AOL startet Internet-TV mit Serienhits

nostalgie
17.03.2006

Der Online-Dienst AOL hat einen eigenen Fernsehkanal im Netz gestartet. In2TV bietet zum Start Serienklassiker wie "Batman", "Kung Fu" und "Falcon Crest" als Streams an und soll stetig ausgebaut werden. Die Nutzung ist kostenlos und wird über Werbung finanziert.

Videos sind der letzte Schrei im Netz, alle großen Internet-Firmen bieten bereits entsprechende Services an oder haben sie in Entwicklung.

Nun hat auch AOL ein entsprechendes Angebot ins Rennen um die Gunst der Nutzer geschickt, seit Mittwoch bietet der Online-Videokanal In2TV in den USA eine erste Auswahl an Serienklassikern.

Nostalgie im Stream

Das Angebot, das derzeit TV-Klassiker der letzten 40 Jahre wie "Welcome Back Kotter", "Batman", "Kung Fu", "Falcon Crest", "Babylon 5", "Lois & Clark" und "Wonder Woman" umfasst, soll sukzessive ausgebaut werden. AOL verhandle dafür auch mit Serienproduzenten, deren Rechte nicht bei Time Warner liegen.

Neben den TV-Serien setzt AOL bei seinem Videoportal auch auf interaktive Dienste wie Ratespiele, Titelmelodie-Karaoke und Trailer für neue Serien. Demnächst will AOL auch eine eigene Video-Suchmaschine in das Angebot integrieren.

Ein Medienkonzern im Rücken ==

Gezeigt werden bereits im Fernsehen ausgestrahlte Serien der Produktionsfirma Warner Bros., die wie AOL zum weltgrößten Medienkonzern Time Warner gehört.

Genau darin liegt auch der Vorsprung gegenüber Konkurrenten wie Google, Yahoo und auch Apple - die Zugehörigkeit zu einem riesigen Medienkonzern und damit der Zugriff auf einen enormen Programmfundus.

Das für die Nutzer kostenlose Angebot soll durch Werbung finanziert werden, zu Beginn wurden dabei Intel, Kia Motors, Kraft Foods und Hershey als Hauptunterstützer präsentiert.

In2TV kann nur unter Windows XP genutzt werden, weiters ist der Windows Media Player 10 erforderlich. Einige Videos werden im "Hi-Q"-Format angeboten, das DVD-Qualität verspricht.

Google-Beteiligung

Google hat sich im Dezember für eine Milliarde US-Dollar bei der Time-Warner-Internet-Tochter AOL eingekauft [fünf Prozent] und hat den Konkurrenten Microsoft nach monatelangem Bieterkampf aus dem Rennen geworfen.

Content als Köder für Online-Werbung

Nachdem sich im vergangenen Jahr mehr Nutzer die Übertragung der weltweiten "Live 8"-Konzerte online bei AOL als im Fernsehen angeschaut hatten, glaubt das Unternehmen voll an das Gratis-Streaming-Modell.

AOL, einst Großanbieter von Dial-up-Internet-Zugängen, musste sich nach der Massenabwanderung seiner Kunden zu Breitband-Providern auf ein neues Konzept besinnen.

In den letzten zwei Jahren setzte das Unternehmen dabei verstärkt auf Online-Werbung als Umsatzmotor. Und diese könne gerade über den Ausbau von Gratis-Content auf dem AOL-Portal noch besser verkauft werden, so ein AOL-Manager.

Ausbau geplant

Für das zweite Quartal wurde auch die Einführung von Bezahl-Downloads für im TV noch nicht ausgestrahlte Serien angekündigt, weiters sei laut AOL 2007 die Einführung eines Abo-Service möglich.

Sicher íst jedoch, dass das zweieinhalb Jahre lang entwickelte Projekt die bisher ehrgeizigste Kooperation der Konzernsparten seit der Fusion von AOL und Time Warner im Jahr 2001 ist.

Analysten begrüßten das Vorhaben als viel versprechend. "Das große Versprechen dieser legendären Fusion von AOL und Time Warner waren Synergien", sagte Jupiter-Research-Analyst Todd Chanko. Das In2TV-Projekt sei ein gutes Beispiel für genau solch wechselseitigen Nutzen. "Es ist ein Vorhaben, bei dem niemand verlieren kann."

Während der letzten Jahre war der einstige Börsen-Superstar und weltgrößte Internet-Provider AOL der renditeschwächste Geschäftsbereich des Medienkonzerns Time Warner.

(futurezone | Reuters)