24.11.2002

E-DNA

Bildquelle: PhotoDisc

Neue Überwachungsvision des Pentagon

Das Forschungsbüro des Pentagen, das daran arbeitet, eine Datenbank aller elektronischen Transaktionen zu erstellen und nach potenzieller terroristischer Aktivität zu durchsuchen, hat sich eine neue Überwachungvision überlegt und auch gleich wieder verworfen.

Es wurde diskutiert, jegliche Internetdaten mit einer speziellen, persönlichen Kennzeichnung zu versehen, um eine anonyme Nutzung von einigen Teilen des Internets unmöglich zu machen.

Dieser Vorschlag wäre Teil einer Serie von Technologie-Initiativen, die von der Bush-Regierung zur Verhinderung von terroristischen Anschlägen auf die USA angestrebt werden.

Jeder Nutzer muss sich identifizieren

Nach dem Plan mit dem Namen "eDNA" sollte eine neue Version des Internets enwickelt werden, das einige Bereiche umfasst, in denen es unmöglich sein sollte im Netz anonym zu bleiben.

Die Technologie sollte das Internet sozusagen in zwei Bereiche teilen, einen öffentlichen, in den nur identifizierte Computernutzer Zutritt hätten und einen privaten, der keinerlei Identifikation benötigt.

Experten meinen, die sicheren Bereiche sollten zuerst nur für Regierungsangestellte und Vollzugsbehörden geschaffen werden, später auch für finanzielle Institutionen und andere Einrichtungen mit erhöhtem Sicherheitsbedürfnis.

In der Beschreibung des eDNA-Projekts ist zu lesen: "Wir stellen uns vor, dass jeder User im Netzwerk Spuren hinterlässt, so dass eindeutig festgestellt werden kann, wer wann welche Website besucht, welchen Prozess gestartet oder welche Daten versendet hat. So würde jeder, der ein Verbrechen virtuell begeht, wie auch im realen Leben seine 'eDNA' am Schauplatz hinterlassen."

User, die beim eDNA-Projekt den "sicheren" Bereich des Internets betreten wollen, müssten sich vorher digital identifizieren, etwas über seinen Fingerabdruck oder die Stimme. Diese elektronische Signatur wäre dann jeder Aktivität im Internet beigefügt, so dass diese bis zu seiner Quelle identifiziert werden könnte.

"Unfähig Informationen sinnvoll zu nutzen"

Doch die Idee des geteilten Internets ist nicht über die Planungsphase hinaus gereift. Technische und natürlich Datenschutz-Belange gerieten scharf in die Kritik.

Viele Computerexperten glaubten, das Projekt könnte keineswegs die Probleme lösen, zu deren Lösung es eigentlich geschaffen werden sollte.

"Bevor die Leute noch mehr Überwachungsdaten einholen, sollten sie erst einmal in der Lage sein, die Daten, die es jetzt schon gibt, zu verarbeiten," so Security-Experte Mark Seiden. "Alle unsere jetzigen Fehschläge resultieren eigentlich nur aus der Unfähigkeit vorhandene Informationen sinnvoll zu nutzen."

Das Projekt wurde inzwischen eingestellt. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass die Kosten und Risiken jeglichen Nutzen überstiegen hätten.