EU: Frequenzen für "sprechende" Autos

05.08.2008

Die EU-Kommission hat am Dienstag beschlossen, bestimmte Funkfrequenzen europaweit für "intelligente" Fahrzeugkommunikation zu reservieren. Mit diesen Systemen können Autos sowohl untereinander als auch mit Straßeninfrastrukturen "sprechen".

Durch die Entscheidung der Kommission wird EU-weit ein einheitliches Frequenzband für eine direkte und zuverlässige Kommunikation zwischen Fahrzeugen sowie zwischen Fahrzeugen und straßenseitigen Infrastrukturen festgelegt.

Es handelt sich um einen Frequenzbereich von 30 MHz im 5,9-GHz-Band, den die zuständigen nationalen Behörden in den kommenden sechs Monaten überall in Europa für Anwendungen zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit zuweisen werden, ohne jedoch andere, bereits bestehende Dienste [etwa Amateurfunk] zu verbieten.

Autos warnen einander

Ein typischer Anwendungsfall ergibt sich beispielsweise, wenn ein Fahrzeug Glatteis auf der Fahrbahn feststellt: Ist es mit einem Gerät für die kooperative Fahrzeugkommunikation ausgestattet, so kann es diese Information – per Funk über das 5,9-GHz-Band – direkt an alle Autos in der Nähe weitergeben.

Muss eine Verkehrsmanagementzentrale den Autofahrern die plötzliche Schließung einer Straße, Alternativstrecken oder Geschwindigkeitsbegrenzungen mitteilen, so kann auch sie diese Meldungen an kleine Sender entlang der jeweiligen Straße schicken, um gezielt die dort fahrenden Autos zu erreichen.

Experten warnen jedoch immer wieder vor zu viel Technik im Auto. Auch Systeme, die der Sicherheit dienen sollen, könnten den Fahrer zu sehr von seiner eigentlichen Aufgabe, dem Fahren, ablenken, so ihre Meinung.

Der Chiphersteller Infineon will entsprechende Systeme kostengünstig in Mittelklasse-Autos bringen, damit sie Hindernisse und Gefahren "sehen" und rechtzeitig darauf reagieren können.

Sicherheit und neue Anwendungen

Die Kommission will mit den einheitlichen Funkfrequenzen mehr Sicherheit auf den Straßen der EU erwirken. 2006 gab es auf den Straßen der Europäischen Union bei Verkehrsunfällen mehr als 42.000 Todesopfer und über 1,6 Millionen Verletzte. Gleichzeitig staut sich der Verkehr auf den europäischen Straßen jeden Tag in einer Länge von 7.500 km.

Die Kommissionsentscheidung soll aber auch Anreize für Investitionen der Automobilindustrie in "intelligente" Fahrzeugkommunikationssysteme geben und die Bereitstellung öffentlicher Mittel für grundlegende straßenseitige Infrastrukturen fördern.

Generell soll ein nationaler Betreiber - in Österreich etwa die ASFINAG - mit dem Aufbau eines solchen Systems betraut werden, heißt es aus Expertenkreisen.

Derzeit läuft ein großangelegtes Forschungsprojekt zum Thema "intelligente" Fahrzeuge, bei dem auch der steirische Mautspezialist Efkon mitarbeitet. Erste Anwendungen und Feldversuche sollen ab 2010/2011 laufen, vor allem in besonders kritischen Zonen, so ein Kommissionsexperte.

(futurezone | APA)