12.10.2000

SPIONAGE

Bildquelle: FuZo

Echelon als "Marketing-Masche"

Ein französischer Bericht über das US-amerikanische Spionagesystem Echelon behauptet, eine "Verkaufsmasche" sei der mögliche Hintergrund für die jüngsten Echelon-Enthüllungen.

Die Europäer sollten indirekt dazu bewegt werden, Computersysteme einzukaufen, in die US-amerikanische Geheimdienste leicht einbrechen können.

"Eine erste Hypothese - sie mag machiavellistisch klingen - lautet, europäische Wirtschaftsbosse und Politiker sollten in Unruhe versetzt werden, ob ihre Kommunikations- und Informationssysteme auch tatsächlich sicher gegen Einbrüche wären", schreibt Parlamentarier Arthur Paecht in seinem Bericht.

Kommunikationssysteme mit eingebauten Hintertüren

"Danach wäre es dann möglich, ihnen unsichere Systeme zum Schutz ihrer Kommunikationsinfrastruktur zu verkaufen", so Paecht.

Und Paecht erinnert daran, dass große US-amerikanische Computerunternehmen in der jüngsten Vergangenheit beschuldigt wurden, Hintertüren in ihre Produkte eingebaut zu haben, die Abhören und User-Tracking erlauben, ohne dass es bemerkt werden kann.

Der Bericht wurde bereits im Februar 1999 in Auftrag gegeben. Hintergrund waren Befürchtungen, dass Europa über das Echelon-Netzwerk von 120 Spionagesatelliten permanentes Ziel US-amerikanischer Wirtschaftsspionage sei.

Paecht sprach mit führenden Vertretern deutscher und französischer Nachrichtendienste.

180 Millionen Abhöreinsätze pro Stunde

Keinen Informationen erhielt er von US-amerkanischen und britischen Geheimdiensten. Es kam lediglich zu Gesprächen mit unabhängigen Experten und ehemaligen Geheimdienstlern sowie Ex-CIA-Chef, James Woolsey. Woolsey sagte, die USA würden Abhörmethoden einsetzen, um französischer Wirtschaftsspionage zu begegnen.

Paecht resümiert, die mediale Berichterstattung über Echelon würde die Europäer veranlassen, sich auf die Suche nach neuem Equipment zu machen. "Welch fantastischer Markt für Softwarehersteller", sagt er.

Paecht kommt zur Auffassung, dass Echelon 180 Millionen E-Mails, Faxsendungen oder Telefongespräche pro Stunde abhören kann. Was Analyse und Interpretation der gewonnen Daten angeht, könnte das System allerdings seine Sättigung erreicht haben.