Österreich braucht 15.000 IT-Experten
Während viele Branchen derzeit vor der Schwierigkeit stehen, Personal abzubauen, hat die Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche ganz andere Probleme. 15.000 IT-Experten werden einer Studie von Neumann Management Consulting zufolge allein in Österreich gesucht, in Europa sind es 1,6 Millionen. Österreichs Computerbranche reagiert auf den Personalmangel mit neuen Wegen der Personalrekrutierung und mit verstärkten Ausbildungsinitiativen im eigenen Unternehmen.
"Die Arbeitsmarktlage ist sehr kritisch", betonte Manfred Palecek, Personalrecruiter bei IBM-Österreich, im Gespräch mit der APA. Vor allem im UNIX- und SAP-Bereich gebe es "viel zu wenig Spezialisten". Der Mangel wirke sich auch direkt auf die Erträge aus: "Wenn wir mehr Personal hätten, könnten wir mehr Aufträge schaffen", so Palecek. Der Personalmangel habe zwangsläufig auch zu einer Überbezahlung der Branche geführt. Besonders SAP-Spezialisten hätten Löhne, mit denen einzelne Unternehmen nicht mehr mithalten könnten.
Mehr Aufträge als Personal
"Der Mangel an IT-Experten ist bei Beko deutlich zu spüren", schlug Ralph Köbler, Personalrecruiter beim Softwareunternehmen Beko, in die gleiche Kerbe. Beko habe wesentlich mehr Aufträge, als man auf Grund des Personalmangels abdecken könnte. Beko habe daher neue Wege des Personalrecruitings entwickelt. "Wir finden bereits 60 Prozent unseres Personals über das Internet, vor zwei Jahren waren es noch nicht einmal 20 Prozent", so Köbler.
"Der Arbeitsmarkt ist sehr dünn", bestätigt auch Compaq-Österreich-Personalchef Gerhard Zimmermann. Die Situation sei durch den Boom in der Telekommunikationsbranche schwieriger geworden. Vor allem in besonders zukunftsträchtigen Märkten wie etwa dem Internet seien Experten gesucht.
Allerdings reflektiere Compaq den extremen Personalmangel in der Branche nicht so stark, da man sich das Personal in hohem Maße selbst ausbilde. "Wir rekrutieren Uni- und HTL-Absolventen und zertifizieren die Mitarbeiter ähnlich wie etwa Microsoft dann selbst." Falls Compaq in Engpässen mit den eigenen Ressourcen nicht auskomme, könne man auch auf das Partnerschafts-Netzwerk mit Systemhäusern zurückgreifen.
IT-Experten auch künftig Mangelware
Für die Millenniums-Umstellung habe Compaq keine zusätzlichen Mitarbeiter aufgenommen, die Mehrarbeit sei durch Mehrstunden der Beschäftigten bewerkstelligt worden. "Durch den Millenniums-Bug sind unsere Mitarbeiter noch bis Mitte Jänner zu erhöhten Bereitschaften aufgefordert", so Zimmermann.
Eine Entspannung der schwierigen Arbeitsmarktsituation ist in naher Zukunft nicht abzusehen. Da in den kommenden Jahren viele Projekte aktiviert werden, die auf Grund der Jahr-2000-Umstellung auf die lange Bank geschoben wurden und außerdem die Euro-Einführung ansteht, würden IT-Experten auch in den nächsten zwei bis drei Jahren Mangelware sein, so die einhellige Meinung der Experten.