Apple zeigt nächste iPhone-Generation
Apple-Chef Steve Jobs hat anlässlich der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco die neue Generation des Apple-Smartphones iPhone vorgestellt. Das auf "iPhone 4" getaufte Gerät wurde von Grund auf neu gestaltet und ist deutlich dünner. Jobs warb unter den anwesenden Entwicklern auch intensiv für Apples Online-Shop App Store. Dieser habe den Entwicklern bereits eine Milliarde US-Dollar in die Kassen gespült.
Die jährliche Apple Worldwide Developers Conference (WWDC) findet von 7. bis 11. Juni im Moscone West Center in San Francisco statt und dauert insgesamt fünf Tage. Es werden über 100 lösungsorientierte Technikvorträge und Workshops abgehalten. Auf der fünftägigen Konferenz wird es erstmals Sessions zur Entwicklung für den Tablet-Computer iPad und Workshops zu iPhone OS 4 geben.
Das neue iPhone ist aus Glas (Vorder- und Rückseite) und Stahl gefertigt und 9,3 Millimeter dünn, um ein Viertel dünner als das aktuelle iPhone 3GS. Laut Jobs ist es das derzeit dünnste Smartphone auf dem Markt. Eine spezielle Beschichtung soll das Glas gegen Fingerabdrücke unempfindlich machen. Das iPhone 4 benötigt wie das iPad Micro-SIM-Karten und bringt wie gewohnt WLAN, Bluetooth, GPS und UMTS mit sich. Es hat außerdem eine Frontkamera, einen LED-Blitz und ein zweites Mikrofon spendiert bekommen. Der Metallrahmen um das Gerät ist Teil der Empfangsantenne.
Mehr Pixel und schärfere Bilder
Außerdem wurde das 3,5 Zoll große Display laut Jobs deutlich verbessert. Das Retina Display habe viermal mehr Pixel als ein normales Display, so der Apple-Chef, genau 326 Pixel per Inch. Damit soll Text auf dem Gerät deutlich schärfer dargestellt werden können als bisher. Auch die Auflösung des IPS-Displays mit seinem größeren Blickwinkel als normale LCDs ist mit 960 mal 640 Pixel viermal höher als beim 3GS, der Kontrast beträgt 800:1. Das sei besser als OLED, so Jobs als Seitenhieb auf die aktuellen Android-Geräte.
Im Inneren arbeitet Apples A4-Chip, der auch im iPad zum Einsatz kommt. Das größte Bauteil im Gerät sei der Akku, so Jobs, daher sei auch nur noch Platz für Micro-SIM-Karten geblieben, wie sie auch im iPad eingesetzt werden. Das iPhone 4 unterstützt HSDPA und HSUPA (7,2 MBit/s Down- und 5,8 MBit/s Upload) und WLAN nach Standard n. Neben GPS, Kompass, Nahesensor und einem Beschleunigungssensor wurde auch ein Gyroskop (Lagesensor über drei Achsen) eingebaut. Zur Demonstration führte Jobs eine digitale Version des Spiels "Jenga" vor.
HD-Videos und Videotelefonie
Als Sprechzeit gibt Apple in 3G-Netzen sieben Stunden an, beim Surfen via WLAN hält das iPhone 4 demnach zehn Stunden durch, via 3G sechs Stunden.
Die Kamera wurde ebenfalls aktualisiert. Der Fünf-Megapixel-Sensor ist hintergrundbleuchtet, das verbessert sein Rauschverhalten bei höheren Empfindlichkeitswerten. Dazu gibt es neben dem LED-Blitz auch einen fünffachen digitalen Zoom. Das iPhone 4 kann damit auch HD-Videos aufnehmen (720p mit 30 Bildern pro Sekunde). Zum Bearbeiten der Videos direkt auf dem Gerät stellte Apple außerdem iMovie für iPhone zum Preis von 4,99 Dollar vor.
