Unterwasser-Datenkabel zu fehleranfällig
Nach der Beschädigung von mehreren Datenkabeln im Mittelmeer rufen Experten zu einer besseren Absicherung der nur daumendicken Unterseekabel für den globalen Datentransfer auf. Schäden durch Fischernetze und Schiffsanker stünden derzeit an der Tagesordnung.
Nur zweieinhalb Zentimeter Durchmesser weisen jene Datenkabel vor der ägyptischen Mittelmeerküste auf, die in den vergangenen Tagen für den Ausfall weiter Teile des Internets im Nahen Osten und Südasien verantwortlich waren.
In Anbetracht des aktuellen Zwischenfalls scheint das Netzwerk für den globalen Datenverkehr sehr filigran, der globale Netzverkehr hängt scheinbar an seidenen [Glasfaser-]Fäden. Ganz so kritisch ist es jedoch um die Belastbarkeit der weltumspannenden Datenkabel nicht bestellt.
Tatsächlich sind Beschädigungen durch Fischernetze und Schiffsanker zwar keine Seltenheit, bleiben aber normalerweise unbemerkt.
"Die meisten Telekommunikationsanbieter verfügen über Kapazitäten in mehreren Systemen. Fällt eines aus, wird der Verkehr einfach durch das andere System geleitet", so ein Analyst von TeleGeography. "In diesem Fall waren jedoch sowohl die Haupt-, als auch die Backup-Route betroffen."
Die zwei beschädigten Kabel, FEA [FLAG Europe Asia] und SEA-ME-WE 4 [South-East Asia - Middle East - Western Europe 4], liegen etwa einen Kilometer voneinander entfernt nördlich von Alexandria auf dem Meeresboden.
Ein drittes Unterseekabel vor Dubai wurde ebenfalls beschädigt.
Umleitung über Japan und die USA
Durch seine geografische Lage mit Zugang zum Mittel- wie auch zum Roten Meer hat Ägypten eine Schlüsselrolle im globalen Datennetz. Leitungen von Europa nach Indien führen zumeist durch den Sueskanal.
Durch die Beeinträchtigung der Kabel musste der Datenverkehr nach Europa quer über den Pazifik und Atlantik, über Japan und die USA umgeleitet werden. Die längere Strecke wirkt sich dabei auf die Übertragungsgeschwindigkeit aus.
Eine zweite Ersatzstrecke von Indien nach Europa führt über China und Russland entlang der Transsibirischen Eisenbahn.
Kabelkonzentration vor Guam und Hawai
Neben Ägypten weisen noch andere Knotenpunkte großes Schadenspotenzial auf. So treffen vor der US-Insel Guam im westpazifischen Ozean Internet-Kabel der USA, Japan, Australien, den Philippinen und China zusammen.
Ein weiterer Knotenpunkt liegt vor Hawaii, wo jene Kabel liegen, welche die USA mit Australien und Neuseeland verbinden.
Wasserweg am günstigsten
Datenleitungen werden meist unter Wasser verlegt, da das der günstigste Weg ist, lange Distanzen zu überbrücken. Eine Leitungsführung auf dem Festland wäre ganz abgesehen von politischen Problemen mit Genehmigungen durch verschiedene Länder schlicht und einfach zu teuer.
Kaputte Kabel auch 2006 in Taiwan
Zuletzt brachen im Dezember 2006 die Internet-Verbindungen von 100 Millionen Menschen in China, Südkorea und Taiwan zusammen. Ein Erdbeben der Stärke 6,7 beschädigte damals ebenfalls Unterseekabel.
Reparaturschiff kommt am Dienstag
Nach wie vor kämpfen Millionen Menschen im Nahen Osten mit Störungen im Internet-Verkehr.
Am Dienstag soll ein Reparaturschiff mit Tauchern nördlich von Alexandria eintreffen und mit der Behebung der Tiefseepanne beginnen. In der Zwischenzeit leiten die Provider ihren Datenverkehr über Satellit und andere Kabel um.
Betroffen sind neben Indien und Ägypten auch Bangladesch, Pakistan, Katar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Bahrain.
(Reuters | AP)