Die letzten Mohikaner des CB-Funks
Anders als in Deutschland, Tschechien und der Schweiz sind die lizenzfreien Funker in Österreich regulatorisch schwer eingeschränkt. Trotzdem organisieren Österreicher internationale Web-Plattformen und Funkertreffen wie am 7. Juni in Perg [OÖ].
Als er bemerkt habe, dass es kaum mehr CB-Funker gebe, habe er beschlossen, das zu ändern, schreibt Heimo "Vladimir" Poiss an ORF.at. "Ziel war es, ein freies Kommunikationsmedium für die Bevölkerung zu erhalten, das ohne Anmeldung, Grundgebühren etc. von jedermann genutzt werden kann."
In den 70er Jahren bot CB-Funk die allererste Möglichkeit für Normalbürger, in der näheren Umgebung nahezu kostenlos zu kommunizieren.
Als Mittel zum Zweck der Neubelebung wurde just jenes Medium gewählt, das neben der GSM-Telefonie maßgeblich zum Niedergang des freien "Citizen Band"-Funkbetriebs beigetragen hatte.
Fieldday mit Camping
2005 gründete der Mann mit dem Funk-Pseudonym "Vladimir" die Internet-Plattform CB-Funk Austria [CBAT], die sich in den Folgejahren zum maßgeblichen österreichischen CB-Treffpunkt mit über 800 angemeldeten Usern auswuchs.
Es wurden jene zusammenschaltet, die - trotz der widrigen Umstände hierzulande [siehe weiter unten] - dabei geblieben sind.
Am 7. Juni veranstaltet die CBAT im oberösterreichischen Perg ihr drittes internationales Funkertreffen. Bezeichnenderweise ist es ein "Fieldday" mit freiem Camping, wie es dem mobilen Charakter des CB-Funks entspricht.
"Rubber Duck an Spider Mike"
In den USA wurde das oberhalb des Kurzwellenbereichs angesiedelte "Citizen Band" seit Ende der 50er Jahre in erster Linie von Lkw-Fahrern benutzt.
Nach der Freigabe des Frequenzbereichs zwischen 26,965 und 27,405 MHz in den 70er Jahren in Europa machten US-Truckerfilme wie Sam Peckinpahs "Convoy" den "Jedermann-Funk" auch in Europa populär: "Rubber Duck an Spider Mike".
Die gute, alte "Glatteis"-Warnung
Auch bei Österreichs Truckern wurde CB rasch gebräuchlich, immerhin konnte man neben Zeitvertreib und Erfahrungsaustausch einander im geografischen Kollektiv etwa vor "Glatteis" [Radar etc.] warnen.
Viel dazu beigetragen, dass der CB-Funk in Österreich schneller als anderswo in Europa Interessenten verlor, hat der Umstand, dass vom Verkehrsministerium hierzulande im 27-MHz-Bereich eine sehr restriktive Politik gefahren wird.
CEPT-Norm, FM, AM, SSB
Anders als in Deutschland und Tschechien ist CB-Funk in Österreich immer noch auf die vor 24 Jahren erlassene CEPT-Norm beschränkt. 40 Kanäle stehen zur Verfügung, auf denen mit vier Watt in der Modulationsart FM [Frequency Modulation] gefunkt werden darf.
Von Finnland über Frankreich, Italien, die Niederlande, Portugal, Spanien und die Schweiz bis Tschechien dürfen längst auch die Modulationsarten AM [Amplitude Modulation] vor allem aber auch SSB [single side band] benutzt werden.
Diese Version von AM moduliert nur eines von zwei AM-Seitenbändern und ermöglicht deshalb deutlich höhere Reichweiten bei gleicher Sendeleistung. Bei etwas verminderter Soundqualität, auf die es bei CB nun wahrlich nicht ankommt.
Moderne CB-Geräte illegal in AT
In Deutschland, wo der CB-Funk nach wie vor von einer siebenstelligen Zahl von Menschen benutzt wird, sind sogar 80 Kanäle freigegeben.
Die Folge der Beschränkung hierzulande ist, dass keine modernen CB-Funkgeräte für den Betrieb zugelassen sind. Reine CEPT-Geräte, wie sie in Österreich zugelassen sind, werden mangels Nachfrage längst nicht mehr hergestellt.
Der gesetzestreue CB-Funker "gurkt" also zwangsweise mit steinalter Hardware.
"European Day of QSO"
Im Moment ist Vladimir mit der Organisation des 3. internationalen CB-Funkertreffens beschäftigt, daneben erstellt er für seine OMs - "Old Men" ein durchwegs ehrenhaftes, aus dem Amateurfunkbereich stammendes Epithet für gestandene Funker - eine neue Plattform.
Auf dem "European Day of QSO" ["Europäischer Tag des Funkkontakts"] - QSO wie der gesamte" Q-Code" entstammen ebenfalls dem Amateurfunkbereich - werden CB-Funker aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Spanien und Portugal zusammengeschlossen.
Vladimir an ORf.at
"Österreich ist anscheinend leider nur EU-Vorreiter bei Projekten, die für die Bevölkerung teuer kommen", schreibt Vladimir an ORF.at, über die Randgruppe der CB-Funker werde "nicht einmal lächelnd hinweggesehen".
Vladimir ist seit 1981 in Österreichs CB-Funk-Szene aktiv, seit seiner Kindheit kann er sich nur mit dem Rollstuhl fortbewegen.
Da eine schwere Bewegungseinschränkung das frühe Erlernen eines konventionellen Berufs unmöglich gemacht hatte, wurde er später als Autodidakt Webdesigner und programmiert auch - mit Touch-Screen-Tastatur und der Maus.
(futurezone | Erich Moechel)