US-Militär nimmt Microsoft in die Pflicht
Die Zeitung "USA Today" berichtet, dass die US-Luftwaffe Microsoft, Cisco und andere IT-Unternehmen direkt aufgefordert hat, die Sicherheit ihrer Produkte "dramatisch" zu erhöhen, und diese Forderung mit der Drohung unterstrichen hat, ihre Aufträge an die Unternehmen sonst einzustellen.
Laut der Zeitung ist auch der neue "Sicherheits-Masterplan", den Bill Gates im Jänner verkündet hat, wenigstens zu großen Teilen auf die Kritik der US-Militärs zurückzuführen.
Der Informationschef der Luftwaffe, John Gilligan, beschuldigt Microsoft und andere IT-Unternehmen, in der Vergangenheit Produkte von "relativ niedriger Qualität" geliefert zu haben und davon ausgegangen zu sein, dass die Kunden das in der Hoffnung auf Nachbesserungen tolerieren würden.
Die neue Parole, die Gates in einem Memo an alle 47.000 Microsoft-Angestellten ausgab, lautete "Trustworthy Computing" und soll Sicherheit der MS-Produkte gegenüber "Hackern und Viren" zur Priorität machen. "Wenn wir das [Trustworthy Computing] nicht umsetzen, könnten die Leute nicht willens oder in der Lage sein, die Vorteile der gesamten großartigen Arbeit, die wir leisten, zu genießen", macht Gates die Wichtigkeit seiner neuen Zielsetzung in dem Memo deutlich.

Geschäft und Patriotismus
Die Kritik der Militärs dürfte die US-IT-Industrie in der derzeitigen angespannten Marktsituaion nicht kalt lassen.
Nach der Erhöhung des US-Militärbudgets um 48 Milliarden USD und des Budgets für die Zivilverteidigung auf 38 Milliarden USD hoffen viele High-Tech-Firmen auf einen warmen - und auf Jahre sicheren - Geldregen aus Washington.
US-Vizepräsident Dick Cheney hat in einer Rede im "Tech Museum of Innovation" in San Jose IT-Industrievertreter aus dem Silicon Valley sogar explizit dazu aufgefordert, sich an der Entwicklung von Militär- und Sicherheitstechnologien zu beteiligen - und daran gut zu verdienen.
Die Erhöhung des Verteidigungsbudgets um 48 Milliarden USD ist die deutlichste seit 20 Jahren. Nach der Aufstockung würde der Wehretat 379 Milliarden USD betragen. Das Gesamtbudget beläuft sich auf 2,1 Billionen USD. Präsident George Bush plant für die kommenden fünf Jahre eine Erhöhung der jährlichen Verteidigungsausgaben um insgesamt 120 auf 451 Milliarden USD.

Was auf dem Spiel steht
Allein die Luftwaffe gebietet dieses Jahr über einen Technologie-Etat von sechs Milliarden USD, und Microsoft ist nach Angaben des Militärs der größte Technologielieferant der Luftwaffe.
Gilligan, der neben Microsoft und Cisco auch eine Reihe von anderen IT-Firmen zu mehr Sicherheit ermahnt hat, sprach die möglichen Konsequenzen offen aus:
"Wir können uns keine Ausfälle leisten, und wer uns die besten Lösungen anbietet, mit dem werden wir Geschäfte machen."

Infrastruktur in Gefahr
"USA Today", das vielen Medienbeobachtern als derzeit aggressivstes Sprachrohr des US-Patriotismus gilt, stellt aber auch einen Zusammenhang zwischen den Forderungen der Militärs und weitergehenden Sicherheitsüberlegungen an.
Demnach geht es der Airforce nicht nur um die Sicherheit der eigenen Systeme, sondern auch um die generelle Sicherheit der IT-Infrastruktur des Landes.