07.11.1999

IM VISIER

Bildquelle: AP

Die Härte des Spruchs gegen Microsoft

In den allermeisten US-Kommentaren [siehe unten] wird dem klaren Ausspruch des Richters eingehende Würdigung zuteil. Dass diese, besonders in den Schlusspassagen frontal gegen die Argumentation Microsofts gerichtete, Sachverhaltsdarstellung so deutlich ausfiel, verwundert wenig.

An Ehrwürden Thomas Penfield Jackson haben sich schon verschiedene Politiker die Zähne ausgebissen.

Der 62-jährige US-Jurist brachte 1991 Washingtons Bürgermeister Marion Barry wegen Kokainkonsums hinter Gitter.

Drei Jahre später führte sein Urteil in einem Sex-Prozess zum Rücktritt des republikanischen Senators Bob Packwood.

Die scharf formulierte Darstellung der Faktenlage im Kartellverfahren gegen Microsoft verhilft Jackson nun zu noch mehr Aufmerksamkeit.

Berufen von Ronald Reagan

Der Harvard-Absolvent und deklarierte Republikaner Jackson wurde 1982 vom damaligen Präsidenten Ronald Reagan zum Bundesrichter in Washington berufen, nachdem er sich als stets bis ins Kleinste vorbereiteter Anwalt einen Namen gemacht hatte.

Im Falle Microsoft zeigt sich Jackson furchtlos und entschlossen. Im Dezember 1997 ordnete er an, dass der Softwaregigant seinen Internet-Explorer zunächst nicht mit Windows 95 oder jeder künftigen Version des PC-Betriebssystems vertreiben durfte.

In dem seit Oktober 1998 laufenden Kartellverfahren ließ er Firmenchef Gates in einer auf Video aufgezeichneten Vernehmung schlecht aussehen. Und seine jetzige Einschätzung der Faktenlage bedeutet eine wichtige Weichenstellung für eine ganze Industrie.

Geradezu "gnadenlos"

Steve Lohr, Kolumnist der New York Times, fand die Entscheidung "eindeutig und klar", die Sprache Richter Jacksons "geradeheraus". Das Finding sei ein Knüppel, der nun gegen Microsoft geschwungen werde.

"Ein böser Tag für Microsoft", sagte William Kovacic, Professor an der Law School der George Washington Universität, da der Richter die Sichtweise der Regierung geradezu "gnadenlos" übernommen habe.

Dan Gillmor, Kolumnist der San Jose Mercury News, nannte das Ergebnis "sonnenklar", angesichts der "fast beleidigend absurden" Argumentation Microsofts während des gesamten Prozesses.

Sun, Netscape

"Eine Schlacht wurde zu Gunsten des Konsumenten entschieden", sagte Mike Morris, einer der Vizepräsidenten von Sun. "Diese Tatsache wird das Bild von Microsoft als übermächtiger Kraft, gegen die Widerstand zwecklos ist, zerstören."

Für Jim Barksdale, den früheren CEO des Konkurrenten Netscape, ist "das Gefühl, Recht bekommen zu haben - just great".