21.05.1999

ENFOPOL MORATORIUM

Bildquelle: PhotoDisc

Europa vorerst keine ÜberwachungsUnion

Die umstrittene Neufassung der EU-Entschließung zur Datenüberwachung von Telefon und Internet

[ENFOPOL] wird verschoben. Die Innen- und Justizminister der EU haben die ENFOPOL-Entschliessung von der Tagesordnung ihres für den 28. Mai angesetzten Treffens in Brüssel entschieden.

Offiziell heißt es: Die Minister hätten zwar in der Sache keine Vorbehalte, wollten jedoch zunächst eine öffentliche Diskussion in den 15 Staaten der Europäischen Union.

Weniger offiziell heisst es

Nicht ganz unerwartet hat die Industrie, allen voran die grossen TelefonNetzbetreiber hinter den Kulissen die ökonomische Note massiv ins Spiel gebracht.

Die ENFOPOL-Beschlüsse sahen bis dato vor, dass Provider aller Dienste von Internet bis GSM auf eigene Kosten Hochsicherheitstrakte, AbhörSchnittstellen und ähnliches einrichten sollten. Dies fand naturgemäss wenig Gefallen bei der Industrie.

Einwände der Justizminister

Weitere Einwände gegen ein Durchziehen der umstrittenen ÜberwachungsPläne kamen seitens mehrerer EU-Justizminister.

Der Justizausschuss des EU-Parlaments hatte am 7. Mai vergeblich eine Verschiebung des umstrittenen Gesetzvorhabens gefordert.

ENFOPOL soll erst unter der finnischen EU-Präsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 1999 wieder auf die Agenda kommen.

Nicht in den Hinterzimmern der Ministerien

Christiane Schulzki-Haddouti [Telepolis, c't], die zahllose Artikel verfasst

Wachsamkeit weiter geboten

Armin Medosch, für ENFOPOl zuständiger Redakteur von Telepolis:

Ich denke, dass die Internationalisierung der Diskussion sehr geholfen

hat, weil plötzlich in verschiedenen Ländern Widerstand spürbar wurde.

Zugleich scheint es Meinungsverschiedenheiten innerhalb verschiedener

Regierungsabteilungen und zwischen wirtschaftlichen und

sicherheitspolitischen Interessen zu geben. Doch die Verschiebung bedeutet

nicht, dass die Wachsamkeit gegenüber diesem Thema nachlassen darf.