Facebook regelt Privatsphäre-Einstellungen neu
Nach heftiger Kritik von Datenschützern hat das Soziale Netzwerk Facebook seine Privatsphäre-Einstellungen vereinfacht. Nutzer sollen künftig über eine einzige Einstellung festlegen können, mit wem sie die von ihnen auf Facebook veröffentlichten Inhalte teilen wollen. Sie sollen auch bessere Kontrollmöglichkeiten über ihre Profildaten und die Datenweitergabe an Drittanbieter erhalten.
Die Privatsphäre-Einstellungen seien in den vergangenen Jahren "komplex" geworden, räumte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der Zentrale des Unternehmens im kalifornischen Palo Alto ein. Facebook habe aber die Bedenken seiner Nutzer ernst genommen und die Privatsphäre-Einstellungen überarbeitet, so Zuckerberg. "In den vergangenen Wochen haben wir am häufigsten gehört, dass die Nutzer eine einfachere Möglichkeit haben wollen, um ihre Informationen zu kontrollieren."
Eine Einstellung für alle nutzergenerierten Inhalte
Künftig sollen Nutzer über eine einzige Einstellung festlegen können, mit wem sie die von ihnen veröffentlichten Inhalte teilen möchten, kündigte Zuckerberg an. Zur Auswahl stehen dabei "Nur Freunde", "Freunde von Freunden" und "Alle". Die dabei gewählte Option soll als Grundeinstellung erhalten bleiben und auch für künftige Facebook-Features gelten, versicherte Zuckerberg. Nutzer müssten sich so keine Sorgen über zukünftige neue Einstellungen machen.
Nutzer sollen auch einfacher kontrollieren können, wer ihre Profilinformationen und Freundeslisten einsehen kann, so Zuckerberg weiter.
Einschränkungen bei Datenweitergabe
Die neuen Privatsphäre-Einstellungen beinhalten laut Zuckerberg auch genauere Kontrollmöglichkeiten, welche Informationen an Drittanbieter weitergegeben werden. Nutzer, die keinerlei Informationen an Anbieter von Anwendungen weitergeben wollen, können diese Möglichkeit mit wenigen Klicks deaktivieren, so Zuckerberg. Auch die Weitergabe von Daten an Partner-Websites soll mit den neuen Privatsphäre-Einstellungen künftig komplett unterbunden werden können.
Die Umstellung beginne sofort, dauere aber einige Tage, kündigte Facebook an. Ein Leitfaden für die neuen Privatsphäre-Einstellungen kann bereits abgerufen werden.
Mit der Neuregelung werden die Privatsphäre-Einstellungen des Sozialen Netzwerks drastisch vereinfacht. Zuletzt mussten Facebook-Nutzer bis zu 50 verschiedene Einstellungen mit fast 170 Optionen berücksichtigen, um festzulegen, welche Informationen sie mit wem teilen wollen.
"Am Ziel vorbeigeschossen"
Die Neuregelung der Privatsphäre-Einstellungen folgt einer Ankündigung des Facebook-Gründers vom Wochenende. Zuckerberg räumte in E-Mails und einem Gastkommentar in der "Washington Post" ein, mit den in den vergangenen Monaten erfolgten Änderungen bei den Datenschutz-Einstellungen "am Ziel vorbeigeschossen zu sein" und gelobte - nicht zum ersten Mal - Besserung.
Facebook und die Privatsphäre
Eine Chronologie der vergangenen sechs Monate:
Datenschutz wiederholt geändert
Das Soziale Netzwerk hatte zuletzt wiederholt sein Datenschutzmodell geändert. Im Dezember verwirrte Facebook seine Mitglieder mit der Änderung der Grundeinstellungen für unterschiedliche Profilinformationen. Viele Nutzer, die der Neuregelung zustimmten, mussten feststellen, dass für Freunde gedachte Informationen plötzlich öffentlich zugänglich waren.
Im April stieß Facebook Datenschützer und Nutzer erneut vor den Kopf, indem es ankündigte, nach einer Neuregelung der Nutzungsbedingungen ausgewählte Nutzerdaten künftig an Drittanbieter weitergeben zu wollen. Daneben wurde die Facebook-Gemeinde auch vor die Wahl gestellt, ausgewählte Profilinformationen entweder öffentlich zu machen oder ganz zu löschen.
Den Facebook-Betreibern brachte das unter einem eine Beschwerde von Konsumentenschützern bei der US-Federal-Trade-Commission (FTC) wegen unfairer und betrügerischer Geschäftspraktiken und heftige Kritik europäischer Datenschützer ein.
Beratungen mit Datenschützern
Facebook beriet sich bei der Neuregelung seiner Privatsphäre-Einstellungen nach eigenen Angaben mit dem US-Senator Charles Schumer sowie diversen Datenschutz- und Verbraucherschutzorganisationen. Die Ergebnisse der Gespräche hätten großen Anteil an der Umsetzung der neuen Regeln, hieß es.
Ob die angekündigten Änderungen von Dauer sind, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Jahren folgten Adaptierungen der Nutzungsbedingungen und Datenschutz-Einstellungen nach der Kritik von Nutzern und Datenschützern immer wieder neuerliche Versuche der Facebook-Betreiber die Regeln so umzuformulieren, dass Mitgliederdaten für kommerzielle Zwecke genutzt werden konnten.