Konsumentenschützer kritisieren Internet Banking
Ein juristisches Gutachten zum Thema Internet Banking, das das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen [IFF] im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände [AgV] erstellt hat, warnt vor einer "Abwärtsspirale beim Verbraucherschutz".
Beim Internet-Banking gibt es nach Einschätzung von Verbraucherschützern noch erheblichen Nachholbedarf in puncto Sicherheit und Kundennutzen. Online-Zugriffe auf Bankkonten über das weltweite Datennetz sind "nicht nur unsicherer, sondern auch komplizierter, umständlicher und langwieriger, als es sein könnte", beanstandet die Geschäftsführerin der AgV, Anne-Lore Köhne.
Nicht wirklich online
"Es ist eigentlich sogar falsch zu sagen, daß der Kunde seine Bankgeschäfte online erledigen kann", sagt IFF-Chef Udo Reifner.
Bei Problemen mit Direktbanken müssen sich die Verbraucher telefonisch an meist kostenpflichtige Banken-Hotlines wenden, wo ihnen "zwar freundliche, aber wenig kompetente" Call-Center-Mitarbeiter Auskunft geben.
EU-Richtlinien
Internet-Banking soll demnächst durch die EU-Fernabsatzrichtlinie geregelt werden. Die Konsumentenschützer kritisieren, daß es im Rahmen dieser Richtlinie den EU-Mitgliedstaaten untersagt werden soll, mit ihren nationalen Vorschriften über die EU-Normen hinauszugehen. AgV-Geschäftsführerin Köhne: "Beim Verbraucherkreditvertrag wird laut der EU-Richtlinie zum Beispiel keine zwingende Schriftform vorgeschrieben sein."
Ausserdem sei im Rahmen der EU-Richtlinie zum elektronischen Geschäftsverkehr geplant, daß bei Online-Verträgen das Recht des Landes gelten soll, in dem der Anbieter sitzt. Köhne: "Online-Anbieter werden sich dann bevorzugt in Ländern mit niedrigen Schutzstandards niederlassen."
Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände fordert eine EUweite Regelung, die Konsumenten vor übereilten Vertragsabschlüssen beim Internet-Banking schützt. Vor allem bei langfristigen Kredit- und Versicherungsverträgen dürfe die eigenhändige Unterschrift nicht nur einen Maus-Klick ersetzt werden. Spätestens hier kommt die geplante Signaturrichtlinie ins Spiel.