Webradio Pandora vor dem Aus
Der US-Webradiodienst Pandora steht wegen hoher Urheberrechtsabgaben vor der Schließung.
"Wir müssen uns bald entscheiden, ob wir den Stecker ziehen", sagte Pandora-Gründer Tim Westergren der "Washington Post". Als Grund für das drohende Aus des Webradiodienstes nannte Westergren die hohen Urheberrechtsabgaben für Streaming in den USA. Diese würden heuer rund 70 Prozent des Umsatzes von Pandora ausmachen, so Westergren.
Erhöhung im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr erhöhte das US-Copyright Royalty Board die Urheberrechtsabgaben, die Webcaster an Künstler und Plattenfirmen zahlen müssen. Diese sollen bis 2010 auf 0,19 US-Cent pro Song und Hörer anwachsen. 2006 fielen im Vergleich dazu Abgaben von 0,08 US-Cent pro Song und Hörer an [2007: 0,11 US-Cent].
Von einem erwarteteten Jahresumsatz von 25 Millionen Dollar müsste Pandora nach Angaben Westergrens heuer 17 Millionen Dollar an die Verwertungsgesellschaft Sound Exchange abführen, die Künstler und Labels vertritt.
Personalisierte Radiostationen
Der 2005 gestartete Webradiodienst stellt seinen Nutzern auf Basis ihrer musikalischen Präferenzen maßgeschneiderte Musikkanäle zusammen. Seit Mai 2007 ist Pandora nur für Nutzer zugänglich, die auf den Dienst von einer IP-Adresse innerhalb der USA zugreifen. Als Grund dafür gab das Unternehmen Schwierigkeiten beim Erwerb internationaler Lizenzen an.
Rettungsversuch
Nach Angaben der Zeitung hat der kalifornische Kongressabgeordnete Howard Berman angekündigt, noch diese Woche mit Sound Exchange über Gebührensenkungen verhandeln zu wollen. Die Aussichten auf eine Einigung dürften jedoch gering sein. Die beiden Seiten seien noch sehr weit voneinander entfernt, zitierte die "Washington Post" den Abgeordneten.
Pandora verliere spätestens im kommenden Jahr Geld, sagte Westergren. Sollte keine Einigung über eine Abgabensenkung erzielt werden, bedeute dies das Aus für den Dienst. Die Investoren würden ungeduldig. Auch andere US-Webcaster müssten dann wohl schließen, meinte Westergren.
Werbefinanziert
Vertreter der Verwertungsgesellschaft Sound Exchange hatten in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass Internet-Radios zu wenig Anstrengungen unternehmen würden, Geld zu verdienen.
Pandora verdient derzeit mit Werbeinschaltungen auf seiner Website Geld. Werbeunterbrechungen zwischen den Songs wollte man den Nutzern bislang nicht zumuten. Mittlerweile denke man jedoch auch über Werbung in den Audio-Streams nach, sagte Westergren.
Die Webcaster sehen sich durch die US-Gebührenstrukturen benachteiligt. Während terrestrische Radios gar keine Aufführungstantiemen zahlen und Satellitenradios lediglich sechs bis sieben Prozent ihrer Umsätze abführen müssen, werden die Gebühren für Webradiodienste pro Song und Hörer berechnet.
Unabhängige Musiker betroffen
Weil Webradios ein breiteres Repertoire als terrestrische Radiostationen oder Satellitenradios anbieten, würde das drohende Aus für Webcaster vor allem unabhängige Musiker treffen. Online-Radiobetreiber hatten in der Vergangenheit deshalb auch wiederholt auf ihre Promotionleistungen für Indies hingewiesen.