Intel wird 40

18.07.2008

Der "68er" mit der größten Auswirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft ist wohl der Chip-Weltmarktführer Intel. Seit 40 Jahren wächst der Konzern mit atemberaubender Geschwindigkeit - und beschäftigt dabei Wettbewerbshüter.

Am Freitag feiert der US-Chiphersteller Intel, Weltmarktführer bei den PC-Prozessoren, seinen 40. Geburtstag. Am 18. Juli 1968 wurde das Unternehmen von dem Physiker und Chemiker Gordon Moore und dem Physiker Robert Noyce gegründet. Der Firmenname ist eine Abkürzung für "Integrated Electronics". Bereits 1970 zog das Unternehmen ins kalifornische Santa Clara, wo es noch heute seinen Hauptsitz hat.

1971 brachte Intel mit dem 4004 seinen ersten Mikroprozessor auf den Markt. Der wohl entscheidende Moment für Intels Durchbruch auf dem Massenmarkt ergab sich 1981, als IBM den Intel-Prozessor 8088 als CPU für seinen Personal Computer auswählte.

Damit war der Grundstein für die stille "Wintel"-Partnerschaft aus dem Chipkonzern und Microsoft gelegt, die heute noch den PC-Markt beherrscht - rechtzeitig zum 40. Geburtstag beschert die EU-Kommission Intel denn auch eine Ausweitung der Untersuchungen seiner Geschäftspraktiken. Intel dominiert den Markt für PC-Prozessoren derzeit mit einem Anteil von 80 Prozent.

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Diversifizierung der Geschäftsfelder

Intel beschäftigt derzeit 82.000 Mitarbeiter in 50 Ländern. Der Konzern verdient nach wie vor sehr gut. Im vergangenen Quartal schaffte es Intel dank der hohen Nachfrage nach seinen Notebook-Prozessoren, seinen Gewinn im Jahresvergleich um 25 Prozent auf 1,6 Milliarden US-Dollar zu steigern - bei 9,47 Milliarden Dollar Umsatz.

Der Konzern stellt längst nicht mehr nur Prozessoren und Micro-Controller her wie noch zu Beginn seiner Geschäftstätigkeit. Die Aktivitäten erstrecken sich unter anderem auch auf die Entwicklung drahtloser Kommunikationssysteme wie WiMax. Mitte Juni gab das Unternehmen bekannt, mit seiner neu gegründeten Tochter SpectraWatt auch in die Entwicklung von siliziumbasierten Solarzellen einzusteigen.

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Miniaturisierung geht weiter

Intel-Topmanager Pat Gelsinger feiert in einem Artikel auf dem offiziellen Firmenweblog den ersten 32-Bit-Prozessor des Unternehmens, den 1985 vorgestellten 80386, als eine der wichtigsten Innovationen des Konzerns. Weiters sei es Intel gelungen, mit dem 1995 eingeführten Pentium Pro die RISC-vs.-CISC-Debatte für sich zu entscheiden. Der Gegner war damals der PowerPC-Prozessor von IBM.

Größter Trumpf von Intel sei aber die Abwärtskompatibilität der Prozessoren, wodurch das Unternehmen und seine Kunden auch beim Erscheinen einer neuen Generation von CPUs auf eine riesige Software-Bibliothek zurückgreifen könnten.

Die Herausforderungen der Zukunft sieht Gelsinger in der weiteren Miniaturisierung der Schaltkreise. Im Lauf der kommenden zehn Jahre wolle man Herstellungsprozesse im Zehn-Nanometer-Bereich aufsetzen. Die Prozessoren der aktuellen "Montevina"-Generation werden in 45-nm-Bauweise hergestellt.

Die Miniaturisierungsprozesse trieben auch Intel-Mitgründer Moore an, der im April 1965 im Journal "Electronics" einen berühmten Artikel veröffentlichte, in dem er das Verhältnis von Herstellungskosten, Miniaturisierung und Komplexität bei der Herstellung von Halbleitern untersuchte.

~ Link: Gordon Moore: Cramming more components onto integrated circuits [PDF] (ftp://download.intel.com/research/silicon/moorespaper.pdf) ~

Multicore-Prozessoren

Einen weiteren Megatrend sieht Gelsinger in der Weiterentwicklung des Multicore-Computing. Die Herausforderung bestehe dabei nicht nur darin, immer leistungsfähigere Mehrkernprozessoren herzustellen, sondern auch Entwicklungswerkzeuge und Software bereitzustellen, die diese auch ausnutzen können.

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Während die Chipindustrie parallel rechnende Mehrkernprozessoren in den Massenmarkt drückt, fehlt es im Hintergrund an Werkzeugen, Konzepten und Sprachen, mit denen die Kraft der neuen CPUs ausgereizt werden könnte. Einen Ausweg bietet die freie Programmiersprache Erlang.

Rechenfarmen und Mini-Notebooks

Intel werde darauf hinarbeiten, so Gelsinger, dass jeder Nutzer jederzeit und in jeder Lebenssituation Zugriff aufs Internet haben könne. Auf Anbieterseite werde Intel daher das "Cloud Computing" fördern, also die Datenverarbeitung in leistungsfähigen Rechnerfarmen, wie sie heute etwa von Google und Amazon als Dienstleistung angeboten wird.

Aufseiten der Endverbraucher will Intel den Trend zur Verwendung drahtlos vernetzter Notebooks fördern. Im kommenden August wird der erste Vierkernprozessor von Intel für mobile Rechner vorgestellt.

Erhebliches Wachstum erwartet sich Intel auch vom Boom der Mini-Notebooks, in denen der neue Atom-Prozessor verwendet wird, der für die Verwendung in kompakten Rechnern und Smartphones optimiert ist. Hier beklagen sich allerdings die Hersteller wie Asus über Lieferprobleme des Chipgiganten.

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