Domain-Namensmonopol fällt endgültig
Ein Jahr nachdem die Non-Profit-Organisation ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers] ins Leben gerufen wurde, hat sie ihr Hauptziel erreicht: die echte Liberalisierung der Domain-Namensvergabe mit den Endungen "com", "net" und "org".
Bis Mitte diesen Jahres hatte die Firma Network Solutions [NSI] ein Monopol auf die Vergabe, seitdem gab es eine halbherzige Übergangsregelung, die vor allem daran krankte, dass NSI die ICANN nicht als Autorität akzeptierte. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass die Organisation zunehmend Schulden anhäufte, was wiederum ihrer Arbeit und dem Vertrauen der Öffentlichkeit abträglich war.
Network Solutions Inc.Die jetzt getroffene Regelung kam vor allem auf Druck von potenziellen Wettbewerbern NSIs und durch die geduldige Vermittlung der amerikanischen Internet-Behörde zustande. NSI wird zukünftig zu den gleichen Konditionen Domains vergeben wie die 80 bis jetzt bei der ICANN für dieses Geschäft registrierten Firmen.
Allgemein wird erwartet, dass durch den echten Wettbewerb die Preise für neue Domains sinken und das Service verbessert wird.
Gleichzeitig bekommt die ICANN sofort 1,25 Millionen Dollar von der NSI. Diese sind als Gebühren für Registrierungen seit der letzten, halbherzigen Regelung angefallen und von NSI nicht gezahlt worden, da sie die Organisation nicht akzeptierte.
Unter anderem darf NSI nur noch Domains nach erfolgter Zahlung der Registrierungsgebühr vergeben. Diese von der ICANN geforderte, jetzt allgemein gültige Regel soll Cyber-Squatter abschrecken.
ICANN wird echte Netz-Autorität
Die Einigung und die damit verbundene Liquidität sollten der ICANN endlich zu der Autorität verhelfen, die sie als Non-Profit-Organisation braucht, um die von wirtschaftlichen Interessen stark geprägte Domain-Namensvergabe und -verwaltung effizient und im Interesse aller Netz-User durchzuführen.
Schon am Montag, als sich die jetzige Einigung abzeichnete, spendete die Markle Foundation der ICANN 200.000 Dollar. Bisher hatten sich Spender trotz eindringlicher Aufrufe zurückgehalten, da an der Funktionstüchtigkeit der Organisation gezweifelt wurde.
Bisher wird die ICANN von Interimsdirektoren geführt, die von Firmen und Organisationen gewählt wurden. Nach dem aktuellen Durchbruch sollen die Bedingungen für die Mitgliedschaft von Einzelpersonen schnell beschlossen werden. Im nächsten Jahr sollen dann die ICANN-Direktoren wirklich demokratisch gewählt werden.
Die zweite große Aufgabe der ICANN wird in naher Zukunft die Entwicklung neuer Top-Level-Domains sein.