Persönliche Datenspuren im Netz
Am Freitag startet mit 123people.com eine Suchmaschine mit österreichischen Wurzeln, die sich dem Auffinden persönlicher Informationen verschrieben hat. Immer mehr Menschen begeben sich im Netz auf die Suche nach Informationen über andere Personen - und sich selbst.
Rund 30 Prozent der Suchanfragen bei herkömmlichen Suchmaschinen sind laut 123people-Geschäftsführer Stefan Kalteis bereits Personennamen. Immer mehr Zeitgenossen machen sich im Netz auf die Suche nach Informationen über alte Schulfreunde, Arbeitskollegen oder potenzielle Liebespartner. Und in Zeiten der stets zunehmenden Datenflut prüfen auch immer mehr Nutzer, was eigentlich über sie selbst im Netz zu finden ist.
Lokale Suche eingebunden
123people.com will auch lokale Ergebnisse einbinden und durchsucht in Echtzeit soziale Netzwerke, andere Suchmaschinen, Portale wie Flickr oder Twitter, aber auch Telefonbücher nach öffentlich verfügbaren Informationen über eine Person.
Gesucht werden kann eingangs nach Personen oder Tags. Die Suche kann auch lokal eingeschränkt werden. Das Ergebnis wird in zwei Bereichen dargestellt: Zuoberst werden Bilder und Weblinks, verfügbare E-Mail-Adressen und Telefonnummern angezeigt, im unteren Teil scheinen Profile in sozialen Netzwerken auf, dazu wird eine Tag-Cloud mit häufigen Assoziationen geliefert.
Eigenes Profil bearbeiten
"Wir wollen den Usern zeigen, was über sie auffindbar ist, ihnen aber auch die Möglichkeit geben, die Ergebnisse selber zu regulieren", erklärte Kalteis im Gespräch mit ORF.at. Dafür kann man sich registrieren und schließlich ein eigenes Profil anlegen, über das man mitbestimmen kann, welche Daten verfügbar werden.
Über Tags, deren Relevanz auch bewertet werden kann, soll ein Nutzerprofil schließlich "Charakter" erhalten.
Imer mehr Anfragen
Rund 47 Prozent der Nutzer haben laut einer Studie des Pew Internet and American Life Project schon einmal ihren eigenen Namen bei Google oder einer anderen Suchmaschine eingegeben. 53 Prozent gaben zu, jemand anderen gegoogelt zu haben.
Suche nach Kontaktdaten und Fotos
In den meisten Fällen seien diese Suchen harmlos, etwa um an die Kontaktdaten einer Person zu gelangen. Etwa ein Drittel davon war jedoch auf der Suche nach offiziellen Dokumenten oder Daten zu Konkursen, Scheidungen etc.
Echtzeitsuche statt Indizierung
Zum Thema Datenschutz-Bedenken verweist Kalteis auf die Echtzeitsuche. Indizieren sei laut 123people.com mit dem EU-Datenschutz nicht vereinbar. Minderjährige sollen nicht prinzipiell ausgeschlossen werden. "Es ist ein Vorteil für die Eltern zu sehen, was über die Kinder im Netz steht", erklärte der 123people-Chef.
Registrierte Nutzer könnten unterschiedliche Security- und Privacy-Einstellungen wählen und damit bestimmen, wer auf ihre Daten zugreifen darf. Zudem könne man bei Unzufriedenheit mit einzelnen Ergebnissen "Fehler" an die Redaktion der Suchmaschine berichten.
Viele zu offenherzig
Die britischen Behörden warnen etwa Jugendliche davor, zu leichtfertig persönliche Informationen ins soziale Netz zu stellen - und sich damit die Karriere zu verbauen. Immer mehr Headhunter suchen nach Spuren im Netz - peinliche Partyfotos und intime Details können dabei durchaus zur Entscheidungshilfe werden.
In neun Monaten entwickelt
Laut Kalteis wird 123people.com seit neun Monaten als Fulltime-Projekt betrieben. Der Start der Suchmaschine erfolgt vorerst in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Das Start-up mit einem Teil-Firmensitz in New York hat aber durchaus auch andere Märkte im Visier.
Hinter der Gesellschaft steht der Online-Unternehmer Markus Wagner mit seiner Beteiligungsfirma i5invest, der unter anderem an der an VeriSign verkauften 3united beteiligt war.
Das Unternehmen unterstützt österreichische Start-ups mit Kapital und Know-how. Voraussetzung für eine Investition sei laut Wagner globales Denken. "Es gibt viele gute Leute in Österreich", so Wagner zu ORF.at. In der Denkweise müsse sich aber noch etwas ändern.
Einnahmen über Werbung
Laut Kalteis investiere i5invest normalerweise zwischen 100.000 und 200.000 Euro in neue Projekte. Bei 123people sei das mehr gewesen, auch wenn Kalteis keine genauen Zahlen nennen wollte.
"Wir möchten die europäische Personen-Suchmaschine werden", formulierte Kalteis ganz klar das Ziel. Einnahmen sollen über Werbung a la Google Adwords und Premiumdiensten generiert werden. In den nächsten Wochen und Monaten bleibe das Produkt aber noch werbefrei.
Eine der ersten Aktivitäten von i5invest war der Einstieg bei der österreichischen Online-Welt "Papermint".
(futurezone | Nayla Haddad)