Jugendschutz für Multi-Kulti-Gesellschaften
Das österreichische System Confoki, eine Kombination aus Browser-Plugin und Suchmaschine, soll Kinder vor unerwünschten Online-Inhalten fernhalten. Dabei wird nicht nach Alter, sondern nach Weltbildern gefiltert.
Im Rahmen des Internet Summits Austria hat der Verband der heimischen Internet Provider ISPA am Donnerstag mit Confoki ein Browser-Plugin samt Suchmaschine offiziell vorgestellt, das zumindest Volksschulkinder vor Websites mit unpassenden Inhalten fernhalten soll.
Die kostenlose Software, finanziert von der ISPA und der Förderstelle der Stadt Wien ZIT, filtert nach 39 Kategorien, von "Nackte Brüste" über "leidenschaftliches Küssen", "Foltern oder Töten von Tieren", "Gotteslästerung" bis hin zu "Benutzergenerierte Inhalte wie Chat-Rooms".
Freiwillige Klassifizierung der Websites
Ist der durch ein Passwort geschützte Filter an, werden alle Seiten mit den jeweils unerwünschten Inhalten nicht angezeigt. Auch die dazugehörige Suchmaschine liefert bei Aktivierung des Filters nur jene Seiten, die den jeweiligen Kategorien entsprechen.
Als Basis dienen die so genannten ICRA-Labels der Internet Content Rating Association, mit denen Webmaster die Inhalte ihrer Website klassifizieren können. Diese freiwilligen Informationen werden als Datei auf dem jeweiligen Webserver gespeichert und von Confoki abgerufen. Laut Angaben sind derzeit rund 50.000 Websites mit den ICRA-Labels gekennzeichnet.
Confoki ist seit Donnerstag als Public Beta auf Deutsch und Englisch vorerst nur für Firefox verfügbar. Eine Version für den Internet Explorer soll folgen, sobald die Spezifikationen für den IE 8 vorliegen.
Mitarbeit der Jugendverbände
In Zukunft sollen bei Confoki auch Voreinstellungen wirksam werden, die von heimischen Eltern- und Jugendverbänden definiert worden sind, erklärte Entwickler Michael Eisenriegler bei der Vorstellung gegenüber ORF.at, mit denen Eltern dann für ihre Kinder "das eigene Weltbild" auswählen könnten.
Bereits in Entwicklung sei etwa ein Preset des katholischen Familienverbands und auch die Elternvereine der Pflichtschulen seien an einer Mitarbeit bei Confoki interessiert.
Nicht das Alter, die Kultur zählt
Auf der Suche nach einer geeigneten Software sei die ISPA draufgekommen, dass bisherige Lösungen vor allem auf Ansätze aus den 50er Jahren basierten und in der heutigen, globalisierten Gesellschaft veraltet und nicht mehr sinnvoll seien, so Eisenriegler.
Es gebe in Europa und selbst zwischen den Bezirken Wiens nämlich keine ausreichend einheitlichen Werte: "Während in einer Familie nackte Brüste für einen 12-Jährigen kein Thema sind, kann das anderswo durchaus ein Problem sein." Nicht das Alter, sondern der kulturelle Unterschied sei dabei entscheidend.
Endstation Wissensvorsprung
Allerdings habe auch Confoki Grenzen, so Eisenriegler, und zwar sobald die Kinder besser mit dem Computer umgehen könnten als ihre Eltern: "Die Zielgruppe endet dort, wo das Kind sich selbst zu helfen weiß. Es hat keinen Sinn für einen 16-Jährigen zu filtern", daher sei die Software vor allem für Volksschüler - und deren Eltern.
Confoki ist laut Entwicklern Open Source, der Code soll demnächst auf der Website zur Verfügung stehen. Derzeit werden von der Confoki-Suchmaschine, die auf der freien Suchmaschine Sphider basiert, zudem erst alle gelabelten Websites indiziert.
"Verantwortungsvoller Umgang"
Bei der offiziellen Vorstellung erklärte Herbert Rosenstingl von der Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen [BuPP] aus dem Publikum, dass Confoki wie auch andere derartige Tools für den privaten Gebrauch etwas Zeit brächten - Zeit, die die Eltern nutzen könnten, um ihren Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit dem Medium Internet beizubringen. "Mehr kann nicht geleistet werden, alles andere ist Unsinn."
Kinder brauchen Risiken
David Miles vom Family Online Safety Institute [FOSI], eine Non-Profit-Organisation zu der ICRA gehört, sagte, dass Kinder Risiken brauchen und es daher nicht immer sinnvoll sei, alles zu filtern.
Miles erklärte auch, dass falsche Labels bei Websites kaum vorkommen würden, da wirklich daran Interessierte wahrheitsgetreue Angaben machen würden. Um eine stärkere Verbreitung der ICRA-Labels zu erreichen wird laut Eisenriegler unter anderem darüber nachgedacht, die User selbst Labels für Websites vergeben zu lassen, um Missbrauch dabei auszuschließen auf Wiki-Basis.
Bereits geplant sei, dass Confoki von Wien aus und mit Hilfe von FOSI und der heimischen Initiative Saferinternet auch weltweite Verbreitung finden soll. Von Saferinternet nahm
(futurezone | Nadja Igler)
