Ried im Innkreis, Glasfaser-Metropole
Die oberösterreichische Kleinstadt Ried verfügt über das zweitgrößte Glasfasernetz Österreichs. Mit 2.000 km wird fast ebenso viel Glas bespielt wie von den Wiener Stadtwerken. Im Kärntner Mölltal wächst ebenfalls ein Netz, hier wie dort wird der Ausbau aus dem Cashflow finanziert.
Österreichs Politiker hätten den Beginn der Glasfaserära verschlafen, meinte der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl [ÖVP] unlängst sehr offen zu ORF.at.
Alle Politiker?
Nicht alle, denn vor allem auf dem Lande waren einige Politiker hellwach, was die Schaffung einer zukunftssicheren Kommunikationsinfrastruktur angeht.
Gut vernetzt
In der Vorarlberger Kleingemeinde Blons - einer Streusiedlung - ist so gut wie jeder Haushalt mit jeweils vier Fasern [!] angebunden, die Waldviertler Gemeinden St. Martin und Großschönau sind ebenfalls modern vernetzt.
Den Titel "Glasfaser-Hauptstadt" Österreichs kann aber - wenigstens vorläufig - das oberösterreichische Städtchen Ried im Innkreis für sich in Anspruch nehmen.
2.000 km Glas in Ried
In Kooperation mit dem kommunalen Dienstleister hat die ortsansässigen EDV-Firma Infotech das Glasfasernetz bis dato auf 2.000 Kilometer Länge ausgebaut. Zum Vergleich: Das Netz der Wiener Stadtwerke hat nach eigenen Angaben 2.200 km, in Graz sind knapp 700 km erschlossen.
Neben 50 Firmenkunden, die sämtlich über LWL [Lichtwellenleiter = Glasfaser] mit symmetrischen Bandbreiten von derzeit maximal 100 Mbit/s angebunden sind, hängen auch 200 Rieder Haushalte direkt am Glas, 2.900 weitere nutzen derzeit noch DSL.
Langsames Wachstum
Preisrevolutionen darf man sich bei einem derartigen, aus dem Cashflow wachsenden Netz zum jetzigen Zeitpunkt freilich nicht erwarten, und ebensowenig, dass es in Kürze auch für andere Serviceanbieter geöffnet wird.
Neben dem Standbein Internet verdient man sich den Netzausbau zu Ried mit IP-Telefoniediensten sowie einem digitalem Fernsehangebot, ebenfalls über IP. 2.048/512 Kbit/s Bandbreite für Privatkunden kosten 29 Euro, für TV kommen noch zehn dazu.
FTTH im Mölltal
Im Kärntner Mölltal ist ebenfalls ein regionales Glasfasernetz gewachsen, das 300 Kilometer umfasst.
Bei den Hauszuleitungen geht der Verkehr zwar noch über Koax-Kabel, das aber werde dank Parallelverrohrung sukzessive durch Glasfaser ersetzt, also "Fiber to the Home", schreibt Alexander Berner von der Regional Kabel Mölltal GesmbH an ORF.at.
Glasfaser für Kärnten
Auch hier finanziert sich der Netzausbau durch einen Mix aus Internet, VoIP-Telefonie und TV, etwa 160 Sender inklusive zweier eigener TV-Kanäle [Infokanal, Lokal-TV] sind zu haben. Das Angebot beginnt bei 2.048/1.024 Kbit/s um 25,50 Euro und geht bis 12.288/4.096 Kbit/s um 149 Euro monatlich.
Mit 450 Internet-Kunden hat das vergleichsweise kleine Unternehmen, das die Umgebung von Obervellach und Mallnitz bespielt, nicht viel weniger Internet-Kunden an der Faser als etwa die Stadtwerke in Graz.
Ausbau und Einnahmen
In kleinen Gemeinden wie in den großen Städten, wo in der Regel der örtliche Kommunaldienstleister das Glasfasernetz ausbaut, steht man vor ein- und demselben Problem.
Da die Netze mangels landes- oder bundesweiter Glasfaserförderung nur organisch wachsen - das heißt, sehr langsam -, müssen die Betreiber den Ausbau aus den Einnahmen finanzieren.
Damit sind bezüglich Preis und Leistung keine großen Sprünge möglich, und damit eben auch keine Angebote wie jene des Betreibers T-2-Net im benachbarten Slowenien.
Förderung für die TA
"Wir haben uns für die Errichtung der Infrastruktur von Beginn an um Förderungen bemüht und haben sämtliche Stellen besucht. Speziell vom Land Kärnten hatten wir uns etwas erwartet und haben wirklich oft und bei verschiedensten Stellen vorgesprochen", schreibt Berner an ORF.at.
"Nach hartem Ringen" hätten die Netzwerker aus dem Mölltal "zwei kleine Zuwendungen von jeweils ca. 15.000 Euro erhalten", so Berner weiter, dann habe man auf die Breitbandinitiative des Landes Kärnten gehofft.
Die Ausschreibungsbedingungen waren aber leider so gestaltet, dass regionale Anbieter von vornherein ausgeschlossen waren.
Kupfer statt Glasausbau
So kam es, dass die Telekom Austria, die den größten Förderungsanteil erhalten hatte, vor allem ihr DSL-Kupfernetz ausbaute, unter anderem an Orten, an denen die Mölltaler bereits mit Glasfaser vertreten waren.
Für Gemeinden, die auf Landeszuschüsse für die Verlegung von Leerohren für Glasfaser im Zuge des Kanalbaus gehofft hatten, gab es ebenfalls kein Geld. Deshalb seien in mehreren Gemeinden, die sich die Investition nicht leisten konnten, auch keine Leerrohre für Glasfaser verlegt worden, schreibt Berner.
Nach eigenen Angaben hat die Regional Kabel Mölltal in ihr Netz in den vergangenen zehn Jahren um die fünf Millionen Euro investiert.
(futurezone | Erich Moechel)