Warner setzt auf Blu-ray

05.01.2008

Im Formatstreit um die DVD-Nachfolge zwischen den rivalisierenden Formaten HD DVD und Blu-ray ist eine Vorentscheidung gefallen. Das Filmstudio Warner Bros., das bisher beide Formate unterstützte, kehrt HD DVD den Rücken und wird seine Filme ab Mai nur noch im Format Blu-ray veröffentlichen.

Damit wird HD DVD in Hollywood lediglich von zwei Studios unterstützt: Universal und Paramount. Da nun Warner, Sony, Disney und 20th Century Fox hinter Blu-ray stehen, könnte die kritische Masse erreicht sein, die diesen Standard zum Sieger in dem seit mehreren Jahren andauernden Formatstreit macht.

"Verbraucher haben sich entschieden"

"Die Verbraucher haben sich klar für Blu-ray entschieden", betonte der Präsident von Warner Home Entertainment, Kevin Tsujihara, in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung.

Der Formatstreit habe die Verbraucher verunsichert und damit die Ausbreitung von Video in hoher Auflösung [High Definition, HD] gebremst. US-Marktforschern zufolge hatten HD-Medien 2007 nur ein Prozent Marktanteil.

Unter amerikanischen Industriebeobachtern brach nach der Entscheidung von Warner eine Diskussion darüber aus, ob der Formatkrieg nun zugunsten von Blu-ray entschieden sei. Bisher waren beide Lager so groß, dass sich kein Sieger abzeichnete.

Erst im August hatte sich das Filmstudio Paramount, das auch Filme von DreamWorks Animation veröffentlicht, für HD DVD statt Blu-ray entschieden. Ein wichtiges Argument für die HD DVD ist auch die Unterstützung des Software-Riesen Microsoft.

Marketing-Unterstützung

Nach Informationen des "Wall Street Journal" bekommt Warner als Teil der Vereinbarung auch Marketing-Unterstützung. Auch die HD-DVD-Seite habe Geld geboten.

Warner-Chef Barry Meyer betonte aber, dass die Entscheidung für Blu-ray eine strategische gewesen sei und nicht die Folge eines Bieterwettstreits. Auch beim Übergang von Paramount ins HD-DVD-Lager soll Marketing-Unterstützung in Millionenhöhe vereinbart worden sein.

Warner erwog auch, in den Formatstreit mit einer Hybrid-Disc einzugreifen, die auf einer Seite die Filme im Blu-ray-Standard und auf der anderen als HD DVD enthielt. Die "Total HD"-Disc wurde jedoch vor einiger Zeit eingestellt.

Blu-ray bei Filmen vorne

Die HD-DVD-Technologie ist etwas günstiger, während die Blu-ray-Disc mehr Kapazität bietet. Ein möglicherweise entscheidender Faktor für den Ausgang des Formatstreits ist die Spielekonsole PlayStation 3. Das Sony-Gerät hat ein eingebautes Blu-ray-Laufwerk. Deshalb wurden in den USA zwar mehr Abspielgeräte des HD-DVD-Formats fürs Wohnzimmer verkauft, beim Absatz der Medien hat aber Blu-ray die Nase vorn.

Nervosität im HD-DVD-Lager

Der Schritt von Warner kommt für das HD-DVD-Lager zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: An diesem Wochenende startet die tonangebende Elektronikmesse CES [Consumer Electronics Show] in Las Vegas.

Pressekonferenz abgesagt

Die für Sonntag angesetzte Pressekonferenz der HD-DVD-Gruppe wurde daraufhin abgesagt. Man wolle nun zunächst die Folgen der Warner-Entscheidung prüfen, hieß es in einer knappen Erklärung.

Hoffen auf großes Geschäft

Ein Nachfolgeformat für die weit verbreitete DVD ist notwendig, weil sie nicht genügend Kapazität hat, um Filme in hoher Auflösung zu speichern. Film- und Elektronikindustrie hofften auf ein großes Geschäft beim Übergang zur höheren Bildauflösung, da dafür neue Fernseher, Player und Speichermedien benötigt werden.

Aber während praktisch alle heutzutage verkauften Fernseher HD-tauglich sind, breiteten sich Blu-ray und HD DVD bisher nur schleppend aus.

Dem wollen einige Hersteller mit Hybrid-Abspielgeräten entgegenwirken, die die leidige Formatfrage elegant umgehen und eine friedliche Koexistenz beider DVD-Nachfolgeformate ermöglichen.

(futurezone | APA | dpa)