BitTorrent für Kooperation mit Providern
Der P2P-Anbieter BitTorrent setzt in der Debatte um Eingriffe in den P2P-Datenverkehr durch Internet-Anbieter darauf, dass die Provider ihre Netzwerke ausbauen. Mit dem Infrastrukturprodukt BitTorrent DNA will das Unternehmen den Streaming-Media-Markt erobern.
Der US-Internet-Anbieter Comcast hat diese Woche erstmals ganz offiziell zugegeben, dass er in den P2P-Datenverkehr seiner Kunden eingreift. Gegenüber der US-Telekom-Aufsichtsbehörde FCC erklärte Comcast, eine kleine Zahl seiner Nutzer könne mit ihren P2P-Anwendungen das gesamte Netzwerk der Firma mit P2P-Anwendungen zum Erliegen bringen. Netzwerkressourcen seien nicht unbegrenzt und müssten deshalb gemanagt werden.
Comcasts Kunden hatten erstmals im vergangenen Sommer festgestellt, dass ihre Bittorrent-Downloads plötzlich sehr langsam wurden oder sogar komplett abbrachen. Grund dafür sind spezielle Netzwerk-Management-Technologien, mit denen Comcast aktiv gegen BitTorrent-Nutzung vorgeht.
Dieses Vorgehen hat zu deutlichen Protesten von legalen BitTorrent-Anbietern wie Vuze geführt. Vuze wandte sich mit einer eigenen Petition an die Aufsichtsbehörde FCC, um ein Ende derartiger BitTorrent-Blockaden zu erreichen.
Vuze ist der kommerzielle Ableger des BitTorrent-Programms Azureus. Die Firma betreibt eine Video-Download-Plattform.
Netzwerke 15 Jahre alt
Die vom BitTorrent-Erfinder mitbegründete Firma BitTorrent Inc. hat sich diese Woche ebenfalls für eine FCC-Regulierung ausgesprochen. Bittorrent-Präsident Ashwin Navin ist jedoch zuversichtlich, dass sich das Problem langfristig zugunsten der Konsumenten lösen wird. In Bezug auf P2P-Nutzung erklärte er: "Provider werden auf diese Trends reagieren und ihre Netzwerke ausbauen müssen. Wenn sie das nicht tun, werden ihre Konkurrenten es tun."
Gleichzeitig zeigte er auch ein gewisses Verständnis für die Probleme der Provider: "Die meisten Breitbandnetzwerke wurden vor 15 Jahren entwickelt", so Navin. Damals sei das heutige Interesse an P2P-Datendiensten und nutzergenerierten Inhalten einfach noch nicht vorhersehbar gewesen.
BitTorrent startet Streaming
Navin gründete BitTorrent Inc. gemeinsam mit dem BitTorrent-Erfinder Bram Cohen im Jahr 2004. Seitdem versucht sich die Firma daran, die populäre Tausch-Technologie zu kommerzialisieren.
Neben einem Download-Store startete man dazu kürzlich auch ein Infrastrukturprodukt namens BitTorrent DNA, das Websites wie YouTube helfen soll, beim Streaming von Videos Geld zu sparen.
Am Sonntag um 22:30 Uhr im Ö1-Magazin "matrix"
Janko Röttgers sprach in San Francisco mit BitTorrent-Präsident Ashwin Navin über die Comcast-Kontroverse, The Pirate Bay, BitTorrents kommerzielle Ambitionen und die Zukunft der Peer-to-Peer-Technologie.
(matrix | Janko Röttgers)