Job-Kahlschlag bei EMI
Der krisengeschüttelte britische Musikkonzern EMI muss sparen und strukturiert um. Bis zu 2.000 Mitarbeiter müssen gehen. Vom Jobabbau ist vor allem das Musikkerngeschäft betroffen.
EMI werde im Rahmen seines Umstrukturierungsplanes zwischen 1.500 und 2.000 Stellen abbauen, teilte das Unterenehmen am Dienstag mit.
Insgesamt sollen die Kosten in dem Unternehmen um 264 Millionen Euro [200 Mio. Pfund] reduziert werden.
Kerngeschäft betroffen
Die Einsparungen konzentrieren sich den Angaben zufolge auf das Musikkerngeschäft, in dem 4.500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Insgesamt arbeiten bei EMI 5.500 Menschen.
Umsatzrückgänge bei CDs und schlechte Planung bei den Veröffentlichungen haben EMI in den vergangenen Jahren stark mitgenommen. EMI hatte im vergangenen Jahr einen Verlust vor Steuern von 263,6 Millionen Pfund geschrieben.
Der Schritt sei nötig, da das Unternehmen damit "kämpft, auf die Herausforderungen der digitalen Umwelt zu antworten", erklärte der EMI-Besitzer Terra Firma.
Finanzinvestor greift durch
EMI, geschäftliche Heimat von Künstlern wie Coldplay, Kylie Minogue, Norah Jones und Robbie Williams, wurde 2007 von der Beteiligungsgesellschaft Terra Firma für umgerechnet rund 3,2 Milliarden Euro übernommen.
Der Finanzinvestor und Firmenchef Guy Hands hatte im November bereits einigen Künstlern indirekt mit Rausschmiss gedroht und eine "fundamentale Wende" in den Geschäftspraktiken des Konzerns angekündigt.
Am Dienstag bekräftigte Hands seinen Vorsatz, vor allem nach neuen Künstlern Ausschau halten zu wollen. Dazu werde das Unternehmen das Marketing, den Verkauf und den Vertrieb innerhalb der kommenden sechs Monate in einem einzigen Geschäftszweig zusammenfassen.
Künstler-Exodus
Die Ankündigung dürfte weiter für böses Blut zwischen dem neuen Eigentümer und den Künstlern sorgen. Musiker werfen Hands seit längerem vor, nichts von Musik zu verstehen.
Sie fürchten zudem, dass durch die Umstrukturierungen nicht genug Personal und Geld für das wichtige Marketing ihrer Alben zur Verfügung steht.
Robbie Williams hatte erst kürzlich damit gedroht, sein neues Album nicht zu vervollständigen. Andere Künstler wie Paul McCartney haben das Label bereits verlassen, weil es nach seinen Worten "langweilig" geworden sei. Coldplay-Manager Dave Holmes sagte der "Financial Times", er würde seinen neuen Künstlern nicht mehr raten, bei EMI einen Vertrag zu unterzeichnen.
Auch die Band Radiohead hat ihren Vertrag mit EMI nicht verlängert und ihr jüngstes Album "In Rainbows" Monate vor der Veröffentlichung auf CD zum Download im Netz bereitgestellt.
Auswirkungen auf Österreich unklar
Ob EMI auch Stellen in Österreich abbaut, ist bisher nicht bekannt.
Eine Anfrage von ORF.at bei der Londoner Zentrale des Musikkonzerns läuft.
Über die Umstrukturierung bei EMI wurde bereits seit Tagen spekuliert.
(Reuters)