"100-Dollar-Laptop" für heimische Schulen
An vier österreichischen Volksschulen werden demnächst 100 Laptops der Initiative "One Laptop per Child" [OLPC] im Unterricht getestet. Am XO gefällt dem Unterrichtsministerium das Konzept des Teilens, nur bei der Software hapert es noch etwas.
Eigentlich sind die als "100-Dollar-Laptops" bekanntgewordenen Rechner des MIT vor allem für Kinder in Entwicklungsländern gedacht, doch auch hierzulande kann man sich für das neuartige Konzept des mittlerweile XO genannten Rechners erwärmen.
"Wir warten nur noch darauf, dass die Laptops geliefert werden", sagte Christian Dorninger, Geschäftsführer der IT-Leitungsgruppe im Unterrichtsministerium, gegenüber ORF.at.
Sobald die 100 bestellten Rechner da sind, sollen sie mit Software aufgerüstet und dann auf ihre Tauglichkeit im österreichischen Unterricht in je einer Volksschule in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland getestet werden.
"Vernünftiges Konzept"
Selbst vonseiten der österreichischen OLPC-Vertretung zeigte man sich über das schnelle Ergebnis überrascht. "Wir haben uns vom ersten Termin eigentlich gar nichts erwartet und wollten den XO nur vorstellen", sagten Simon Dorner und Aaron Kaplan gegenüber ORF.at.
Im Unterrichtsministerium habe man dann aber nicht nur bestens informierte, sondern auch interessierte Gesprächspartner vorgefunden.
"Wir finden das Konzept vernünftig", meint Dorninger dazu. Der XO in seiner Gestaltung und Struktur spreche die Kinder an, "Volksschulkinder können sich damit identifizieren".
Ab 12. November kann der Laptop in den USA auch von Privatpersonen zum Preis von 399 Dollar bestellt werden. Gekauft werden dabei zwei Geräte. Eines davon geht an ein Kind in einem Entwicklungsland.
Kritik an Software und Preis
Bei allem Enthusiasmus spart Dorninger jedoch nicht mit Kritik: "Software-mäßig ist das Gerät sehr mager ausgestattet." Daher werde man Software aus dem eigenen Fundus installieren und ihn so für die eigenen Bedürfnisse adaptieren.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Preis: "Der Laptop kostet ja nicht 100 Dollar, sondern in Summe 400 Dollar." Dafür bekomme man allerdings zwei Computer, einen zur eigenen Verwendung, der zweite gehe an ein Kind in einem Entwicklungsland.
"Ideelles Projekt"
Genau das sei aber für das Ministerium ebenfalls ausschlaggebend für die Testentscheidung gewesen, so Dorninger. "Wir wollen bei einem ideellen Projekt mitmachen."
Das Ministerium würde nur gerne wissen, wo genau die gespendeten Rechner dann zum Einsatz kommen, um den österreichischen Kindern zu ermöglichen, mit den jeweiligen Kindern dann wieder in Kontakt und Austausch zu treten. Das könne das federführende MIT bisher allerdings nicht liefern, moniert Dorninger.
"Der XO ist derzeit noch eine unfertige Sache." Er hoffe, dass sich vor allem beim Preis noch etwas bewege und er gestaltbar werde.
Ein Ziel hat Dorninger für den XO bereits: Er soll die Grundlage für den E-Junior-Computerführerschein sein. Damit sollen Kinder schon in der Volksschule grundlegende Funktionen eines Computers wie Textverarbeitung beherrschen lernen.
Erster Abschluss für OLPC Austria
Für Dorner und Kaplan ist der Abschluss mit dem Unterrichtsministerium der erste große Deal seit ihrer Gründung der lokalen Vertretung von OLPC im Frühsommer dieses Jahres. Beide arbeiten als Ansprechpartner ehrenamtlich für das Projekt und touren mit diversen XO-Modellen durchs Land.
Ihre Motivation dazu sei leicht erklärt: "Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft, und das ist im Moment das vielversprechendste Projekt, bei dem man auch mitarbeiten kann", umreißt Dorner seine Beweggründe. Nun gehe es vor allem darum, die Entwicklung passender Software voranzutreiben.
Laufende Updates
Denn da hapert es selbst laut Dorner und Kaplan noch ein wenig: An der Software werde noch gefeilt.
Während die Hardware bereits endgültig sei, würden bei den Anwendungen laufend Updates und Verbesserungen kommen. Der XO könne nun schon mehr als noch bei ihrem Besuch im Ministerium vor einem Monat, versichern beide.
Um die Entwicklung von Software für den XO voranzutreiben, lobt OLPC Austria einen Wettbewerb aus - der genaue Starttermin wie auch die Sponsoren dafür stehen bis dato allerdings noch nicht fest. [Im Bild: Simon Dorner und Aaron Kaplan]
(futurezone | Nadja Igler)