Sicherheit in Zeiten des Polizei-Trojaners

Internet
25.07.2007

Die vor zweieinhalb Jahren gegründete österreichische Initiative "Sicher-im-Internet" zieht Zwischenbilanz und mahnt zur Wachsamkeit.

Während seit kurzem auch in Österreich darüber nachgedacht wird, wie Trojaner und Spionagesoftware zur Terrorbekämpfung auf private PCs geschleust werden können, versucht die Initiative "Sicher-im-Internet", den österreichischen Internet-Nutzern nahe zu bringen, wie sie genau solche Zugriffe verhindern und ihre Computer vor fremden Manipulationen und Schadprogrammen schützen können.

Am Montag zogen Vertreter der vor rund zweieinhalb Jahren von Microsoft initiierten Sicherheitsinitiative Bilanz und mahnten die rund 4,5 Millionen österreichischen Internet-Nutzer auch weiterhin zur Wachsamkeit. Denn "Cyber-Kriminelle machen keine Sommerpause", sagte Microsoft-Österreich-Chef Herbert Schweiger.

Die Initiative "Sicher-im-Internet" will Akzente im Bereich der IT-Sicherheit in Österreich setzen. Neben Microsoft Österreich sind unter anderen auch die Bank Austria, eBay, UPC und nic.at an der vom Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz unterstützten Initiative beteiligt.

90 Prozent nutzen Anti-Viren-Software

Mittlerweile haben rund 90 Prozent der deutschsprachigen Internet-User Anti-Viren-Software im Einsatz, 50 Prozent nutzen eine persönliche Firewall und ebenso viele aktualisieren die von ihnen verwendete Software regelmäßig, so Schweiger.

Zur Bewusstseinsbildung habe auch "Sicher-im-Internet" einen Beitrag geleistet, sagte der Microsoft-Österreich-Chef, der es auch nicht versäumte, auf die Qualitäten der hauseigenen Software hinzuweisen.

"Unsere Werkzeuge entfernen jeden Trojaner, egal von wo er kommt", sagte Schweiger auf die auch in Österreich diskutierte Online-Durchsuchung von Computern durch die Polizei angesprochen.

Der deutsche Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble [CDU] will künftig Online-Durchsuchungen von Privatcomputern ermöglichen, um Terroranschläge zu verhindern. Auch der österreichische Innenminister Günther Platter [ÖVP] überlegt den Einsatz von Polizei-Trojanern.

"Kontinuierlicher Prozess"

Internet-Sicherheit sei ein kontinuierlicher Prozess, so Robert Zadrazil von der Bank Austria.

Das Portal der Initiative, das seit 2005 rund vier Millionen Seitenaufrufe und 180.000 Besucher verzeichnete, soll heuer überarbeitet werden. Daneben seien auch weiterhin österreichweite Informationsveranstaltungen für Konsumenten und Unternehmen vorgesehen.

Der Schwerpunkt der Initiative liege weiterhin bei zielgruppengenauer Information, hieß es. Zum Jahresende ist auch ein eigenes Sicher-im-Internet-Buch geplant.

Beim Internet-Banking der Bank Austria seien die Phishing-Attacken zuletzt merklich zurückgegangen, sagte Zadrazil. Die Auswirkungen der Angriffe der Passwort-Fischer auf die Kunden waren laut Zadrazil zuletzt nahezu bei null. Der Anfang Juli präsentierte Cybercrime-Report des österreichischen Bundeskriminalamts [BK] wies für das vergangene Jahr eine starke Zunahme von Phishing-Attacken aus.

EBay setzt auf Mitwirkung der Nutzer

Seine Sicherheitsaktivitäten hatte zuletzt auch die Online-Auktionsplattform eBay verstärkt. Seit Mai 2007 wurde das Bewertungssystem erweitert. Damit sollen auch eBay-Mitglieder dazu ermuntert werden, betrügerische Händler auf der Plattform zu identifizieren.

Rund drei Viertel der Mitglieder würden die neuen Bewertungsmöglichkeiten bereits nutzen, sagte Joerg Bartussek, Sicherheitsbeauftragter von eBay Österreich. Weltweit wurden einge tausend "schwarze Schafe" ausgeschlossen, bilanzierte Bartussek.

Zuletzt laut gewordene Vorwürfe, eBay würde schlechte Bewertungsprofile löschen, wies Bartussek zurück: "Was wir löschen, sind Kommentare, wenn sie rassistisch, sexistisch oder unangebracht sind."

Informationsoffensive der Regierung

Konsumentenschutzminister Erwin Buchinger [SPÖ] kündigte für den Herbst eine breite Informationsoffensive der Regierung zur sicheren Internet-Nutzung an. Dadurch sollen nicht zuletzt auch Hemmschwellen zum Einkauf im Internet beseitigt werden.

Denn zuletzt hatten die Beschwerden bei den Konsumentenschützern über dubiose Geschäftspraktiken im Internet zugenommen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 15.000 bis 20.000 solcher Beschwerden gezählt.

Buchinger verwies jedoch auch darauf, dass es sich dabei um kein ausschließlich österreichisches, sondern vielmehr ein europäisches Problem handle: "Wir werden sinnvolle Rahmenbedingungen nur auf europäischer Ebene durchführen können."

(futurezone | Patrick Dax)