dem CupCake CNC einen erschwinglichen 3-D-Drucker an, der die Herstellung beliebiger Objekte ermöglicht. ORF.at hat mit Makerbot-Gründer Bre Pettis über den "Roboter, der Dinge macht", gesprochen.
"3-D-Drucker gibt es seit 25 Jahren, und sie waren lange Zeit kaum zu bezahlen", sagt Bre Pettis, der gemeinsam mit Adam Mayer und Zach Smith Anfang 2009 Makerbot Industries gründete. "Früher wurden solche Geräte Rapid Prototyper genannt und zur Produktion von Prototypen verwendet. Heute sind sie so billig, dass sich damit tatsächlich Dinge für den täglichen Gebrauch produzieren lassen."
Baukastenprinzip
Der von Makerbot Industries hergestellte CupCake CNC kostet in der Deluxe-Version 950 Dollar (rund 704 Euro) und wird weltweit verschickt. Wer einen Makerbot ordert, bekommt einen Bausatz zugesandt. Anleitungen zum Zusammenbau samt Tipps von anderen Nutzern finden sich in Online-Foren. Der 3-D-Drucker könne problemlos an einem Wochenende zusammengesetzt werden, meint Pettis, der das Gerät bei der Social-Media-Konferenz re:publica Mitte April in Berlin vorführte.
Schicht für Schicht
Gedruckt wird mit Plastik, etwa ABS (Acrylnitril Butadien Stryrol), HDPE (Polyethylen in hoher Dichte) oder PLA (Polylactide). Von einer digitalen Designvorlage ausgehend wird der Kunststoff Schicht für Schicht so aufgetragen, dass am Ende ein fertiges Objekt herauskommt.
Derzeit beschränkt sich die Maximalmaße der Gegenstände, die sich mit dem Makerbot drucken lassen, auf 10,2 x 10,2 x 15,2 Zentimeter (4 x 4 x 6 Inch). Wer größere Dinge herstellen will, muss die Teile eben zusammenkleben, meint Pettis.
Auch ein Materialmix lässt sich mit dem Makerbot vorerst noch nicht verarbeiten. Statt Plastik können jedoch auch Lehm, Marmelade und Erdnussbutter zur maschinellen Fertigung von Objekten verwendet werden.
Austausch von Designvorlagen
Vorlagen zum dreidimensionalen Druck finden sich unter anderem auf Thingiverse, einer Austauschplattform für digitale Designvorlagen, die von den Makerbot-Machern ins Leben gerufen wurde.
"Viele der dort angebotenen Dinge sind eher praktischer Natur", meint Pettis, "Mausfallen, Becher, Linsenabdeckungen für Kameras und Flaschenöffner." Im Angebot finden sich auch Raumschiffmodelle, Legosteine und der Kopf von Walt Disney. Mit dem zunehmenden Wachstum der Community werde man bald alle möglichen Dinge auf der Plattform entdecken können, ist Pettis überzeugt: "Es ist ein großes Abenteuer."
Ein mit dem Makerbot gedruckter Flaschenöffner.
3-D-Modeling-Software
Die Vorlagen können natürlich auch selbst erstellt werden. Als Standard gilt das STL-Format (Surface Tesselation Language), das von jeder gängigen 3-D-Modeling-Software unterstützt wird.
Der Umgang mit der Software ist jedoch nicht ohne Tücken. Makerbot-Anfängern empfiehlt Pettis, sich zunächst an frei verfügbaren Programmen zu versuchen, etwa Googles SketchUp oder OpenSCAD. Die beste Gelegenheit zum Üben biete die Modifikation bestehender Vorlagen, meint Pettis.
"In der Zukunft leben"
Rund die Hälfte der Leute, die das Geräte bestellen, sind laut Pettis Programmierer oder könnten als "Geeks" klassifiziert werden. Aber es gebe auch genügend Leute ohne Technologiehintergund, die den 3-D-Printer ordern würden: "Sie wollen einfach in der Zukunft leben."
Das Geschäft von Makerbot Industries brummt jedenfalls. Vor kurzem wurde der tausendste 3-D-Drucker ausgeliefert. Das im Jänner 2009 in New York gegründete Unternehmen arbeitet sich noch immer an den zahlreichen Vorbestellungen aus aller Welt ab.
Freie Baupläne
Der Makerbot kann zwar einzelne seiner Bauteile selbst herstellen, zur vollständigen Replikation reicht es aber noch nicht. Die Design- und Lasercut-Files und die Baupläne für die Elektronik sind unter einer Open-Source-Lizenz erhältlich.
"Man hat uns als Kindern gesagt, wir sollen unsere Spielsachen mit anderen teilen", so Pettis. Wenn Sie ihre Ideen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, können wunderbare Sachen entstehen."
Der Makerbot CupCake CNC selbst ist ein Derivat des RepRap-Projekts, ein gemeinschaftliches Projekt zur Entwicklung eines 3-D-Printers, an dem die Makerbot-Gründer jahrelang mitgearbeitet haben.
Auch dort stehen Konstruktionsdetails von 3-D-Druckern unter freien Lizenzen zur Verfügung. Freie Baupläne können unter anderem auch über das Fab@home-Projekt bezogen werden.
3-D-Scanner in Planung
Künftig wollen Pettis und seine Partner auch einen 3-D-Scanner für den Makerbot anbieten. "Das ist die Waschen-Trocknen-Kombination der Replikation", sagt Pettis mit leuchtenden Augen. "Man gibt einen Gegenstand auf einer Seite hinein, drückt auf einen Knopf, scannt ihn, und die vom Makerbot erstellte Kopie kommt auf der anderen Seiten heraus." Bis es so weit ist, sei jedoch noch viel Arbeit notwendig, so Pettis. "Ich werde mich wohl noch etwas gedulden müssen."
Auf dem Weg zum Massenmarkt
3-D-Drucker wie den Makerbot Cupcake CNC vergleicht der Makerbot-Gründer gerne mit den frühen PCs, etwa dem Apple I oder den Altair 8800. Auch die wurden als Baukästen angeboten und von ihren Käufern selbst zusammengebaut. "Die Leute wollten ihre Hände schmutzig machen und mit den Teilen spielen", so Pettis.
Makerbot will aber auch beim nächsten Entwicklungsschritt der individuellen digitalisierten Fabrikation dabei sein: "Wir arbeiten hart daran, den Apple II unter den 3-D-Druckern zu bauen." Der Apple-Computer, der nicht als Bausatz, sondern als fertiges Gerät verkauft wurde, trug bekanntlich dazu bei, Computer massentauglich zu machen.
(futurezone/Patrick Dax)