Facebook & Co: Boom bei Jugend ungebrochen
Sieben von zehn österreichischen Jugendlichen loggen sich täglich in Sozialen Netzwerken wie Facebook, Netlog und MySpace ein, um mit ihren durchschnittlich 100 bis 150 Kontakten zu plaudern. Im Vordergrund steht dabei die Selbstinszenierung mittels Fotos und Videos. Diese laufen dem "zu anstrengenden" Lesen im Internet den Rang ab.
Immer mehr an Bedeutung gewinnt laut Jugendforschern der Leistungsverkauf, nicht mehr die Leistungserbringung. "Man nennt das 'Laufstegökonomie'", sagte Bernhard Heinzlmaier vom Institut für Jugendkulturforschung in Wien bei der Präsentation einer aktuellen Jugendstudie. Die gelungene Präsentation sei wichtig, auf die Selbstinszenierung komme es an. "Casting statt Prüfung" sei das Schlagwort, das reiche bis in betriebliche Abläufe hinein.
Zwei Drittel der Videobeiträge auf der Videoplattform YouTube fallen unter die Kategorie "Egoclips".
80 Prozent surfen täglich
Die tägliche Internet-Nutzung Jugendlicher legte von 33,4 Prozent im Jahr 2001 auf fast 80 Prozent im Jahr 2009 zu. Fast 100 Prozent der 16- bis 24-Jährigen in Österreich haben Zugang zum Internet.
"Lesen zu anstrengend"
Es komme zur Ästhetisierung der Kommunikation, "die Form kommt vor dem Inhalt", so Heinzlmaier. Jugendliche würden sich von der Schreib-Lesekultur abwenden (Burschen stärker als Mädchen), die Rezeption sei stark vom Bild abhängig. 60 Prozent der Elf- bis 14-Jährigen gaben an, Lesen zu anstrengend zu finden.
Kontaktpflege via Netlog und Facebook
70 Prozent der österreichischen Jugendlichen bewegen sich täglich in Online-Communitys. Gründe für die Nutzung seien soziale Kontakte und Zeitvertreib, sagte Jugendforscher Matthias Rohrer. Informationsbeschaffung spiele nur eine kleine Rolle.
Die am häufigsten genutzten Portale der Burschen und Mädchen im Alter von elf bis 19 Jahren seien hierzulande Facebook und Netlog. Netlog ist die Einstiegsplattform für die Jüngeren (ab elf Jahren), mit 15 oder 16 komme Facebook dazu. "Fast ein Drittel der Burschen steigt über das Handy in die Community ein", ergänzte Michael Schaefberger vom Institut für Jugendkulturforschung. "Das ist die Zukunft. In fünf Jahren werden über 95 Prozent über das Mobiltelefon einsteigen."
Hauptverkehrszeit: 18.00 bis 21.00 Uhr
Zwischen 18.00 und 21.00 Uhr trifft man die meisten User an. Eine Online-Sitzung dauert im Schnitt weniger als zehn Minuten (bei rund 30 Prozent der User), bei einem weiteren Drittel unter eine halbe Stunde. Am meisten Spaß mache laut der Studie das Stöbern in Profilen, Jugendliche trauen sich via Community eher, jemanden "anzusprechen" als offline.
Im Schnitt hat jeder Nutzer 100 bis 150 "Freunde" auf der genutzten Plattform. Auf die Frage, wie viele sie davon schon persönlich getroffen haben, antworteten 80 Prozent, dass sie diese zumindest vom Sehen kennen.
Sorgloses Veröffentlichen von Fotos und Videos
Von den persönlichen Daten werden am ehesten die Hobbys und andere Tätigkeiten (83 Prozent) verraten. Rund 70 Prozent posten eigene Fotos oder Filme. Fünf Prozent veröffentlichen zudem ihre Handynummer.
90 Prozent der Nutzer von Facebook & Co glauben nicht, dass ihnen Dinge, die sie über sich selbst posten, irgendwann Probleme bereiten könnten.
(APA)