Kritiker warnen Google vor Größenwahn
Google ist schon lange nicht mehr nur Betreiber einer Suchmaschine. Der Konzern erobert reihum neue Geschäftsfelder wie Online-Festplatten, Ökostrom und den Mobilfunk. "Sie glauben, sie könnten die Welt in allem schlagen, was sie anfangen", wird die Arroganz des Internet-Dienstleisters kritisiert.
Mit einer prall gefüllten "Kriegskasse" kündigt der erfolgsverwöhnte Suchmaschinenriese Google ständig neue Projekte an: Internet-Festplatte, alternative Stromerzeugung und den Einstieg in das Handygeschäft.
Google-Anhänger jubeln, Kritiker aber warnen vor Übermut oder gar Größenwahn. "In ihrer Arroganz sind sie außer Kontrolle geraten", so Dennis Kneale vom US-Wirtschaftskanal CNBC.
Aktueller Grund der Aufregung: An diesem Montag endet in den USA die Anmeldefrist zur Versteigerung weiterer Mobilfunklizenzen. Zum Stichtag will Google seine Startofferte von 4,6 Milliarden Dollar [3,14 Mrd Euro] offiziell einreichen.
"Google glaubt, sie könnten die Welt in allem schlagen, was sie anfangen", kritisiert Kneale.
In der 700-MHz-Auktion geht es um Frequenzen, die 2009 frei werden, wenn alle TV-Sender auf digitalen Betrieb umgestellt haben.
Endpreis bei geschätzten sechs Mrd. Dollar
Das milliardenschwere Startgebot für die Mobilfunklizenz ist selbst für Google eine Menge Geld - und nur der Anfang. Einen Endpreis von sechs Milliarden Dollar halten Experten für gut möglich. Die Auktion findet nach Prüfung der Bewerbungen Ende Jänner statt.
Im Kern geht es dem Internet-Giganten aus Mountain View [Kalifornien] darum, seinen Erfolg mit Werbeanzeigen bei der Internet-Suche via PC auf den nächsten großen Markt zu übertragen: die mobile Suche via Handy.
Teuer und wenig profitabel
Aber muss man dazu gleich selbst eine teure Mobilfunklizenz kaufen, fragen Kritiker. Goldman-Sachs-Analysten warnen, das Geschäft sei teuer und wenig profitabel.
Druck auf Mobilfunker
Viele Experten sehen in der Beteiligung an der Auktion daher nur einen geschickten Schachzug: Google wolle gar nicht unbedingt selbst Mobilfunk betreiben, sondern nur auf die wohl auch teilnehmenden Branchenriesen AT&T und Verizon Druck ausüben.
Google möchte erreichen, dass sie das mobile Internet und damit auch Werbung auf Handys weit besser ermöglichen als bisher.
Google kündigte ebenfalls bereits ein eigenes Handy-Betriebssystem [Android] an und trommelte eine Mobilfunk-Allianz Dutzender Firmen zusammen - mit dabei auch T-Mobile.
Mehr Wettbewerb
"Die Verbraucher verdienen mehr Wettbewerb und Innovation, als sie in der heutigen Mobilfunkwelt haben", sagt Google-Chef Eric Schmidt. Was der Konzern genau mit den landesweiten Frequenzen [700-Megahertz-Band] machen würde, verrät er nicht.
Man könne die Lizenz ja auch vermieten, sagt ein Sprecher. "Gewinnt Google die Auktion, verändert das das Spiel total", prophezeit IDC-Analyst Scott Ellison.
Eins hat das Unternehmen bereits in jedem Fall erreicht: Die für die Auktion zuständige Federal Communications Commission [FCC] legte auf Druck von Verbraucherschützern und Google fest, dass der Sieger sein Netz für Handys, Internet-Anwendungen und Software aller Art öffnen muss - für den US-Mobilfunkmarkt eine Revolution.
Google am Ende der Gewinner
Der eigentliche Gewinner ist für das US-Businessmagazin "Forbes" daher auch schon klar: Google könne am Ende doch wieder wie bisher mit seinem traditionellen Kerngeschäft rund um Suche und Werbung Milliardengewinne einstreichen. "Google würde einfach in der Mitte sitzen und Anzeigen verkaufen."
(dpa)