Jugoslawien bleibt im Netz
Beonet und die anderen Internet-Provider können wenigstens in puncto Zugang aufatmen. Der Satellitenbetreiber Loral Space & Communications wird von der US-Regierung nicht gezwungen werden, seinen Uplink in Belgrad zu abzuschalten.
Dies teilte der James P. Rubin, Sprecher des US State Department am Freitag abend in Washington mit.
Das Internet könne dazu beitragen, so Rubin weiter, der serbischen Bevölkerung die hässliche Wahrheit über die Verbrechen das Regimes Milosovevic im Kosovo zu übermitteln.
Nachdem US-Präsident Clinton vergangene Woche das Handelsembargo gegen Jugoslawien unterschrieben hat, wurde der Satelliten-Betreiber Loral Orion aufgefordert, den Link zu Jugoslawien zu schließen.
Welche Medien werden bombardiert?
"Das ist eine der typischen tutunsleid-Antworten seitens der NATO und USA" sagt Alex Krstanovic von beonet.yu, "trotzdem sind wir happy, dass die Kommunikationslinien offen bleiben."
"Was Herr Rubin vom US State Department sonst gesagt hat, nämlich dass Jugoslawien Zugang zu unabhängigen Medien brauche" so Krstanovic weiter "bedeutet dies, dass sie weiterhin Medienunternehmen bombardieren werden, wie Serbia TV, welche in den Augen der USA diese Kriterien nicht erfüllen?"
Loral Orion hatte lange Debatten mit dem US Treasury Department geführt, ob das Internet wirklich von dem Handelsembargo betroffen ist.
An Loral Orion hängen zwei der grössten jugoslawischen Internet Provider: infosky.net und Beonet.yu. Im Fall der Abschaltung hätte Jugoslawien noch zwei terrestrische Links und eine Satelliten-Verbindung gehabt, die dann aber heillos überlastet wären.
Hilferuf aus Belgrad
"Das Internet ist, abgesehen von Satelliten-Fernsehen, unsere einzige Verbindung zur Außenwelt", schreibt Alex Krstanovic vom Jugoslawischen Internet-Provider Beonet.yu angesichts der drohenden Unterbrechung der jugoslawischen Internet-Kontakte an die FutureZone.
Wir haben gelernt mit Sirenen und Bomben zu leben, aber wir können nicht ohne Internet und die Verbindung zum Rest der Welt existieren."
Hilferuf aus JugoslawienZensur & Propaganda
HelpB92, die Support-Group für unabhängige Medien in Jugoslawien, kritisierte die Haltung der USA: "In dieser Zeit extremer Isolation verlassen sich die jugoslawischen Bürger auf das Internet, um unzensurierte Nachrichten und Informationen zu bekommen. Das Internet ist auch das einzige Medium über das man ohne Einschränkungen, über die Grenzen hinweg und ohne Zensur mit der Außenwelt kommunizieren kann."
HelpB92 hatte davor gewarnt, daß die Abschaltung des Internets eine fatale Einschränkung der Meinungsfreiheit bringt.
Kritik von HelpB92
"Offene und grenzenlose Kommunikation ist für die Beendigung des
Konflikts und die Herstellung eines dauerhaften Friedens unbedingt
notwendig."