Google sieht Mobilfunkpläne auf Gleis
Googles Mobilfunkstrategen sehen die Niederlage in der US-Frequenzauktion weiterhin gelassen und verkünden den Sieg ihrer Bieterstrategie. Denn im Hintergrund meldet das Android-Projekt für ein eigenes Handybetriebssystem weitere Fortschritte.
Am Freitag haben Googles Telekomberater Richard Whitt und Joseph Faber im offiziellen Weblog des Unternehmens über ihre Sicht auf die Ergebnisse der jüngsten Auktion von Mobilfunkfrequenzen in den USA geschrieben.
Whitt und Faber dementieren darin, dass der Konzern nicht ernsthaft um die Frequenzen im "C-Block" mitgeboten habe, dessen Erwerb die letzte Chance auf Aufbau eines alternativen landesweiten Mobilfunknetzes dargestellt hat.
Verizon, die Nummer zwei auf dem traditionellen US-Mobilfunkmarkt, hatte, wie am 20. März bekanntwurde, die wichtigsten Frequenzpakete im C-Block für rund 4,7 Milliarden US-Dollar erworben. Google hatte sich 4,7 Milliarden zur Seite gelegt.
Die Strategie
Googles wichtigstes Ziel sei gewesen, dass der Preis für den C-Block die Marke von 4,6 Milliarden Dollar überschreite. Denn nur dann hätten die Bestimmungen in Kraft treten können, die den Betreiber des Netzes im C-Block zur Öffnung seines Systems für Fremdgeräte zwingen. Google hatte der US-Regulierungsbehörde FCC dieses Zugeständnis im vergangenen Sommer abgerungen.
Es sei vorhersehbar gewesen, so die Google-Strategen, dass Verizon trotzdem einen größeren Anreiz gehabt habe, sich den C-Block zu sichern. Googles 4,6-Milliarden-Angebot stellte also eine Art Notfallplan dar, damit das offene Mobilfunknetz unter allen Umständen entstehen kann. Auch wenn die FCC nur zwei der vier ursprünglichen Google-Vorschläge für die Regulierung akzeptiert hatte, so hat das Unternehmen es doch geschafft, seine wichtigste Forderung, nämlich jene nach Öffnung des Netzes für Geräte und Dienste von Drittanbietern, durchsetzen können.
Ein Netz für Android
Verizon baut jetzt also ein schnelles Netz für mobile Breitbandanwendungen für Googles Android. Es scheint kein Zufall zu sein, dass sich das Projekt erst am Mittwoch in einer Mitteilung in seinem offiziellen Weblog selbst gefeiert hat. In den ersten fünf Monaten habe man ein SDK veröffentlicht, und die Industriepartner hätten bereits erste Prototypen gezeigt. Wie ORF.at auf dem Mobile World Congress im Februar feststellen konnte, waren diese aber noch nicht so weit, dass sie der Öffentlichkeit gezeigt werden können.
Auch die traditionellen Mobilfunker selbst scheinen sich nach einigem Lobbying durch Google mittlerweile mit Android anfreunden zu können. Erst am Mittwoch hatte sich Ralph de la Vega, Chef der Mobilfunksparte von US-Marktführer AT&T, auf der CTIA-Konferenz in Las Vegas sehr wohlwollend über Android geäußert, nachdem Vertreter von Google ihm versichert hatten, dass der Konzern die Android-Handys nach Gutdünken mit eigener Software und Technologien ausstatten könne, beispielsweise mit Qualcomms Mobil-TV-System MediaFLO, das AT&T einsetzt.
Da Google 4,6 Milliarden Dollar gespart hat, wird es für das Unternehmen nun einfacher, Ressourcen in die Android-Entwicklung zu leiten. Die Konkurrenzplattform LiMo, die ebenfalls auf Linux basiert und am Montag die ersten Produkte vorgestellt hat, wird also mit einem starken Gegner zu rechnen haben. Auch für kleinere Mobile-Linux-Projekte wie OpenMoko könnte es eng werden, wenngleich Googles Lobbying bei der FCC dafür gesorgt hat, dass auch sie Zugang zum neuen Verizon-Netz haben werden - vorausgesetzt, dass Verizon die Vorschriften zur Öffnung dann auch einhält.