25.10.2000

BÖSE

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Dot.com-Manager haben "dunkle Vergangenheit"

Führungskräfte von Internet-Firmen, so genannten Dot.coms, sind mit einer vier Mal so hohen Wahrscheinlichkeit mit einer "anrüchigen Vergangenheit" behaftet wie Führungskräfte aus anderen Industrien. Das geht aus einer Untersuchung von Kroll Associates, einem auf Sicherheitsinformationen spezialisierten US-Unternehmen hervor, berichtete die "Financial Times" [FT] in ihrer aktuellen Ausgabe.

Die meisten der von Kroll aufgerollten Fälle betrafen jedoch nicht unerfahrene und junge Management-Teams, die üblicherweise Dot.coms führen. "Viele sind viel zu jung, um eine mehr oder weniger berüchtigte oder irgendeine Vergangenheit aufzuweisen", zitiert die FT den New Yorker Kroll-Chef Ernie Brod.

Mehr Probleme bereiteten die "Graubärte", ältere Manager, die in das Unternehmen gebracht worden seien, um das "Format" zu erhöhen. Diese Leute bezeichnet Brod als Vampir-Investoren, die mit wenig Kapitaleinsatz nur auf die Möglichkeit warten würden, um mit exorbitanten Beratungsgebühren wieder aussteigen zu können, oder ihre Verwandten auf die Gehaltsliste brächten.

Die Untersuchungsergebnisse dürften die Sorgen in Hinblick auf die Überlebensfähigkeit des Dot.com-Sektors weiter vergrößern, meint die FT. Sie zeigten aber auch, inwieweit das schnelle Tempo der Investments im Internet-Bereich geholfen habe, ein günstiges Klima für potenzielle Betrüger aufzubereiten.

In den letzten sechs Monaten führte Kroll 70 Hintergrunduntersuchungen unter Geschäftsführern und Aufsichtsräten von Internet-Uunternehmen durch. Rund 39 Prozent bzw. 27 Personen waren mit Problemen belastet. Kroll rechnet typischerweise mit Problemen in zehn Prozent der Fälle.

Die Probleme, die weltweit zu Tage gefördert wurden, betrafen Verletzungen von Regeln der Wertpapieraufsicht, Versicherungsbetrug, laufende Konkursverfahren, Betrügereien im Ausland bis hin zu Verbindungen zur organisierten Kriminalität.

Die gesamte Energie der Dot.coms sei dazu verwendet worden, um sich mit "Internet-Geschwindigkeit" vorwärts zu bewegen. Sorgfältige Überprüfungen der Angestellten oder interne Kontroll- und Sicherheitsvorkehrungen seien dagegen vernachlässigt worden. "Das ist wie geschaffen für jene, die wissen, wie man daraus Kapital zieht", wird der New Yorker Kroll-Chef weiter zitiert.

In einem der extremsten der von Kroll untersuchten Fälle wurden zwei potenzielle Investoren eines US-Dot.comunternehmens ermordet. Weitere Nachforschungen zeigten, dass die beiden mit dem Handel von Billigaktien und organisierter Kriminalität zu tun gehabt hatten.

Kroll zeigte sich nicht überrascht von den Ergebnissen. Viele Dot.coms hätten keine formellen Finanzchefs oder traditionelle Überwachungsmechanismen, wie beispielsweise reguläre Aufsichtsratssitzungen, zur Kontrolle der Entscheidungen und des Geldflusses, heißt es im FT-Artikel.