18.11.1999

ÜBERNAHME

Bildquelle: Mannesmann

Mannesmann-Aufsichtsräte beraten morgen

Wenn die Aufsichtsräte der Mannesmann AG morgen zu einer ordentlichen Sitzung zusammentreten, wird voraussichtlich schon ein neues Übernahmeoffert von Vodafone vorliegen.

Die mögliche feindliche Übernahme durch die britische Mobilfunkfirma Vodafone AirTouch und die drohende Zerschlagung der Mannesmann AG stehen ganz oben auf der Tagesordnung der Kontrolleure. Dabei erhofft sich der Vorstand um Klaus Esser von dem Gremium Rückendeckung. Schließlich steht die Unabhängigkeit eines Konzerns auf dem Spiel, der als eines der erfolgreichsten deutschen Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit gilt.

Ablehnung

Das erste Übernahmeangebot von Vodafone hatte Mannesmann-Chef Esser am vergangenen Wochenende als völlig unzureichend abgeschmettert. Nur zwei Tage später drohte Gent auf einer Pressekonferenz in London unverhohlen mit einer feindlichen Übernahme. Vodafone will sich im Fall einer Übernahme ganz auf den Mobilfunk konzentrieren und die anderen Mannesmann-Sparten [Anlagenbau, Autotechnik, Röhren] abgeben. Aus der Telekommunikation soll der Festnetzbereich [Arcor | Otelo] herausgelöst, eventuell verkauft oder an die Börse gebracht werden. Mit der Filetierung des traditionsreichen Düsseldorfer Unternehmens könnte Vodafone den Kauf dann zum Teil finanzieren.

Mannesmann-Sprecher Manfred Söhnlein zeigt sich zuversichtlich, dass Vodafone mit seinen Übernahmeplänen scheitern wird - auch wenn Gent das ursprüngliche Gebot nachbessert.

Für eine Mannesmann-Aktie, so die erste Offerte, sollte es 43,7 Vodafone-Aktien geben - ohne Barabfindung. Das waren rund 200 Euro [2.752,06 ATS] je Aktie. Die alles entscheidende Frage lautet jetzt: Bei welchem Gebot werden die Aktionäre schwach?

Vodafone-Sitzung heute

Laut einer Vodafone-Sprecherin wird der Vorstand noch heute Nachmittag zusammentreten und über die Höhe seines angedrohten feindlichen Übernahmeangebots für den Mannesmann-Konzern entscheiden.

Bei den Vodafone-Beratungen geht es darum, ob der Konzern sein Angebot für Mannesmann-Aktien auf den "Knockout"-Preis von 240 Euro pro Aktie erhöhen wird. Diesen Preis könnten auch bisher skeptische Mannesmann-Aktionäre für angemessen und attraktiv halten.

Filetierung

Um die verschiedenen Sparten des Mannesmann-Konzerns, die im Falle einer Übernahme durch den britisch-amerikanischen Mobilfunkriesen Vodafone-AirTouch verkauft werden sollen, wird hinter den Kulissen schon heftig gerangelt. Vor allem für das Telefon-Festnetz um Mannesmann Arcor und Otelo, für die Autotechnik und den Maschinen- und Anlagenbau von Mannesmann gebe es reihenweise Interessenten aus dem In- und Ausland, berichtete die Tageszeitung "Die Welt" heute unter Berufung auf Insider. Sofort loswerden dürfte Vodafone auch den gerade erst von Mannesmann erworbenen britischen Mobilfunkanbieter Orange, der bei einer Übernahme aus Wettbewerbsgründen wieder abgespalten werden müsste. Um die im Mannesmann-Portfolio versteckten Luxus-Uhrenhersteller Jaeger LeCoultre und Lange&Söhne bemüht sich laut "Welt" der französische Luxusgüterkonzern LVMH. Zum Ladenhüter könnten sich dagegen die mit Verlust arbeitende Röhrenproduktion, die Stahlproduktion in Duisburg und das Brasilien-Geschäft von Mannesmann erweisen.