ITU-Chef will Internet nicht regieren
Der neue Chef der UNO-Organisation ITU, Hamadoun Toure, will die Internet-Verwaltung ICANN nicht ablösen, sondern mit ihr zusammenarbeiten. Jedes Organ habe eine Funktion zu erfüllen, so Toure, der einen "Cyberwar" der Regierungen verhindern will.
Toure, seit Jänner der neue Chef der International Telecommunications Union [ITU], sprach sich am Freitag gegen eine neue "Superstruktur" für die Verwaltung des Internets aus.
Vielmehr solle das Internet durch große Organe wie die bisherige Internet-Verwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers[ICANN] und auch die ITU beaufsichtigt werden.
Absage an "Übernahme"
Es sei nicht seine Absicht, die Regierung des Internets zu übernehmen, so Toure weiter: "Ich glaube nicht, dass das der Auftrag der ITU ist." Als Generalsekretär wolle er sich aber weiter an der Diskussion beteiligen und technische Unterstützung liefern.
Die ITU werde sich unter seiner Leitung auf Cyber-Sicherheit und den "Digital Divide" konzentrieren, kündigte Toure weiters an.
"Jeder hat eine Funktion zu erfüllen"
"Wir müssen alle zusammenarbeiten, jedes Organ hat eine Funktion zu erfüllen. Wir müssen eine bessere Kooperation erreichen und eine neue Superagentur vermeiden, die sehr umstritten und schwer durchsetzbar wäre", so Toure.
Vor allem die neuen IT-Mächte China und Indien sähen die Internet-Adressverwaltung lieber in den Händen der ITU als in jenen der ICANN, die ihre Legitimation aus einem Vertrag mit dem Handelsministerium der USA bezieht.
Einige Länder haben sogar mit dem Aufbau einer eigenen Internet-Struktur gedroht, sollte sich an der derzeitigen Regelung nicht etwas ändern.
"Cyberwar vermeiden"
"Wir müssen einen Cyberwar zwischen den Regierungen vermeiden", ist sich Toure der Schwierigkeit offenbar bewusst, alle Wünsche und Forderungen unter einen Hut zu bringen.
Die Regulierung solle so leicht wie möglich sein und sich an die lokalen Gegebenheiten anpassen, fügte Toure hinzu. Als Vorbild nannte er in dem Zusammenhang die US-Behörde FCC.
Kritiker werfen der ICANN vor, sich zu sehr den Wünschen der US-Regierung unterzuordnen. Sie fordern eine unabhängige Internet-Regierung, die sich der Wünsche aller Staaten annimmt.
(Reuters | AP)