Basteln, löten, programmieren
Mit der Ausstellung "make your own thing" im Wiener MuseumsQuartier feiern die von der Telekom Austria unterstützten net culture labs ihren ersten Geburtstag. In zahlreichen Workshops kann der kreative Umgang mit Technologien - von Microcontrollern bis hin zu 3-D-Plottern - geübt werden.
Das Wiener MuseumsQuartier [MQ] stand am Dienstagabend ganz im Zeichen des Selbstgemachten. Während beim Verein quintessenz Starbug vom Chaos Computer Club demonstrierte, wie einfach Fingerabdrücke geklaut und für persönliche Zwecke genutzt werden können, eröffnete rund 200 Meter weiter im net culture space die Ausstellung "make your own thing", die sich ganz dem praktischen Umgang mit Hard- und Software verschrieben hat.
"Do it yourself" lautet das Motto der Schau, bei der auch die von der Telekom Austria finanzierten Netzkulturwerkstätten in Wien und Dornbirn ein Jahr nach ihrer Eröffnung Bilanz ziehen.
"Make your own thing" findet noch bis zum 24.6. im net culture space im Wiener MuseumsQuartier statt. Neben den Workshops finden auch "Lectures and Excercises" statt, bei denen Projekte der net culture labs vorgestellt werden. Der Eintritt und die Teilnahme an den Workshops sind kostenlos.
Virtuell und real
Schwerpunkt von "make your own thing" sind Verbindungslinien zwischen virtuellem und physischem Raum, denen in zahlreichen Workshops auf vielfältige Art und Weise nachgespürt werden kann.
So führen etwa Eric Poscher, Joko Keuschnig und Mug in das "Physical Computing" ein. Als Werkzeug dienen dabei Arduino-Microcontroller, die Daten aus der "phyischen" Welt - etwa Bewegungen und Temperatur - erfassen und verarbeiten. In einem weiteren Schritt werden mit den damit gewonnen Messwerten Leuchtdioden, Servos und Sound-Generatoren angesteuert.
Das T-Shirt als "digitale Plattform"
Ein Beispiel für den Einsatz der Arduino-Microcontroller sind etwa "LilyPads", kleine Microcontroller-Platinen, die auf Kleidungsstücke aufgenäht werden. Ein am Ärmel angebrachter Beschleunigungsmesser registriert alle Bewegungen in drei Dimensionen. Entsprechend wird die Farbe der Leuchtdioden verändert, erläuterte Poscher. Aus dem T-Shirt wird so eine "digitale Plattform".
Die Software für Arduinos ist frei verfügbar. "Der Kreativität im Umgang mit den Bauteilen sind keine Grenzen gesetzt", meinte Poscher, der auch "ein rasches Erfolgserlebnis beim Selbermachen" versprach.
Beispiele für Anwendungen mit Arduino-Microcontrollern finden sich auf einschlägigen Sites im Netz:
"3D-Drucker" und materialisierte Spielfiguren
Verbindungen zwischen Virtualität und Realität können auch in einem Rapid Prototyping Workshop durchgespielt werden, in dem Objekte aus der virtuellen Welt der CAD-Programme mit Hilfe eines "3D-Druckers" in den physischen Raum überführt werden.
Die spielerische Nutzung von 3D-Plottern demonstriert auch ein Ausstellungsbeitrag, der von der Linzer Ars Electronica, die den net culture space im MQ auch als Schaufenster nutzt, nach Wien gebracht wurde: Die Installation scionic Primes von Studenten der Studienrichtung Industrial Design/scionic an der Linzer Kunstuniversität präsentiert Computer-Spielfiguren als 3D-Ausdruck im net culture space.
Home Media Server und Whiteboards
Unter dem Motto "less watt, less noise, less polution" zeigt Thomas Hinterberger, wie sich alte PCs und gebrauchte Notebooks zu einem energieeffizienten Home Media Server zum Verwalten von Videos, Musik und Fotos umbauen lassen. Dabei, erzählte Hinterberger, seien vor allem die Netzteile wesentlich. Mitgebrachte Teile können während des Workshops auch auf ihre Energieeffizienz hin getestet werden.
Helmuth Bronnenmayer demonstriert in seinem Workshop, wie mit einer Wii-Fernbedinung, einem Beamer und etwas Zubehör Wände zu Multitouch-Oberflächen umfunktioniert werden können. Raphaela Grundnigg und Andrea Mayr helfen dabei, digitale Signaturen auf Textilien zu sticken.
Net culture labs
Die net culture labs wurde vor rund einem Jahr mit finanzieller Unterstützung der Telekom Austria ins Leben gerufen, die so alternative Zugänge zur Umsetzung von Ideen testen will und auch Anschluss zur freien Entwicklerszene sucht.
Seit Juni 2007 wurden 25 Projekte finanziell oder mit Infrastruktur und Knowhow unterstützt. Rund 140 Personen nutzten die Räumlichkeiten in Wien und Dornbirn regelmäßig. Bei 45 Veranstaltungen zählten die net culture labs im ersten Jahr rund 5.000 Besucher. Dazu kommen weitere 17.000 Leute, die seit Juli 2007 Ausstellungen in dem gemeinsam von der TA und der Ars Electronica im Wiener MuseumsQuartier betriebenen net culture space besuchten.
160.000 Euro pro Jahr
Die Telekom Austria lässt sich die Innovationslabors rund 160.000 Euro pro Jahr kosten. Noch bis Ende des Jahres ist die Finanzierung der net culture labs gesichert. Wie es dann weitergeht, ist offen. "Wir werden die net culture labs Ende des Jahres evaluieren und dann entscheiden, wie wir in Zukunft damit umgehen", sagte TA-Sprecher Martin Bredl zu ORF.at
(futurezone | Patrick Dax)