Deutsche Telekom gegen Telefonsex
Die Deutsche Telekom will nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" mit einer Doppelstrategie gegen Telefonsex-Hotlines vorgehen. Ein "neutraler Gutachter" soll TV-Sender, Zeitungen und Zeitschriften auf Werbung für Sex-Telefonate untersuchen.
Bei "eindeutigen Angeboten" werde abgeschaltet, berichtet das Magazin in seiner neuen Ausgabe. Mit April 2000 sollen die Service-Anbieter mit 0190er- Nummern ihre Gebühren selbst eintreiben.
Sittenwidrig
Als Gründe nennt die Telekom den "Imageverlust", "Verunsicherung der Kunden", der wichtigste ist aber, dass allein 1999 ein Umsatzausfall von 160 Millionen Mark hingenommen werden musste, weil Sextelefonate nicht bezahlt wurden. Die Telekom habe Probleme, das Geld einzutreiben, nachdem mehrere Gerichte das Geschäft mit den Sex-Nummern als sittenwidrig eingestuft haben.
So hatte im April ein Stuttgarter Gericht eine Klage der Telekom gegen einen Anrufer zurückgewiesen, der der Gesellschaft mehr als 25.000 Mark Gesprächskosten schuldete. Die Richter beriefen sich auf ein Urteil aus dem Jahre 1998, wonach durch Telefonsex "ein bestimmtes sexuelles Verhalten potenzieller Kunden in verwerflicher Weise kommerziell ausgenutzt werden soll".
Damit beteilige sich die Telekom an einem sittenwidrigen Geschäft. Mit diesem Argument lehnten "Focus" zufolge in mehr als der Hälfte der etwa 50 bundesweit abgeschlossenen Verfahren die Richter Telekom-Klagen ab.
Mitschnitt am "Schandlohn" 25 Prozent
Die Telekom macht laut "Focus" mit den 0190er-Nummern in diesem Jahr einen Umsatz von 900 Millionen Mark, rund 600 Millionen Mark entfielen allein auf die Sex-Nummern. Wer eine 0190er-Nummer anrufe, bezahle zwischen 81 Pfennig und 3,63 Mark für eine Minute. Die Telekom kassiere den Gesamtbetrag, der Anbieter erhalte für seine Leistung etwa 75 Prozent des Telekom-Umsatzes.