Kinder nicht mit Medien "ruhig stellen"
Sommer, Sonne, Strand und Meer - die Urlaubszeit verlockt gerade dazu, einmal alle viere von sich zu strecken. Eltern sollten ihren Erholungsbedarf aber nicht als Vorwand nehmen, ihre Kinder mit Gameboy und Co. abzufertigen, meint die Medienpädagogin Ingrid Geretschläger.
"Gerade die Urlaubszeit bietet die Möglichkeit, sich mit den Kindern intensiver zu beschäftigen und sich vor allem mit ihnen auseinander zu setzen", sagte Geretschläger im Gespräch mit ORF.at.
Die mobile Konsole in den Urlaub mitnehmen? "Wenn sie auch zu Hause schon genutzt wird, dann ist es klar, dass sie auch mit muss", so die Pädagogin.
Aufmerksamkeit bewusst schärfen
Allerdings nicht, um die Kinder "ruhig zu stellen", wie es neuerdings auch immer öfter mit DVD-Playern im Auto passiert: "Das ist für mich Horror. Damit entzieht man den Kindern jegliche Umweltanreize."
Stattdessen könnten die Eltern die Zeit im Auto dazu nutzen, mit ihren Kindern Aufmerksamkeitsspiele zu spielen, etwa "Ich seh, ich seh, was du nicht siehst", und so ihre Wahrnehmung zu schärfen. Untersuchungen würden zeigen, dass viele Eltern mit ihren Kindern ohnedies zu wenig kommunizerten, so Geretschläger.
Geretschläger arbeitet als Medienpädagogin in der Medienpädagogische Beratungsstelle in Baden.
Fixe Regeln für Mediennutzung
Für die Nutzung von Spielekonsolen und anderen digitalen Unterhaltungsgeräten sollten wie zu Hause auch im Urlaub fixe Regeln gelten, so Geretschläger weiter. Diese sollten gemeinsam entwickelt, aber auch eingefordert und überprüft werden. "Kinder spielen durch, wenn man sie lässt."
Die Eltern sollten sich zudem bewusst die Zeit nehmen, sich mit der Welt ihrer Kinder, ihren Spielen und ihrer Mediennutzung intensiv auseinander zu setzen, und ihnen dabei vor allem helfen: "Lesen lernen die Kinder auch nicht alleine."
Wie bei Büchern und anderen Medien sollten auch digitale Spiele altersadäquat sein und der jeweiligen Entwicklungsstufe entsprechen, unterstreicht Geretschläger.
Linux-Distribution für Kinder
Nach Versionen für Jugendliche und Schulkinder ist die österreichische JUX-Distribution nun auch für Vorschulkinder erhältlich. Für "Juxlala" wurde ein eigener Kinder-Desktop mit großen Icons und Sprachunterstützung entwickelt.
Umgang muss erlernt werden
Und auch wenn die Kinder ein Spiel womöglich besser beherrschen als ihre Erziehungsberechtigten, sollten sich diese vor der Auseinandersetzung nicht scheuen: "Ein verantwortungsvoller Medienumgang will erst erlernt sein - die Verantwortung dafür tragen die Eltern."
"Grundlage für bewusstes Handeln"
Die aktive Auseinandersetzung fördere schließlich den Anspruch auf Qualität: "Erst ein bewusstes Auseinandersetzen und eine bewusste Entscheidung sind die Grundlage für bewusstes Handeln", so die Pädagogin.
Auch Handys seien erst ab einer gewissen Entwicklungsstufe zu empfehlen, Geretschläger plädiert hier für acht Jahre Mindestalter. Vorher sei es ein Überwachungsmittel, denn bis dahin hätten die Kinder weder die Reife noch die Notwendigkeit zur Kommunikation.
Spielerische Alternativen
Auf der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder im Urlaub wird man unter anderem bei der Wiener Spielebox fündig. Dort nähert man sich dem Thema per Definition jedoch anders an, der Schwerpunkt liegt auf "angreifbaren" Spielen.
Zwar seien auch Computerspiele eine Möglichkeit, den Kindern die Zeit auf dem Rücksitz zu vertreiben, so eine Sprecherin auf Anfrage, aber nur, solange die Eltern auch wüssten, was ihre Kinder spielen.
Alternativen zum digitalen Spiel kann man sich in der Spielebox für den Urlaub ausborgen, seien es Kartenspiele oder gezielte Reiseeditionen beliebter Spiele wie "Die Siedler von Catan". Mit 4.200 Spielen sollte für jeden etwas dabei sein.
Bei der Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen [BUPP] hat man sich des Themas "Spiele im Urlaub" noch nicht angenommen, verweist aber auch für die Urlaubszeit auf die Spieleempfehlung auf der BUPP-Website.
(futurezone | Nadja Igler)