Google plant Gratismusikdienst
Das US-Internet-Unternehmen Google will in China mit kostenlosen Musik-Downloads den Rivalen Baidu.com überholen.
Trotz intensiver Bemühungen ist es Google bisher nicht gelungen, auf dem chinesischen Suchmaschinenmarkt am Konkurrenten Baidu.com vorbeizuziehen. Ein Grund dafür ist auch die Baidu-Musiksuche, mit der chinesische Internet-Nutzer unlizenzierte Musik-Files finden können. Nun will Google mit einem Gratismusikdienst Boden auf den chinesischen Rivalen gutmachen, berichtete das "Wall Street Journal" ["WSJ"].
Zusammenarbeit mit Top100.cn
Der Download-Dienst, der Musik von drei großen Musikkonzernen sowie mehr als hundert unabhängigen Labels anbieten will, soll laut "WSJ" noch in den nächsten Wochen an den Start gehen.
Dabei will Google mit dem chinesischen Online-Musikdienst Top100.cn zusammenarbeiten, der derzeit Songs für umgerechnet 14 US-Cent verkauft. Ergänzend zu den Downloads wollen Google und sein chinesischer Partner auch Informationen zu Bands und Musikern anbieten.
Digitale Wasserzeichen
Die Musik-Files sollen mit digitalen Wasserzeichen versehen sein. Google und die Labels wollen so Daten zur Musiknutzung gewinnen und über Werbeeinschaltungen Geld verdienen.
Werbefinanzierte Gratismusik gilt allgemein als Zukunftsoption für den digitalen Musikmarkt. Googles Vorstoß in China, wo ein Online-Musikmarkt so gut wie nicht existent ist, könnte auch für andere Regionen als Vorbild dienen, berichtete die Zeitung.
Zuletzt sorgte der werbefinanzierte Musikdienst Qtrax mit der Ankündigung auf der Musikmesse Midem in Cannes für Aufsehen, mehr als 25 Millionen Songs zum kostenlosen Download anbieten zu wollen. Der Start des Dienstes verzögert sich allerdings weiterhin, da Vertragsvereinbarungen mit den Labels offenbar noch ausstehen.
Universal fix an Bord
Laut "WSJ" soll Universal bereits Vertriebsvereinbarungen mit Google unterzeichnet haben. Mit EMI und Sony BMG werde noch verhandelt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf informierte Kreise. Noch ist unklar, ob die kompletten Kataloge der Labels zum Gratis-Download angeboten werden sollen oder ob sich das Angebot auf chinesische Künstler beschränkt.
Marktbeobachter schätzen, dass rund 90 Prozent der 162 Millionen chinesischen Internet-Nutzer nichtlizenzierte Musik aus dem Netz laden. Die großen Musikkonzerne versuchen seit Jahren mit wechselndem Erfolg gegen die nicht autorisierte Nutzung urheberrechtlich geschützter Musik-Files vorzugehen.
Erst am Dienstag brachten Universal Music und zwei weitere Labels in China eine Klage gegen Baidu.com und Sohu.com wegen der Verlinkung urheberrechtlich geschützter Musik-Files ein.
Zuletzt wies ein chinesisches Gericht jedoch die Anschuldigungen der Musikindustrie zurück. Eine Klage gegen Yahoo China wurde vor kurzem hingegen zugunsten der Musikkonzerne entschieden.