14.04.2001

MAKING OF

Bildquelle: Fish Film

"Game Boy"-Spots in Wien gedreht

Diese Woche fiel in Wien die letzte Klappe bei den Dreharbeiten zu den neuen "Game Boy Advance"-Werbespots. Für die Produktion der insgesamt drei Werbespots zeichnet die junge Wiener Firma "Fish Film" verantwortlich, die dazu den Auftrag aus Amerika bekam.

Die extrem aufwendigen Dreharbeiten haben in Wien im Lauf der Woche für einiges Aufsehen gesorgt. So wurde für einen Spot im Wiener Prater eigens der Dschungel von Vietnam nachgebaut.

Besagter Spot mit dem Titel "Church" zeigt zu Beginn eine Gruppe von Soldaten, die verschwitzt, verdreckt und mit den Nerven am Ende den Urwald durchkämmen. Plötzlich kommt es zu einem Feuergefecht, worauf ein nicht näher erkennbares Wesen im Dickicht verschwindet. Die Kamera folgt ihm. Während der Kamerafahrt entdeckt der Zuseher, dass sich die ganze Szene in den Haaren einer alten Dame abgespielt hat, die gerade einer Messe in einer alten Kirche beiwohnt. Ein Mönch sammelt Spenden. Und ein lebendiger Tintenfisch landet im Klingelbeutel. Plötzlich beginnt es in der Kirche zu schneien. Eine Geste des Priesters veranlasst die Anwesenden eine demutsvolle Haltung einzunehmen und ihre Köpfe zu beugen. Genau in diesem Moment zischt eine Snowboarder durch die Kirche ...

Internationale Top-Produktion

Mit einem Shootingbudget von kolportierten elf Millionen Schilling sind die "Game Boy"-Spots eine der bisher größten Werbefilmproduktionen in Österreich. Allein für den Nachbau der Dschungellandschaft im Wiener Prater wurden 14 LKWs mit allerlei tropischem Grünzeug herangekarrt.

Nicht minder aufwendig waren die Studioszenen sowie die zahlreichen Stunts und Spezialeffekte. Für die Snowboardszene wurden mit Kevin Welch und Bob Wiesinger zwei berühmte "Wire riggers" aus London engagiert.

Welch und Wiesinger haben ihre Künste, Leute an Drähten "durch die Luft fliegen zu lassen", bereits in Filmen wie "Star Wars", "Indiana Jones" und "Tomb Raider" unter Beweis gestellt.

Hard Facts zu den "Game Boy"-Werbespots

Die drei Werbespots "Concourse" [Länge: 30 Sekunden], "Dentist's Office" [15 Sek.] und "Church" [30 Sek.] werden gemeinsam von "Fish Film" und "Go Film" aus Hollywood produziert. Sieben Tage lang wurde "on Location" und in Studios in Wien gedreht. Die Postproduction wird vier Wochen dauern und in London und Los Angeles erfolgen.

Regie bei den Spots führten Moritz Friedel und Christoph Chrudimak, die in der Branche unter dem kollektiven Künstlernamen "rad-ish" bekannt sind und zu den shooting stars unter den internationalen Werbefilmregisseuren zählen [auf das Konto der jungen Österreicher gehen unter anderem Spots für Bounty, Guinness Bier, Sony Playstation, Levis und Almdudler]. Als Kameramann fungierte Tommy Wildner, als Produktionsleiter Gottlieb Pallendorf und als Produzent Igor Orovac. Das Drehteam bestand aus ca. 60 Personen, insgesamt haben ca. 350 Darsteller und Komparsen mitgewirkt.

Kommerziell und experimentell

"Fish Film" versteht sich primär als kommerzielle Filmproduktion mit dem Schwerpunkt Werbefilm, die bis dato über 30 TV- und Kinospots [u.a. für Telering "Twist" und Siemens] produziert hat.

das kürzlich in Linz über die Bühne ging. "Fish Film" war auch maßgeblich daran beteiligt, dass die Fußball-WM 2006 an Deutschland vergeben wurde. Im Auftrag des DFB wurden zwei Präsentationsfilme mit Franz Beckenbauer als Hauptdarsteller produziert.

Die von André Heller konzipierten Filme dienten zur Unterstützung der deutschen Bewerbung und sollen das FIFA-Gremium sehr beeindruckt haben ["Die Alpträume des Franz Beckenbauer" sind am kommenden Donnerstag in den "ORF-Kunststücken" zu sehen].

Igor Orovac & Josef Bacher von "Fish Film" im Interview

FuZo

: Wie würdet Ihr die kreative Grundidee der drei Werbespots beschreiben?

Fish Film

: Die "Game Boy"-Spielabenteuer werden wahr. Die Zuseher werden in die phantastische Welt der "Game Boy"-Spiele versetzt und erleben in dieser Welt jene Abenteuer, die normalerweise nur den Game Boy Spielern vorbehalten sind. Als Vorgabe haben wir dabei die branchenüblichen Treatments, d.h. die Rohkonzepte von der Werbeagentur Leo Burnett in Chicago bekommen, die dann von unseren Regisseuren in die eigentlichen verfilmbaren Geschichten umgesetzt wurden.

FuZo

: Welches Selbstverständnis habt Ihr als "Fish Film"?

Fish Film

: Wir sind eine junge Wiener Filmproduktion, gegründet von neun Menschen aus der Filmbranche: Regisseure, Kameramänner, Produzenten, Ausstatter, die sich vom Zusammenarbeiten, aber auch privat kannten. Wir hatten irgendwann die Nase voll von den hierarchischen und formellen Zwängen und der kreativen Kurzsichtigkeit der Branche und haben beschlossen, uns auf das Abenteuer einzulassen und unsere eigene Filmproduktion zu gründen.

FuZo

: Seid Ihr selbst Computerspieler?