Eine zweite Kamera (VGA) auf der Vorderseite des Geräts kann mit der Software FaceTime für Videokonferenzen von iPhone 4 zu iPhone 4 vorerst nur über WLAN genutzt werden. An einer Mobilfunkversion wird laut Jobs gearbeitet, außerdem soll FaceTime ein "offener Industriestandard" werden.
IPhone OS wird zu iOS
Das iPhone 4 wird es in den Farben weiß und schwarz geben. Die 16-GB-Version kostet 199 US-Dollar, 32 GB kosten 299 Dollar (US-Preise). Es soll am 24. Juni in fünf ausgesuchten Märkten, darunter Deutschland und Frankreich, in den Handel kommen. Im Juli sollen weitere 18 Länder dazukommen, darunter auch Österreich. Den Preis für Österreich gab Apple noch nicht bekannt. Ab September soll das iPhone in 88 Ländern verfügbar sein.
Die Anfang April vorgestellte nächste Version des iPhone-Betriebssystems wird umbenannt und heißt nun iOS 4. Jobs zeigte erneut die Möglichkeit des Multitaskings und die neuen Folder. Er strich außerdem die aktualisierten Funktionen für den Einsatz des iPhones in Firmen hervor, wie SSL-VPN. Auch Apples neues Werbesystem iADs führte Jobs noch einmal vor, diesmal mit einer interaktiven Nissan-Werbung für deren Elektroauto Leaf. Apple will laut Jobs 60 Millionen Dollar im zweiten Halbjahr auf dem US-Markt für mobile Werbung generieren.
Bing-Suche auf dem iPhone
IOS 4 soll am 21. Juni für kompatible iPhones und iPod Touchs kostenlos zur Verfügung stehen (das erste iPhone und die erste iPod Touch Generation werden nicht unterstützt, auf dem 3G laufen nicht alle Funktionen). Die Gold-Version von iOS 4 ist bereits fertig und soll noch am Montag an die Entwickler verteilt werden.
Einen kleinen Paukenschlag fügte Jobs noch hinzu, als er angekündigte, dass neben Google und Yahoo auch Microsofts Suchmaschine Bing in iOS 4 zum Einsatz kommen. "Microsoft hat Großartiges geleistet, schaut es euch an", so Jobs über Bing.
PDFs und Notizzettel fürs iPad
Weiters stellte Jobs Neuerungen für Apples Tablet-PC iPad vor. So wird der iBook-Store mit der Funktion für die Nutzung von PDFs sowie der Möglichkeit aufgerüstet, Notizzettel zu markierten Stellen in einem Dokument oder Buch verfassen zu können. IBooks und der iBookstore werden auch auf dem iPhone einziehen, wobei ein gekauftes Buch auf allen registrierten Geräten genutzt werden kann, wer iPhone und iPad besitzt, muss eine Buchdatei also nur einmal kaufen.
Das iPhone ist laut Marktforscher Nielsen in den USA auf Platz zwei, hinter RIMs BlackBerry mit 35 Prozent und vor Windows Mobile mit 19 Prozent.
Bisher wurden fünf Millionen Bücher über iBooks verkauft, das entspricht 2,5 Bücher pro Gerät, wobei jedem Gerät eine Gratisversion von "Winnie Pooh" zusteht. Laut Jobs verkauft Apple alle drei Sekunden ein iPad, derzeit gebe es 8.500 Anwendungen eigens für das iPad. Pro iPad wurden im Durchschnitt 17 iPad-Anwendungen heruntergeladen.
225.000 Anwendungen gebe es derzeit im gesamten App Store, drei neue stellte Jobs auf der WWDC vor: Netflix, "Farmville" und "Guitar Hero", jeweils für iPhone und iPod Touch. "Farmville" kommt Ende Juni, "Guitar Hero" ist ab sofort für 2,99 Dollar erhältlich. Laut Jobs hat Apple bisher eine Milliarde US-Dollar für Milliarden Downloads an die Entwickler ausbezahlt, das entspricht 20 US-Cent pro Anwendung.