13.04.2005

NEXT GEN

Musikindustrie nimmt "Internet2" ins Visier

Nicht nur bei herkömmlichen Internet-Usern ist die Musikindustrie auf der Suche nach vermeintlich unrechtmäßigem Musiktausch, auch die Nutzer des Forschungsnetzes "Internet2" sind auf ihrer Liste.

Die Industrievereinigung RIAA [Recording Industry Association of America] plant, 405 Studenten an 18 US-Colleges wegen illegalen Anbietens von Musik und Filmen im Internet2, das wesentlich höhere Übertragungsraten als das öffentliche Internet bietet, zu klagen.

Wissenschaftler demonstrierten einst, dass sie via Internet2, das als Vorläufer einer nächsten Internet-Generation gilt, eine DVD-Kopie des Films "Matrix" in 30 Sekunden herunterladen können.

Laut Musikindustrie bieten manche User bis zu 13.600 Songs im superschnellen Netz an, durchschnittlich sollen es pro User 2.300 Songs sein.

Rätselraten über Informationsbeschaffung

"Wir können dieses Hochgeschwindigkeits-Netzwerk nicht zur gesetzlosen Zone werden lassen, in der normale Regeln nicht gelten", so RIAA-Präsident Cary Sherman. Auch die US-Filmindustrie in Form der MPAA [Motion Picture Association of America] plant Internet2-User zu klagen.

Laut Doug Van Houweling, Leiter von Internet2, würden bei dem Projekt nicht legale File-Sharings weder unterstützt noch stillschweigend geduldet. Allerdings würden wie im öffentlichen Internet wohl auch bei Internet2 Daten getauscht.

Die Musikindustrie sieht in den Klagen auch ein Durchbrechen der Ansicht der beteiligten Wissenschaftler, dass das Internet2 eine geschlossene Umgebung sei.

Unklar ist bis jetzt allerdings, wie genau die Industrie an die notwendigen Beweise für ihre Vorwürfe gekommen ist. Laut Sharman wurde im letzten Jahr die Tauschbörse "I2hub" dafür beobachtet.

Warnung vor Filtersoftware

Die RIAA selbst wollte keine Angaben dazu machen, wie sie an die vorgelegten Informationen gekommen ist, außer dem Hinweis, dass man den Gesetzen entsprechend gehandelt habe. Unter anderem ist das Musiklabel Warner Brothers Partner bei Internet2.

Die Verantwortlichen für Internet2 haben laut eigenen Angaben der Musikindustrie keinen Zugang zum Netz gegeben, der es ihnen ermöglicht hätte, die notwendigen Informationen zu sammeln.

Van Houweling warnte zudem vor dem Einsatz von Filtersoftware in dem Netz, da diese unter Umständen das Netz verlangsamen könnte.