Roaming-Tarife werden erneut gesenkt
Heute tritt nach der EU-Roaming-Verordnung die nächste Preisreduktion für Gespräche im EU-Ausland in Kraft: Österreichischen Mobilfunkkunden dürfen nun für getätigte Anrufe maximal 0,55 Euro pro Minute verrechnet werden, für eingehende Telefonate maximal 0,26 Euro. Datenroaming und SMS bleiben vorerst noch teuer.
Die Roaming-Verordnung war 2006 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen worden, um überhöhten Roaming-Entgelten entgegenzutreten, die die Konsumenten für Auslandsgespräche zahlen mussten [seinerzeit durchschnittlich 1,15 Euro pro Minute].
Der gewünschte Effekt hat durchaus eingesetzt: Das Beratungsunternehmen Roland Berger ortet eine Verbilligung für die Konsumenten um bis zu 54 Prozent. Und laut einer Studie der EU-Regulierer halten sich bisher alle Mobilfunker an die Obergrenzen - nach unten gibt es aber weiterhin Spielraum.
Preisobergrenzen zu hoch
In einem Jahr, also am 30. August 2009, soll die nächste Preisreduktion auf 0,43 Euro [netto] für aktive und 0,19 Euro für erhaltene Gespräche erfolgen. Die EU-Kommission unterzieht die Verordnung derzeit aber auf Forderung von EU-Parlament und -Rat einer genauen Prüfung: Sie glauben, dass der Wettbewerb unterhalb der Preisobergrenzen zu gering ist.
Auf der Grundlage einer unabhängigen Kostenanalyse und unter Berücksichtigung sinkender Preise für die Anrufzustellung sind auch die nationalen Regulierungsstellen zu der Einschätzung gelangt, dass die festgelegten Preisobergrenzen um rund 0,08 Euro pro Minute zu hoch sind, sowohl auf der Großkundenebene als auch beim Endkundentarif.
Die Roaming-Verordnung ist auf die Sprachtelefonie beschränkt und läuft am 30. Juni 2010 aus, sofern das Europäische Parlament und der Rat nicht auf Vorschlag der Kommission eine Verlängerung der Laufzeit beschließen. Die Kommission muss eine Überprüfung vornehmen und Parlament und Rat noch 2008 einen Bericht vorlegen.
Kommission über Abrechnung besorgt
Die Zahlen zeigen auch, dass die Konsumenten aufgrund unterschiedlicher Taktungsmodelle derzeit 24 Prozent mehr Minuten bezahlen, als sie tatsächlich telefonieren. "Es gibt ein interessantes und ein wenig beunruhigendes Phänomen", sagte der Sprecher von EU-Medienkommissarin Viviane Reding am Donnerstag.
Einige Betreiber verrechneten für ein Telefonat von einer Minute und zwei Sekunden das, was sie für ein Gespräch von zwei Minuten verrechnen können. Die Brüsseler Behörde will Ende September oder Anfang Oktober weitere Vorschläge zu Roaming-Kosten machen und könnte sich dabei auch der Abrechnungsproblematik annehmen, so der Sprecher.
Datenroaming und SMS
Die EU-Roaming-Verordnung gilt nur für die Sprachtelefonie. Mit dem Handy oder mit einer Datenkarte im Ausland zu surfen kann weiterhin zu bösen Überraschungen nach dem Urlaub führen.
Absoluten Handlungsbedarf sieht hier auch EU-Parlamentarier Paul Rübig [ÖVP], der maßgeblich an der Roaming-Verordnung beteiligt war: "Kunden eines großen österreichischen Anbieters werden noch heute bis zu 14 Euro pro Megabyte in Rechnung gestellt. Bei solchen Preisen lässt schon der Versand einiger Urlaubsfotos die Handyrechnung explodieren. Gleichzeitig kennt sich kaum ein Nutzer noch im undurchsichtigen Dschungel von Tarifen, Partnernetzen und Download-Beschränkungen aus. Das ist kein funktionierender europäischer Markt - hier braucht es eine starke Regulierungsbehörde, die sich um den grenzüberschreitenden Mobilfunk kümmert. Die Kompetenz der nationalen Regulierer allein reicht hier nicht aus."
Auch die Kosten für SMS im Ausland sind der Kommission ein Dorn im Auge. Reding zielt auf Preisobergrenzen bei SMS von 0,11 bis 0,15 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.
Die Kommissarin setzte die Mobilfunkkonzerne seit Monaten unter Druck, ihre Preise freiwillig zu senken. Die Unternehmen kamen der Forderung jedoch nicht nach, eine Frist bis 1. Juli verstrich ungenutzt.