Comcast behindert Peer-to-Peer-Verkehr
Der US-Internet-Anbieter Comcast blockiert den Tausch von Dateien über das Filesharing-Protokoll BitTorrent und sorgt dafür, dass die Debatte über Netzneutralität neu entflammt.
Tests der Nachrichtenagentur AP und der Internet-Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation [EFF] haben ergeben, dass der US-Breitbandanbieter Comcast seine Kunden am Tausch von Dateien über das Filesharing-Protokoll BitTorrent hindert.
Laut AP setzt Comcast dabei TCP-RST-Packete ein, die dazu führen, dass die Verbindung zwischen zwei Computern unterbrochen wird. Die Reset-Signale kommen dann zum Einsatz, wenn ein BitTorrent-Nutzer ein komplettes File mit einem anderen austauschen wolle, berichtete AP.
Den beteiligten PCs werde dabei über die Signale vorgegaukelt, dass eine Fortführung der Verbindung vom jeweils anderen PC nicht erwünscht sei. Tatsächlich kommen die Signale jedoch vom Internet-Anbieter.
Vorbild China
Das ist in etwa so, als würde sich bei einem Telefongespräch der Netzwerkanbieter einschalten und den Gesprächspartnern mit der Stimme des jeweils anderen Sprechers mitteilen: "Ich muss jetzt auflegen."
Laut EFF werde dieselbe Technik auch zur Zensur des Internet in China eingesetzt.
"Blockieren keine Anwendungen"
Comcast setze elaborierte Technologien ein, um das reibungslose Funktionieren seiner Netzwerkverbindungen zu gewährleisten, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Comcast stellte in Abrede, dass bestimmte Applikationen durch das Unternehmen blockiert werden: "Auch nicht BitTorrent", hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens.
Nach Angaben des britischen IT-Portals The Register kommt bei Comcast ein Netzwerk-Management-Tool der Firma Sandvine zum Einsatz, dass zwar den Start von BitTorrent zulässt, jedoch die Nutzung des Filesharing-Programms einschränkt.
Comcast wird nicht zum ersten Mal vorgeworfen, den Dateitausch mit Filesharing-Anwendungen zu behindern. Bereits im August berichtete der P2P-Nachrichtendienst TorrentFreak von ähnlichen Vorkommnissen.
Debatte über Netzneutralität
Die Vorgangsweise des Internet-Anbieters hat in den USA die Debatte über die Netzneutralität neu entfacht.
Die Netzneutralität soll gewährleisten, dass die Daten aller Anbieter gleichberechtigt transportiert werden.
Das Prinzip der Netzneutralität wird von großen US-Telekom-Konzernen seit einigen Jahren in Frage gestellt. Sie erklärten, den Erfolg der Serviceanbieter wie Yahoo und Google vor Augen, dass diese "eigentlich für die genutzten Leitungen bezahlen sollten." Damit wurde auch eine Debatte über ein mögliche Kontrolle von Netzinhalten losgetreten.
Gesetzliche Regelung gefordert
Verfechter der Netzneutralität setzen sich seit längerem für eine gesetzliche Regelung ein, die Breitband-Provider dazu verpflichten soll, Inhalte-Anbietern ohne Unterschied und Diskriminierung ihre Leitungen zur Verfügung zu stellen.
Es sollte Internet-Anbietern nicht erlaubt sein, die Möglichkeit ihrer Kunden zum Versand und Empfang von Inhalten über das Internet einzuschränken, sagte eine Sprecherin der US-Organisaton Free Press.