Musiktausch in der U-Bahn
Drei Computerwissenschaftlerinnen wollen mit ihrem Projekt "Undersound" das Londoner U-Bahn-Netz zur Musiktauschbörse machen. Über WLAN und Bluetooth sollen Fahrgäste Musik aus Musikdatenbanken herunterladen und untereinander tauschen können.
In puncto Mobilfunkempfang sieht es im Londoner U-Bahn-Netz düster aus. Anrufe sind in den Tunneln und Röhren des ältesten U-Bahn-Netzes der Welt, dessen erstes Teilstück 1863 in Betrieb genommen wurde, nicht möglich. Dennoch nutzen viele der drei Milionen Fahrgäste, die die "Tube" täglich bevölkern, ihre Mobiltelefone: zum Spielen oder zum Schreiben von Kurzmeldungen.
Geht es nach den drei in London lebenden Computerwissenschaftlerinnen Arianna Bassoli, Johanna Brewer und Karen Martin, so werden die Fahrgäste im Londoner U-Bahn-Netz künftig auch Musik über mobile Geräte herunterladen und tauschen können.
Neue Interaktionsmöglichkeiten
Seit 2006 arbeiten sie an dem Projekt "Undersound", das den Londoner U-Bahn-Fahrgästen neue Interaktionsmöglichkeiten aufzeigen will.
Mit Hilfe einer Java-Applikation für Symbian und Linux-Handybetriebssysteme, die gerade entwickelt wird, können dabei über WiFi und Bluetooth Songs von stationären Musikdatenbanken auf kompatible Geräte geladen werden.
Von Handy zu Handy
Daneben werden aber auch die Handys der Fahrgäste als Vertriebsvehikel genutzt. Die "Undersound"-Musikbibliotheken anderer Fahrgäste können anonym drahtlos durchstöbert werden.
Das Einverständnis der Gerätebesitzer vorausgesetzt, ist auch der Download der Songs von Handy zu Handy möglich.
Je mehr Geräte miteinander drahtlos interagieren, desto dichter werde das Netzwerk, so die Initiatorinnen.
Songs auf Orte abgestimmt
Die angebotenen Songs werden inhaltlich auf spezifische Orte im U-Bahn-Netz abgestimmt. Beim Abspielen eines Songs ist dann auch ersichtlich, in welcher Station er ursprünglich heruntergeladen wurde. Das soll Erinnerungen an Orte wachhalten, heißt es auf der Projekt-Homepage.
Creative-Commons-Lizenzen ...
Angeboten werden nur Titel, deren Rechte geklärt sind. Etwa Songs, die unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht wurden und mit dem Einverständnis ihrer Urheber weitergegeben werden dürfen.
... und Filtertechnologien
Um zu verhindern, dass nichtlizenzierte urheberrechtlich geschützte Tracks im U-Bahn-Netz verbreitet werden, sei auch an die Verwendung von Filtertechnologien gedacht, sagte Brewer gegenüber "PC World".
Noch ist das Projekt in der Planungsphase, erste Tests wurden jedoch bereits durchgeführt. Einige Fragen sind noch zu klären. So fehlt etwa noch das Einverständnis des U-Bahn-Betreibers Transport for London. Verhandlungen mit der städtischen Betreibergesellschaft sollen jedoch nach Angaben der "Undersound"-Initiatorinnen bald aufgenommen werden.
Die drahtlose Weitergabe von Musik ist, wenngleich stark eingeschränkt, bereits über ausgewählte Musik-Player möglich. So können Songs etwa über Microsofts Zune und den Player Musicgremlin [beide sind derzeit nur in den USA erhältlich] getauscht werden.
Auch Apple denkt bei seiner iPod-Reihe offenbar über den Transfer von Musik von Player zu Player nach. Entsprechende Patente wurden bereits eingereicht.
(futurezone | PC World)