Neuauflage von VHS gegen Betamax

Derzeit konkurrieren die Formate HD-DVD und Blu-ray mit ihren hochauflösenden Bildern und deutlich mehr Speicherplatz, um die Nachfolge der DVD. Das kann allerdings Jahre dauern, wie das Beispiel vergangener Formatkämpfe im Analog-Bereich zeigt.

Zuletzt buhlten auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin Hersteller von beiden Seiten um die Aufmerksamkeit für ihre Player, Recorder, PC-Laufwerke und Datenträger. Am durchschlagenden Erfolg eines der beiden Speicherformate darf vorerst jedoch gezweifelt werden.

Mit einer Markteinführung der Formate wird in Europa nicht vor Ende 2006 gerechnet, die Hersteller müssen den Kunden auch erst klarmachen, warum sie in ein System investieren sollen, das in ein paar Jahren schon wieder obsolet sein könnte, samt all den dazugehörigen Geräten und Medien.

Letzte Woche scheiterten schließlich die Verhandlungen zwischen den beiden Konsortien [Sony mit Blu-ray und Toshiba mit HD-DVD] - die Zeit sei zu knapp, sich jetzt noch auf ein gemeinsames Format zu einigen.

Keine Einigung bei DVD-Nachfolger

Erinnerungen an Betamax vs. VHS

Die Vorteile beider Systeme liegen auf der Hand: Sie liefern hochauflösende Bilder und können weitaus mehr Daten speichern als DVDs: Die HD-DVD schafft derzeit 45 GB, Blu-ray bereits 50 GB. Dafür kann die HD-DVD in herkömmlichen Produktionsstätten hergestellt werden, was die Kosten vermindert.

Für den Konsumenten kann das, bis auf den Kaufpreis, egal sein, er steht vor dem gleichen Dilemma wie in den 80er Jahren, als die Formate VHS, Betamax und System 2000 um den Markt für anloge Videorecorder antraten. Wer damals auf das technisch bessere System Betamax oder auch Video 2000 setzte, investierte falsch. Beide verschwanden vom Markt, übrig blieb VHS.

Konsumenten, die sich daran noch erinnern können, werden entsprechend vorsichtig sein bei ihrer Investition, zudem herrscht zumindest in Europa noch kein echter Bedarf.

Hochauflösendes Fernsehen [HDTV] steckt hier zu Lande noch in den Kinderschuhen, entsprechend sind auch noch nicht genügend HDTV-Fernseher im Umlauf, die die bessere Bildqualität auch nützen können.

Als erster will der Bezahlsender Premiere im November in HDTV senden. Allerdings können dabei, als Auflage an Hollywood, die Inhalte nur auf Decoder-internen Festplatten gespeichert werden. Erste Kauf-Videos in den neuen Formaten sollen gegen Jahresende in den USA auf den Markt kommen.

Die digitale TV-Revolution rollt

Formatkrieg mit Filmen

Daher setzen die Hersteller unter anderem auf die Konsolenhersteller Sony und Microsoft, die den Siegeszug von HDTV anführen sollen. Sony setzt bei seiner PS3 natürlich auf Blu-ray, während Microsoft laut Gründer Bill Gates überlegt, seine Xbox 360 mit einem HD-DVD-Laufwerk auszurüsten [als eigenes Produkt möglich, noch ist aber nichts entschieden].

Wenn es um Filme geht, hat derzeit Blu-ray offenbar die Nase vorne: Nicht nur bringt Sony mit den eigenen Studios Columbia und MGM sichere Zugpferde ins Spiel, auch andere Studios wie etwa Twentieth Century Fox haben bereits angekündigt, vorzugsweise auf Blu-ray zu setzen. Daneben unterstützten auch Disney und Lion Gates Blu-ray.

Das Lager der HD-DVD um Toshiba und NEC musste dagegen einen Rückschlag verzeichnen, als Warner und Universal ankündigten, die Zahl der für dieses Jahr geplanten Titel etwas zu reduzieren.

Beobachter warnen allerdings davor, auf die Unterstützung durch die Studios allzu viel zu setzen. Sind erst einmal Geräte beider Formate auf dem Markt, könnten sie im günstigsten Fall für beide Formate produzieren - im schlechtesten droht ein Formatkrieg, bei dem der Konsument auf der Strecke bleiben könnte, Ausgang derzeit ungewiss.

Toshiba-Präsident Atushoshi Nishida betonte zuletzt, dass man für Gespräche für ein gemeinsames Format immer offen sein.

Gütesiegel für die nächste TV-Generation