Albumverkäufe auf Rekordtief

04.01.2008

Der Verkauf von Alben hat in den USA 2007 neue Tiefstände erreicht. Aber auch das Absatzwachstum bei Downloads verlangsamte sich im vergangenen Jahr auf dem weltgrößten Musikmarkt .

Die Musikkonzerne in den USA mussten im vergangenen Jahr erneut deutliche Absatzrückgänge beim Verkauf von Alben hinnehmen. Der Verkauf von Longplayern - ob online oder als CD - ging um 15 Prozent auf etwa 500 Millionen Stück zurück.

Das sei der niedrigste Wert seit dem Beginn der Erhebungen 1993, teilte das Marktforschungsunternehmen Nielsen SoundScan am Donnerstag mit.

2006 wurden in den USA im Vergleich dazu noch 588,2 Millionen Alben verkauft. Der Höchstwert wurde laut Nielsen SoundScan 2002 mit insgesamt 785 Millionen Einheiten erreicht.

Online-Wachstum gebremst

Zwar sei der Online-Markt für digitale Alben um 53 Prozent gewachsen, insgesamt wurden jedoch nicht mehr als 50 Millionen Alben heruntergeladen. Der Verkauf von CD-Alben über das Internet legte laut Nielsen SoundScan um 2,4 Prozent auf 30,1 Millionen Einheiten zu.

Der Verkauf einzelner Songs im Online-Musikhandel stieg um 45 Prozent auf 844,2 Millionen Stück. Das Wachstum hat sich 2007 jedoch verlangsamt. 2006 stieg der Verkauf von Einzel-Downloads noch um 65 Prozent.

Die Gesamtverkäufe der Musikkonzerne - Alben, Singles, digitale Downloads und Musikvideos - legten laut Nielsen SoundScan 2007 um 14 Prozent auf 1,4 Milliarden Einheiten zu. 2006 betrug die Wachstumsrate noch 19 Prozent.

Topseller verkaufen weniger

Das am häufigsten verkaufte Album des vergangenen Jahres in den USA war mit 3,7 Millionen verkauften Einheiten "Noel", eine Sammlung von Weihnachtsliedern des Warner-Music-Künstlers Josh Groban. Auf den Plätzen folgten der Walt-Disney-Soundtrack "High School Musical" [2,9 Millionen Stück] sowie das Eagles-Comeback-Album "Long Road Out of Eden" mit 2,6 Millionen verkauften Kopien.

Die Anzahl der verkauften Einheiten der Album-Topseller kann als weiterer Indikator für den Niedergang des Formats gelten. 2005 führte etwa Mariah Carey mit mehr als fünf Milllionen verkauften Einheiten ihres Longplayers "The Emancipation of Mimi" das Ranking an. Das Album "Confessions" des R&B-Sängers Usher verkaufte 2004 in den USA mehr als acht Millionen Stück.

Rückgang auch in Großbritannien

In Großbritannien gingen die Album-Verkäufe nach Angaben des Branchenverbandes BPI im vergangenen Jahr um zehn Prozent zurück. Die Verkäufe digitaler Downloads legten von 52,5 Einheiten im Jahr 2006 um 47,7 Prozent auf 77,6 Milionen Stück im Jahr 2007 zu. Nach Weihnachten verzeichneten die britischen Online-Musikhändler laut BPI Rekordzugriffe.

Komplette Alben wurden jedoch kaum heruntergeladen. 95 Prozent der Longplayer werden nach Angaben des Branchenverbandes nach wie vor auf CD verkauft.

Besserung nicht in Sicht

In den kommenden Jahren erwarten Branchenbeobachter keine Besserung für den Musikmarkt. Die Industrie habe zu viel Zeit und guten Willen damit vergeudet, den digitalen Vertrieb zu bekämpfen, sagte Kenneth Kraus von Loeb & Loeb, der Musiker wie Kid Rock und Carrie Underwood betreut.

Dabei habe man "eine ganze Generation von Jugendlichen verloren", die mit kostenloser Musik im Internet aufgewachsen seien und denen es inzwischen völlig abwegig erscheine, dafür Geld zu bezahlen.

Der US-Musikindustrieverband RIAA hat seine Klagewelle gegen Tauschbörsennutzer auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Im ersten Schwurgerichtsprozess nach einer RIAA-Klage wurde im Oktober eine alleinerziehende Mutter zu mehr als 200.000 Dollar Schadenersatz verurteilt. Kritiker fordern bereits seit längerem ein Ende der Klagen und sprechen sich für eine Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz aus.

(futurezone | Reuters)