Maßgeschneidertes Fernsehen für Europa
Die Vorstellung, etwa bei "Titanic" alle Liebesszenen zu streichen oder bei "Star Wars" nur die Actionsequenzen gezeigt zu bekommen, könnte in naher Zukunft Wirklichkeit werden.
Ein ehrgeiziges EU-Projekt hat sich die Entwicklung eines neuen Medien-Genres zum Ziel gesetzt, das den Zuschauern erlauben soll, eine personalisierte Version eines TV-Inhalts zu sehen.
"New Media for a New Millennium" [NM2] wird dabei mit 7,5 Millionen Euro von der EU unterstützt.
Schlussendlich sollen die Zuseher an der Handlung der Geschichte mitwirken, das Handlungsschema und selbst das Bühnenbild und die Requisiten verändern können.
Zwei österreichische Partner an Bord
NM2 läuft von September 2004 bis August 2007. Unter den Partnern
des Projekts sind auch zwei heimische Technik-Experten, das Institut
für Informationssysteme & Informationsmanagement der Grazer Joanneum
Research sowie Sony NetServices.
Sony NetServices
TV-Show per SMS lenken
Hauptziel des NM2-Projekts ist, neue Produktions-Werkzeuge für die Medien-Industrie zu schaffen, welche die einfache Produktion in technisch standardisierten Formaten von nicht-linearen, personalisierten Medien-Genres ermöglichen.
Ergänzend werden Software-Tools entwickelt, die es den Zusehern ermöglichen, die Fernsehinhalte zu lenken.
Sieben Test-Produktionen sollen in den drei Jahren erstellt werden. Eine der Produktionen wird eine experimentelle Fernsehshow aus Finnland sein, deren Handlung durch SMS der Zuseher bestimmt wird. Mit festgelegten Wörtern kann mitbestimmt werden, wie die Charaktere der TV-Show interagieren.
Auch die aufwendige BBC-Produktion "Gormenghast", einer Trilogie von Mervyn Peake, wird neu bearbeitet, so dass die Zuseher aus einer Vielzahl verschiedener Versionen auswählen können.
Zu den Technologien, die diese neue Medien-Form ermöglichen, gehören Breitbandverbindungen, billige Massenspeicher, Intelligenz an den Peripherien der Datennetze und objekt-basierte Medien-Techniken.
Projekt-Website NM2Aktive Teilnehmer, statt passive Zuseher
"Im Moment ist der Fernseher nur eine dumme Box, die Signale empfängt. Im Rahmen des Projekts soll der Maschine beigebracht werden, die Inhalte wie Lego-Steine zu sehen, die verschieden zusammengesetzt immer wieder Sinn ergeben," erklärt Doug Williams von der British Telecom, die ebenfalls technischer Partner des Projekts ist.
"Die Zuschauer werden in der Lage sein, direkt mit dem Medium zu interagieren und zu beeinflussen, was sie sehen und hören - ganz nach ihren persönlichen Geschmäckern und Wünschen", so NM2-Koordinator Peter Stollenmayer von Eurescom.
"Medien-Nutzer werden nicht länger passive Zuschauer sein, sondern aktive Medien-Teilnehmer werden."